# taz.de -- Urteil gegen Neonazigruppe Sturm 34: Mit paramilitärischem Charakt… | |
> Bewährungsstrafen wegen schwerer Körperverletzung und der Bildung einer | |
> kriminellen Vereinigung: Fünf Mitglieder der Kameradschaft "Sturm 34" | |
> sind verurteilt worden. | |
Bild: Einer der Angeklagten im Prozess um die Neonazi-Gruppe „Sturm 34“. | |
DRESDEN taz | Die militante sächsische Neonazi-Kameradschaft "Sturm 34" war | |
eine kriminelle Vereinigung. Das stellte das Landgericht Dresden am Montag | |
beim Urteil im Revisionsprozess gegen fünf ehemalige Rädelsführer fest. | |
Es folgte damit dem Bundesgerichtshof, der ein erstes Dresdner Urteil aus | |
dem Jahr 2008 teilweise aufgehoben hatte. Die Strafen für die fünf | |
Angeklagten im Alter zwischen 24 und 34 Jahren fielen allerdings milder aus | |
als im ersten Prozess. Viermal Bewährung bis zu zwei Jahren, einmal | |
Geldstrafe. | |
„Sturm 34“ wurde 2006 im mittelsächsischen Mittweida gegründet und zählte | |
im Kern rund 50 Mitglieder. Die rechtsextreme Kameradschaft verübte in | |
Mittweida und Umgebung zahlreiche Überfälle und setzte sich die Schaffung | |
einer „national befreiten Zone“ zum Ziel. | |
Ein reichliches Jahr später wurde sie vom sächsischen Innenministerium | |
verboten. Ein erstes Urteil gegen einige Rädelsführer sah keine | |
Anhaltspunkte für die Bildung einer kriminellen Vereinigung. Der | |
Bundesgerichtshof hob deshalb dieses Urteil Ende 2009 auf. Die lange | |
Verschleppung des Revisionsprozesses war unter anderem von Mittweidas | |
Oberbürgermeister Matthias Damm (CDU) gerügt worden. | |
## Personelle Verknüpfung mit der NPD | |
Die 4. Strafkammer des Dresdner Landgerichts unter Vorsitz von Richter | |
Herbert Pröls folgte im Urteil teilweise dem Plädoyer der | |
Staatsanwaltschaft. Die hatte Jugendstrafen auf Bewährung für drei | |
Angeklagte gefordert. Im ersten Prozess waren noch Haftstrafen von drei und | |
dreieinhalb Jahren verhängt worden. | |
Mit einer Geldstrafe kam Matthias R. davon, dem bald Zweifel an den | |
Verbrechen von „Sturm 34“ gekommen waren und der sich als Informant des | |
Staatsschutzes angeboten hatte. Die Verteidiger hatten darauf verwiesen, | |
dass mit Ausnahme R.s alle Angeklagten heute einer geregelten Tätigkeit | |
nachgingen und teilweise Familien gegründet hätten. | |
Breiten Raum im Urteil nahm die Begründung ein, warum „Sturm 34“ nach der | |
Neudefinition des Bundesgerichtshofes doch eine kriminelle Vereinigung war. | |
Die Kammer verwies auf den paramilitärischen Charakter der Kameradschaft | |
und beleuchtete auch deren personelle Verknüpfung mit der rechtsextremen | |
NPD, die den ideologischen Hintergrund geliefert habe. | |
Der Rechtsextremismusexperte der sächsischen SPD-Fraktion, Henning Homann, | |
nannte die Dauer des Prozesses und die an dessen Ende stehenden | |
Bewährungsstrafen einen „Schlag ins Gesicht der Opfer“. Ähnlich äußerten | |
sich die Grünen. | |
11 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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