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# taz.de -- Kommentar Taliban-Angriff in Kabul: Ein Zeichen der Stärke
> Die Taliban haben lange versucht, das Bild von Hinterwäldlern
> loszuwerden. Doch der Angriff zeigt: Die puritanistische Strömung der
> Bewegung ist weiter aktiv.
Zweierlei haben die Taliban mit einem weiteren Überfall auf ein Hotel am
Kabuler Stadtrand gezeigt: zum einen dass sie trotz anderslautender
Behauptungen aus Nato-Kreisen sehr wohl weiterhin handlungsfähig sind; zum
anderen dass ihre alte, puritanische Strömung ebenfalls weiter aktiv ist,
der jede Art von Belustigung ein Gräuel ist, vor allem wenn Männlein und
Weiblein sich nicht ordentlich voneinander getrennt amüsieren.
Dieser Strömung verdankte das Taliban-Regime der späten 1990er-Jahre seine
internationale Isolierung. Die jetzige Taliban-Führung unternahm in den
letzten Jahren einiges, um das Bild von Hinterwäldlern loszuwerden: sie
ließ – lokal unterschiedlich gehandhabt – Mädchenschulen zu und
verpflichtete ihre Kämpfer, Zivilisten zu schonen. Bei Letzterem haben sie
jedoch, wie ihre Nato-Widerparts, Umsetzungsprobleme.
Angriffe wie der aktuelle bringen ihnen keinen militärischen Sieg. Das
wissen die Taliban selbst. Aber sie verschaffen Medienaufmerksamkeit,
korrigieren das schöne Bild des – nach Nato-Lesart – super verlaufenden
Abzugsprozesses und verunsichern enorm. Die Zahl afghanischer Asylbewerber
ist wieder drastisch gestiegen, ebenso der Kapitalabfluss aus dem Land.
Selbst Regierungsmitglieder verlegen ihre Familien ins Ausland, so steht es
in einem neuen Bericht der dänischen Regierung. Bedenklich ist auch, dass
die Taliban offensichtlich über eine gute Infrastruktur – und Unterstützung
– in und um Kabul verfügen, nicht nur über eine Handvoll an der
Nato-Übermacht schon halb verzweifelter Leute.
Und schließlich: Da es bei den Regierungen der truppenstellenden Staaten
Konsens ist, eine Verhandlungslösung mit den Taliban herbeizuführen –
notfalls gegen Bedenken der Opposition und der Zivilgesellschaft –, stärkt
solch militärischer Nadelstich ihre politische Position.
22 Jun 2012
## AUTOREN
Thomas Ruttig
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