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# taz.de -- Streit um Ostsee-Klinik: Erpressung als Joker
> Im Tarifkonflikt bei der Damp-Holding ist 1.000 Service-Mitarbeitern
> gekündigt worden. Die Gewerkschaft Ver.di nennt das "verwerflich".
Bild: Der Warnstreik im März hat nichts gebracht, der Konflikt eskaliert.
Die neuen Gesellschafter der norddeutschen Damp-Holding, die Berliner Bosse
der Helios GmbH, proben im Konflikt um einen neuen Konzerntarifvertrag die
Eskalation: Während die Beschäftigten der Kieler Ostsee-Klinik am Freitag
in den Streik traten, flatterten 1.000 Mitarbeitern der Damp-eigenen
Zentralen Service-Gesellschaft (ZSG) am Morgen an allen Standorten im
Norden die Kündigungen zum 31. Juli ins Haus. „Als die Mitteilung vorlag,
die ZSG will unbefristet streiken, haben die Kliniken wegen eingeschränkter
Leistung die Verträge außerordentlich gekündigt“, sagt
Helios-Regionalgeschäftsführer Nord-West, Jörg Reschke.
Für die Gewerkschaft Ver.di ist das ein einzigartiger Vorgang. „Das hat
eine atemberaubende Dimension, die zugleich verwerflich ist“, sagt
Ver.di-Verhandlungsführer Oliver Dilcher. „Dieses Vorgehen ist erkennbar
rechtswiderig“, ergänzt Ellen Paschke vom Ver.di-Bundesvorstand in Berlin.
Die Kündigungen seien ohne Handhabe und ohne Beteilung des Betriebsrat
ausgesprochen worden. „Die Kündigungen zielen ausschließlich darauf, von
den Beschäftigten einen Streikverzicht zu erpressen.“ Die Begründung, die
ZSG könnte wegen Streiks ihre vertragliche Leistungen nicht erbringen, sei
an den „Haaren herbeigezogen“, so Paschke. Es gebe seit langem
Notdienstvereinbarungen, die bei Arbeitskämpfen die Akut- und
Notfallversorgung jederzeit sicherstellten. „Helios tritt das Recht mit
Füssen, dass Menschen ihr grundgesetzliches Recht auf einen Arbeitskampf um
bessere Bezahlung in Anspruch nehmen“, sagt Dilcher. „Es ist verwerflich,
so ein hässliches Spiel zu treiben.“
Ver.di kündigte an, umgehend die erforderlichen rechtlichen Schritte gegen
die ungerechtfertigten Kündigungen einzuleiten und den Betroffenren
Rechtsschutz zu erteilen. „Alle Mitarbeiter müssen der Kündigung
widersprechen, auch wenn sie offenkundig rechtswidrig sind“, sagt Dilcher.
Helios setzt indes den Poker fort, um Ver.di zur Kapitulation zu zwingen.
„Wir werden jetzt direkt mit der Verhandlung um einen freiwilligen
Sozialplan beginnen“, sagte Reschke. Er könne sich aber vorstellen, wenn es
bis Ende Juli in dem Tarifkonflikt zu einer Einigung komme, so Reschke,
„die Rücknahme der Kündigungen zu prüfen“.
Obwohl die Tarifkontrahenten Montag verhandeln wollen, bleibt die
Arbeitskampf-Planung von Ver.di bestehen. Am Mittwoch soll in der
Ostseeklinik Damp gestreikt werden.
22 Jun 2012
## AUTOREN
Kai von Appen
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