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# taz.de -- Spanien im EM-Finale: Ciao Ronaldo!
> Ohne den Fluss, ohne die Präzision aus früheren Zeiten spielen die
> Spanier sich ins Elfmeterschießen. Beide Torhüter halten je einmal, dann
> verschießt Alves und Fabregas trifft.
Bild: Die Erlösung nach dem Elfmeterschießen.
Das Spiel: Nach vorsichtigem Beginn sieht es so aus, als ob die Spanier
ihre Passmaschine anwerfen können. In der Folge halten die Portugiesen aber
dagegen, durch frühes Stören dank hohen läuferischen Aufwands gelingt es
ihnen, die Fehlerquote der Spanier in unbekannte Höhen zu treiben. Selbst
wenn die Spanier in Strafraumnähe kommen, ist der letzte Pass oft viel zu
ungenau.
Die Portugiesen ihrerseits versuchen eher schnell nach vorn zu spielen,
können aber keine Überzahlsituationen herstellen. Es gibt Torgelegenheiten
auf beiden Seiten, aber keine wirklich große Torchance. Portugal glaubt an
seine Chance, und die Spanier zeigen sich beeindruckt.
Die zweite Halbzeit beginnt, wie die erste endete, Portugal attackiert
früh. In der 54. Minute kommt Fabregas für Negredo, der bis dahin als echte
9 wirkungslos blieb. Dass Spanien in der 60. schon die zweite Auswechslung
(Navas kommt für David Silva) vornimmt, zeigt die Unzufriedenheit von
Trainer Del Bosque. Spanien bleibt jetzt länger am Ball beziehungsweise
gewinnt ihn schneller zurück - aber noch immer ohne richtige Torchance. Ab
der 70. Minute scheint das Spiel offener zu werden, die Spieler werden
langsam müde, es ergeben sich mehr Räume. Auch die Fehler häufen sich, auf
beiden Seiten. Und es gibt Gelbe Karten, vor allem für Portugal.
Symptomatisch für Spaniens Spiel ist die Auswechslung von Xavi fünf Minuten
vor Ende der regulären Spielzeit. Das hat alles nicht mehr die Präzision,
den Fluss, die Überraschung und nicht die Geschwindigkeit früherer Zeiten.
Und Portugal hat kurz vor Schluss sogar die Riesenchance zum Siegtreffer,
aber Mereilles spielt beim ersten Konter in Überzahl den Pass Christiano
Ronaldo nicht gut in den Lauf, sodasss dieser nur mit Mühe hinter den Ball
kommt und verschießt.
In der Verlängerung scheinen die Spanier ihren Siegeswillen wiedergefunden
zu haben. In der 104. Minute hat Iniesta nach tollem Durchbruch von Alba
links sogar die Megachance zum 1:0, aber Rui Patricio, bisher kaum geprüft,
pariert glänzend. Auch in der zweiten Hälfte der Verlängerung ist Spanien
das stärkere Team und hat in der 114. Minute erneut eine erstklassige
Chance, aber Pedro wird beim Konter noch eingeholt von zwei Abwehrspielern.
Die Portugiesen, eigentlich platt, kämpfen wie die Löwen und retten sich
ins Elfmeterschießen.
Der Moment des Spiels: Bruno Alves, vierter Schütze der Portugiesen im
Elfmeterschießen, will den Ball reinzimmern, trifft aber nur die Latte.
Fabregas verwandelt, Spanien ist im Finale.
Spieler des Spiels: Der portugiesische Torwart Rui Patricio rettet Portugal
nicht nur mit zwei glänzende Paraden ins Elfmeterschießen, sondern hält
auch den ersten Elfmeter von Xabi Alonso fantastisch.
Die Schlussfolgerung: Spanien ist definitiv nicht in der Verfassung wie vor
zwei Jahren. Und: Portugal zeigt, dass man nicht nur mit der Chelsea-Taktik
eine spanische Mannschaft in wirkliche Schwierigkeiten bringen kann,
sondern auch mit Fußballspielen, eine gute Defensivarbeit immer
vorausgesetzt. Portugal ist definitiv zurück in der europäischen Spitze.
Und sonst? Die Zuschauer buhen und pfeifen zeitweise: Sie haben Spaniens
Ballbesitzfußball satt, jedenfalls wenn er ohne Risiko, ohne wirklichen
Druck auf das Tor daherkommt. Der türkische Referee lieferte eine der
besten Schiedsrichterleistungen dieses Turniers ab. Unaufgeregt, souverän.
27 Jun 2012
## AUTOREN
Stefan Mahlke
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Schwerpunkt Fußball-EM 2024
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