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# taz.de -- Kommentar EnBW-Rückkauf: Und immer wieder Mappus
> Stefan Mappus soll zu viele EnBW-Aktien im Namen von Baden-Württemberg
> gekauft haben. Der Deal war eine Sauerei, aber Mappus ist kein
> Sonderfall.
In Baden-Württemberg gibt es [1][Razzien gegen den ehemaligen
Ministerpräsidenten] des Bundeslandes, weil dieser für den Kauf eines
Pakets von Aktien des Energieversorgers EnBW wissentlich zu viel im Namen
seines Landes gezahlt hat, so der Verdacht. Der Deal war damals in der Tat
eine absolute Sauerei, wobei Stefan Mappus (CDU) so ziemlich alle Regeln
gebrochen hat, an die sich ein Politiker mit einem Minimum an
demokratischem Verständnis halten sollte. Bei Lichte betrachtet gilt
jedoch: Es gibt sie überall, die Mappusse.
Mitnichten soll hier die politische Klasse generell unter Verdacht der
Veruntreuung gestellt werden. Was Mappus allerdings umtrieb, ist ein
verbreitetes Phänomen: Jenseits aller Vernunft ging es ihm um einen
politische Erfolg, dessen Risiken und nun auch Kosten die Allgemeinheit zu
tragen hat.
Falls seine bisherigen Ausführungen zu dem EnBW-Deal zutreffen, war er
offenbar von der eigenen Findigkeit und Machtfülle völlig geblendet. Der
Deal muss ihm Spaß gemacht haben wie einem Spitzbuben, der erfolgreich
Zahnpasta unter die Türklinke geschmiert hat. Mappus rettet
Energieversorgung des Landes vor bösen Investoren aus Russland. Schnell,
entschlossen, mutig. So ungefähr hat er sich die Schlagzeilen wenige Monate
vor der damals anstehenden Landtagswahl in Baden-Württemberg wohl
gewünscht.
Dass nun die Staatsanwaltschaft vor der Tür steht, ist aus Sicht von Mappus
einfach nur saudoof gelaufen. Wäre er nicht im vergangenen Jahr abgewählt
worden, vermutlich hätte den Deal niemand so genau unter die Lupe genommen.
Man kennt sich ja im Ländle. Der Rechnungshof, auf dessen Bericht hin die
Staatsanwaltschaft nun ermittelt, war zunächst ein komplettes Jahr lang
untätig.
Vor allem ist der Besuch der Ermittler aber dem Umstand geschuldet, dass es
ein objektives Kriterium gibt, nach dem aus der puren Verschwendung
öffentlicher Gelder aus Prestigegründen eine mögliche Straftat wird. Mappus
ließ den Wert der EnBW zwar prüfen, aber nicht nach den Kriterien und
Verfahren, nach denen normalerweise solche Geschäfte vorbereitet werden.
Zwar gibt es auch bei öffentlichen Projekten Kriterien, die der
Verschwendung vorbeugen sollen. Angesichts diverser Kostenexplosionen aber
offenbar nicht genug. Es mag ein populistischer Reflex sein: Aber manchmal
wünscht man sich nicht nur bei Mappus einen Staatsanwalt vor der Tür.
11 Jul 2012
## LINKS
[1] /Ermittlungen-wegen-EnBW-Rueckkauf/!97099/
## AUTOREN
Ingo Arzt
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