# taz.de -- Aus Angst vor Facebook-Party: Bürgermeister macht Dorf dicht | |
> Betreten verboten: Für alle Besucher des 135-Seelen-Dorfes Saaße in | |
> Niedersachsen gilt am Wochenende ein Platzverweis. Der Grund ist eine | |
> Facebook-Party-Einladung. | |
Bild: Vor so großen Feiern hat man in Saaße Angst: Facebook-Party in Hamburg … | |
HAMBURG taz | 135 Einwohner hat das niedersächsische Saaße. Stolze 90 | |
Polizisten werden den Ort an diesem Wochenende von Samstag- bis Sonntag | |
Nachmittag abriegeln. Ausgenommen vom vorab ausgesprochenen Platzverweis | |
sind einzig Anwohner – und Menschen, die ein „berechtigtes Interesse“ | |
nachweisen können. | |
„Ausflüge oder das Besuchen entfernter Verwandter sind nicht | |
empfehlenswert“, sagt Thomas Raubuch, Vertreter des Bürgermeisters der | |
Samtgemeinde Lüchow. Grund für all das: eine Facebook-Party-Einladung. | |
Beim Erstellen einer Veranstaltung in dem sozialen Netzwerk kann man | |
wählen, ob diese für jeden Nutzer oder nur für „Freunde“ zugänglich sein | |
soll. Wer das Häkchen an der falschen Stelle setzt, läuft Gefahr, mal eben | |
eine Großveranstaltung ins Rollen gebracht zu haben – genau das geschah | |
Jenny B.: Sie hatte Grillen mit Freunden geplant, dies aber ungewollt | |
öffentlich gemacht. | |
Als der Fehler wenig später auffiel, war die Feier schon in die Welt | |
getragen. Obwohl das Mädchen seine Einladung löschte, kündigten sich mehr | |
als 1.000 Menschen an. | |
## „Saaße ist einfach zu klein“ | |
„Auch wenn nach Polizeierfahrung nur zehn bis 20 Prozent tatsächlich | |
kommen, bleibt uns keine andere Möglichkeit, als den Ort dichtzumachen“, | |
erklärt Raubuch. „Saaße ist einfach zu klein.“ | |
Nach Angaben des Landkreises dient der Platzverweis der Gefahrenabwehr und | |
ist erforderlich aufgrund der Erfahrungen, die andernorts mit | |
unkoordinierten Facebook-Partys gemacht worden sind. | |
Beim bisher bekanntesten Fall wollten rund 1.500 Menschen auf den | |
Geburtstag einer gewissen Thessa anstoßen – im Hamburger Elternhaus der | |
16-Jährigen. Zuletzt hatten Unbekannte Ende Juni eine Feier im | |
niedersächsischen Barum publik gemacht, zu der ursprünglich nur 15 Leute | |
kommen sollten. Rund 250 Jugendliche waren dem Aufruf aus dem sozialen | |
Netzwerk gefolgt, es kam zu tumultartigen Szenen und Verletzten. Der dabei | |
entstandene Schaden wird auf mehrere tausend Euro geschätzt. | |
„Der Einsatz wird wohl nicht ganz billig“, sagt nun auch Wiebke Hennig, | |
Sprecherin der Polizeidirektion Lüneburg. Für die Kosten aufkommen muss | |
normalerweise der Verursacher des Einsatzes – also diejenigen, die den | |
Termin weiterverbreiteten, nachdem Jenny B. ihn schon aus dem Netz genommen | |
hatte. „Da diese nicht auszumachen sind, bleibt die Finanzierung des | |
Einsatzes unerfreulicherweise an den lokalen Haushalten hängen“, so | |
Raubuch. | |
Freudig gestimmt sind dagegen manche Jugendlichen in der Umgebung: Am | |
Wochenende, so ist zu hören, sei ja sonst nichts los. | |
13 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Alice Winkler | |
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