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# taz.de -- Kolumne Am Gerät: Das Ritzel
> Der Jüngste kam mit einem Kettenblatt, dass weder rund noch elliptisch
> war. Sondern irgendwie verformt, „osymetrisch“ eben. Wiggins gewann damit
> die Tour de France.
Bild: Das Ritzel. Nicht alle sind gleich, und nur wenige osymetrisch
Es war sein erstes Rennrad. Für das haben sie ihn ausgelacht damals. Dabei
hat es ein Vermögen gekostet, ein ganzes, kein halbes. Und es war
bearbeitet, so wie es sich damals gehörte.
In die Schalthebel, die waren ja damals noch am Rahmen befestigt, hatte der
Vorbesitzer Löcher gebohrt und sauber ausgefeilt, um noch ein paar Gramm
Metall einzusparen. Dafür hatte er sich eigentlich Respekt erwartet. Und
jetzt das?
Ob er den Berg zu Fuß hinaufgehen wolle, wurde er am Anstieg zum Kesselberg
am Kochelsee gefragt. Da sei er sicher schneller als mit dem Ritzel, das er
hinten montiert habe. 32 Zähne hatte der Größte der kleinen Zahnkränze an
seinem Rad. Und noch bevor er das erste Mal mit dem Rennrad eine Straße
bergauf gefahren ist, wusste er, dass ein solches Ritzel, als Rosenkranz,
Rettungsring oder eben Rentnerritzel bezeichnet wird.
Mit so etwas konnte man sich richtig blamieren in der Szene. Man ist ja
Rennradfahrer und kein Mountainbiker, und einer aus der Gruppe, mit der er
bald begonnen hat zu trainieren, hat ihm gezeigt, was man tun kann, wenn
man sich bergauf schwertut, und auf den Inhalt des Kulturbeutels verwiesen,
ohne den er das Haus nie verlässt.
Er hat dann schnell gemerkt, wie gut er die höchsten Alpenpässe ohne
Rentnerritzel hinaufgekommen ist. Sogar die Frau, die in ihrer Gruppe immer
mitgeradelt ist, ist auf das Stilfser Joch immer problemlos hochgekommen.
Nachdem sie gestorben ist, hat auch er die traurige Geschichte im Spiegel
über sie gelesen, in der es um Medikamentensucht gegangen ist. Sie war
eigentlich ganz nett.
Inzwischen denkt er sich nichts mehr, wenn er sich ein Rentnerritzel
montiert und auch einen Teil der Medikamente hat er längst abgesetzt. Die
Materialfrage war für ihn eigentlich geklärt. Aber warum niemand mitgelacht
hat, als der Jüngste in ihrer Gruppe neulich mit einem Kettenblatt
dahergekommen ist, das so ausgesehen hat, als sei es Ausschuss, das hat ihn
zunächst schon gewundert. Es war weder rund, noch oval, noch elliptisch. Es
war irgendwie verformt.
Osymetrisch sei das, hat ihr Jüngster gesagt und Tour-de-France-Sieger
Bradley Wiggins sei damit Toursieger geworden, weil es, wie der Hersteller
sagt, die Arbeit dort vereinfacht, wo das Bein schwach ist. Jetzt überlegt
er doch, ob er sich eine neue Kurbel zulegen soll. Und einen Blick in den
Kulturbeutel von Wiggins würde er auch gerne werfen. Im September geht es
ja schließlich wieder in die Dolomiten.
29 Jul 2012
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
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