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# taz.de -- Kolumne B-Note: Wodka Goal, Flüche, Schweden-Jubel
> Die ukrainische Botschaft in Berlin lädt für das Gruppenfinale zum Public
> Viewing. Bei Kohlrouladen und einheimischen Bier geht es trotz
> Ausscheiden locker zu.
Bild: Für uns Grasovka, für Polen Zubrowka: Der mit dem Büffel halt.
Die Ukraine hat in ihrer Geschichte schon viele Schicksalstage erlebt. Am
Dienstag ist es mal wieder so weit. Die Nationalmannschaft muss in Donezk
antreten. Ausgerechnet Donezk! Die Stadt steht sowieso unter einem unguten
(roten) Stern, weil das Team von Oleg Blochin hier noch nie etwas gerissen
hat.
Auch die ukrainische Botschaft in Berlin hat den historischen Moment
offenbar erkannt und zu einem Public Viewing eingeladen. Ab 19.30 Uhr und
„um strittige Strafraumszenen sowie passives Abseits bei einem Imbiss und
Getränken zu diskutieren“, wie es in der Einladung heißt.
Einige Mitarbeiter der Vertretung sind in die knallgelb-blauen Trikots
ihrer Elf geschlüpft. Einer von ihnen unterhält sich mit zwei Gästen, die
im Hof der Botschaft vor dem Anpfiff noch schnell ihren Nikotinspiegel auf
Höhe bringen, über die Kiewer Trainerlegende Waleri Lobanowski.
Der sei leider früh gestorben, aber so ergehe es vielen Männern in der
Ukraine. Deshalb sei es auch sinnlos, über eine Erhöhung des Rentenalters
nachzudenken, sagt er. Im ersten Stock, dem Raum der Liveübertragung, ist
reichlich angerichtet: Häppchen mit Salami, Hering und Lachs, Fischspieße
sowie Golubzy („Täubchen“) – landestypische Kohlrouladen.
## „Vorglühen“ mit dem Wässerchen
Neben Saft und Wasser sind auch Obolon, ukrainisches Bier, und Wodka mit
einem „Goal“-Aufkleber im Ausschank. Der Gesandte der Botschaft in Anzug
und Schlips lädt die Anwesenden zum „Vorglühen“ mit dem Wässerchen ein. …
zum Daumendrücken für die Mannschaft, obwohl hier niemand wirklich an einen
Sieg glaubt.
Alles Nieten eben, wie auch Oleg Blochin sagt, außer Schewschenko, und der
läuft nicht auf. Die ukrainische Hymne erklingt. Alle sind still und stehen
stramm. Nur die wenigen Gäste tuscheln. Erste Halbzeit. Die Ukrainer
schlagen sich wacker. Sie werden sogar von Timoschenko unterstützt.
Doch die inhaftierte Oppositionsführerin hat nicht etwa Freigang, sondern
wird vom Kommentator mal eben mit dem Mittelfeldspieler Timoschtschuk
verwechselt. 0:0 zur Pause. Macht nichts, die Gelb-Blauen haben immerhin
eine passable Vorstellung abgeliefert.
Kurz nach dem Wiederanpfiff. Wayne Rooney köpft die Engländer in Führung.
Durchatmen bei den Ukrainern. Jetzt erst recht ein weiteres Glässchen
Goal-Wodka, der schon vorher reichlich geflossen ist. Vielleicht geht ja
doch noch etwas.
## Schweden wird bejubelt
Dann die 69. Minute. Ein Tor für die Ukrainer wird nicht gegeben. Kurze
Schockstarre im Saal. „Job tvoju mat!“ („Fick deine Mutter!“), zischt
einer, doch die kann jetzt auch nicht helfen.
Das Spiel ist aus und die Blochin-Elf raus. Die Ukrainer bleiben gelassen.
Der Sieg der Schweden über Frankreich wird mit Applaus und Jubel quittiert.
Einer sagt: „Jetzt hat Blau-Gelb doch noch gewonnen.“ Und: „Hauptsache, d…
Ukraine bringt das Turnier gut zu Ende. Dann ist das auch für uns ein
Sieg.“
20 Jun 2012
## AUTOREN
Barbara Oertel
Barbara Oertel
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