# taz.de -- Kommentar Informationsfreiheitsgesetz: Ackermann und unsere Daten | |
> Die öffentliche Verwaltung baut jede nur mögliche Hürde auf, wenn Bürger | |
> ihr Recht auf Information wahrnehmen wollen. Das ist beschämend. | |
Bild: Informationen sind wichtig. Wenn denn welche da sind. | |
Der Staat sind wir alle, deshalb gehören seine Daten uns. Dieser | |
Grundgedanke steht hinter dem Informationsfreiheitsgesetz, das seit 2006 in | |
Kraft ist und für einen erfreulichen Paradigmenwechsel steht. Früher waren | |
Akten und Dokumente der öffentlichen Verwaltung grundsätzlich geheim. | |
Heute gilt: Wer sich warum auch immer dafür interessiert, soll Einblick | |
bekommen. Es gibt sinnvolle Ausnahmen, etwa wenn es um innere oder äußere | |
Sicherheit geht. Und persönliche Daten werden wo nötig geschwärzt. So weit | |
die Theorie. | |
In der Realität baut die öffentliche Verwaltung jede nur mögliche Hürden | |
auf, wenn Bürger ihr Recht wahrnehmen wollen. Das ist beschämend. Die | |
Kosten sind teils unverhältnismäßig hoch. Die Bearbeitung der Anträge | |
dauert ewig und in vielen Fällen – wie jetzt beim Fall Ackermann-Geburtstag | |
– muss die Auskunft vor Gericht erstritten werden. | |
Schaut man sich die nun freigegebenen Dokumente an, fällt auf: Sie sind | |
technisch absolut unzureichend. Schräg eingescannte Aktenseiten als | |
pdf-Dateien, die nur Grafiken enthalten und keinen Text. Grundsätzlich | |
werden ungern Daten in einem maschinenlesbaren Format zur Verfügung | |
gestellt, aus denen man einfach gewinnbringende Erkenntnisse ziehen kann. | |
Die Politik hat schlicht noch nicht verstanden, wie Öffentlichkeit im | |
beginnenden 21. Jahrhundert funktioniert. Es ist absurd, dass das | |
Kanzleramt darauf besteht, dass die Dokumente nicht veröffentlicht werden. | |
Nicht nur, weil die relevanten Inhalte ohnehin schon bekannt sind; sondern | |
auch, weil niemand kontrollieren kann, ob irgendjemand die Dateien mit ein | |
paar Mausklicks online stellt. | |
Und das ist auch gut so. Denn sie sollen ja im Internet stehen. Jeder | |
sollte die Möglichkeit haben, sich die Original-Dokumente selbst | |
anzuschauen. Um sich selbst ein Bild machen zu können. Um ein Staatsbürger | |
zu sein. | |
26 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Erb | |
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