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# taz.de -- Kommentar vertrauliche Geburt: Gute Idee, aber keine Lösung
> Vertrauliche Geburten statt Babyklappen zu ermöglichen, hilft
> möglicherweise den Kindern. Doch könnte es die betroffenen Mütter in
> aussichtslose Situationen drängen.
Schon die Wortwahl stimmt milde. „Vertrauliche Geburt“ heißt das neue
Gesetzgebungsvorhaben der Familienministerin. Und das klingt ja nun, im
Gegensatz zur „Babyklappe“, schon eher nach jener Wärme und Geborgenheit,
die Neugeborene umfangen sollte.
Die vertrauliche, sprich: die anonyme Entbindung in einem Krankenhaus soll
die rund hundert Babyklappen in diesem Land überflüssig machen. Und sie
soll dafür sorgen, dass die auf diese Weise zur Welt gekommenen Kinder
später ihre leibliche Mutter finden können.
Eine gute Idee. Kinder haben ein Grundrecht auf ihre Identität. Selbst wenn
sie bei noch so liebevollen Adoptiv- oder Pflegeeltern aufgewachsen sind –
die Frage nach dem eigenen Woher beantworten zu können, kann über das
Gelingen von Biografien entscheiden. Deshalb will Schröder diesen Kindern
Zugang zu ihren Herkunftsdaten zu ermöglichen.
Aber was ist mit den Müttern? Frauen, die sich entschließen, ihr Baby
anonym zur Welt zu bringen oder es in einer Babyklappe abzulegen, haben
Gründe dafür. Sie entscheiden sich in höchster Not für das Leben des
Kindes, aber gegen ein gemeinsames Leben mit ihm. Ein Entschluss, den die
Ministerin in Zweifel zieht. Sie wolle, sagt sie, mit Einführung der
„vertraulichen Geburt“ die Babyklappen abschaffen. Diese seien eh illegal
und würden nur geduldet.
Dass Frauen sich für eine anonyme Geburt entscheiden, verdient Respekt.
Dass sie nun damit rechnen müssten, dass sechzehn Jahre später ihr
leibliches Kind dennoch vor ihrer Tür steht, wird das Zutrauen in das neue
Verfahren nicht gerade fördern. Das könnte diese Frauen sogar wieder in
scheinbar aussichtslose Situationen drängen. Und dies kann nicht das Ziel
des Gesetzgebers sein.
4 Jul 2012
## AUTOREN
Anja Maier
## TAGS
Geburt
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