# taz.de -- Online-Bürgerbeteiligung bei Agrarplan: "Es gibt viele Beteiligte" | |
> Mecklenburg-Vorpommern lässt eine Expertengruppe über die Zukunft der | |
> Agrarwirtschaft nachdenken. Leiter Hans Metelmann hört auch auf ganz | |
> normale Bürger. | |
Bild: Wie gehts weiter auf dem Land in Mecklenburg-Vorpommern? Experten suchen … | |
taz: Herr Metelmann, warum bieten Sie diese [1][Dialog-Plattform] an? Vor | |
gar nicht so langer Zeit hätte ein Gremium so einen Masterplan geschrieben | |
– ohne Bürgerbeteiligung. | |
Hans-Robert Metelmann: In dem Prozess zu dem Masterplan „Land- und | |
Ernährungswirtschaft“ müssen viele Ziele berücksichtigt werden: Es geht um | |
Ernährung, Energie, Kultur, Bewahrung der Schöpfung. Und es gibt viele | |
Beteiligte. Eigentlich ist in Mecklenburg-Vorpommern jeder irgendwie | |
beteiligt. Da reicht ein Expertengremium nicht aus. Diese Experten | |
betrachten ein Problem immer aus großer Flughöhe.Und von dort betrachtet, | |
stellen sich einige Probleme gar nicht. Wir brauchen wirklich breite | |
Beteiligung. | |
Wird der Dialog mit den Bürgern ausschließlich über das Netz geführt? | |
Ich mag den mündlichen Dialog, aber bei Entscheidungsprozessen bringt er | |
nicht viel. Denn entweder setzt sich der durch, der mit goldener Zunge sein | |
Anliegen vorträgt oder der einfach am lautesten blöken kann. Es ist schon | |
eine gute Hürde und faire Chance für alle, wenn man sein Anliegen | |
schriftlich formulieren muss. | |
Was versprechen Sie einem Landeskind, das sich diese Mühe macht? | |
Das Versprechen ist, dass die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns sich | |
für einen Masterplan auf einem ganz bedeutenden Politikfeld nicht | |
beratungsresistent zeigt, und der Minister die Entwicklung dieses wichtigen | |
Masterplans nicht im eigenen Haus durchzieht. Das müsste eigentlich | |
verlockend sein. Wer hier mitschreibt, steht mit guten Vorschlägen | |
mittendrin in diesem Masterplan. | |
Wenn ich einen Vorschlag auf der Plattform einbringe, wird er dort | |
diskutiert. Und was passiert dann? | |
Die Perspektivkommission hat ein System von Workshops zu fünf | |
Schwerpunktthemen. Dort versuchen wir, alle Vorschläge abzuarbeiten. Die | |
Zwischenergebnisse werden der Öffentlichkeit vorgestellt. Wer den Vorschlag | |
eingebracht hat, kann verfolgen, was wir daraus machen, und sich | |
einbringen, wenn ihm das nicht passt. | |
Wenn eine Bürgeridee die Online-Diskussion, die Experten-Workshops und auch | |
das Experten-Plenum überlebt hat, steht sie ja auch erst mal nur in einem | |
Plan – konkrete Politik ist sie damit noch lange nicht. Sind sie sich | |
eigentlich sicher, dass der Masterplan umgesetzt wird? | |
Ich denke, die Landesregierung will und kann die Öffentlichkeit nicht | |
verschaukeln. Der Minister, der Initiator des Masterplanes, hätte es vor | |
der nächsten Wahl ganz schön schwer mit einer Erklärung, warum er den Plan | |
in die Tonne gehauen hat. Hier geht es in der Öffentlichkeit richtig um | |
Konfliktlinien: Gentechnik, Agrarsubventionen, Tierwohl – da gibt es viele | |
kampagnenfähige Gruppen. | |
Wie groß wird der Anteil der Ideen sein, die aus dem Netz kommen? | |
Wie viel das wird, kann ich nicht sagen. Aber wir haben Platz dafür | |
reserviert. Ich freue mich auf viele neue Ideen und Kommentare im Forum. Je | |
näher wir der Endfassung des Masterplans kommen, desto wertvoller werden | |
für uns die Hinweise: Etwa wenn wir etwas vergessen oder nicht bedacht | |
haben. Am Schluss soll aber weder ein Konsenspapier des kleinsten | |
gemeinsamen Nenners noch eine Dokumentation der Streitpunkte stehen. Die | |
Landesregierung will ein kurzes, klares Strategiepapier haben. | |
13 Jul 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.mensch-und-land.de | |
## AUTOREN | |
Daniel Kummetz | |
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