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# taz.de -- Kommentar Chemie in Lebensmitteln: Zu komplex, um sicher zu sein
> Die Wege der Lebensmittelproduktion sind so komplex, dass
> Verbraucherwissen über fragwürdige Zusatzstoffe längst die Ausnahme ist.
Bild: Ekel-Ei im Labor.
Lecker ist das alles nicht. Desinfektionsmittel im Kräutertopf, verbotene
Substanzen auf der Banane: Die Erkenntnis, dass sich seit Jahren eine nicht
erlaubte Chemikalie mit unklarer Wirkung auf Lebensmitteln befindet, ist
nicht geeignet, das Vertrauen der Verbraucher in die Lebensmittelbranche zu
stärken – auch wenn die Landwirte hier keine Schuld trifft.
Dabei geht es nicht darum, Kontrollen zu verschärfen, sondern überhaupt um
eine Überprüfung dessen, was der Hersteller des sogenannten
Pflanzenstärkungsmittels da in sein Produkt mixt. Doch das eigentliche
Problem ist: Die Wege der Lebensmittelproduktion sind so komplex, dass
Verbraucherwissen über die Behandlung längst die Ausnahme ist.
Lebensmittel werden angebaut, geerntet, verpackt, verschifft, umverpackt,
weitertransportiert, verarbeitet, laufen über Förderbänder und durch Rohre,
werden in Maschinen gerührt, abgefüllt und über mehrere Zwischenhändler
verkauft. Im Zweifel ist es einfach, die Schuld auf jemand anderen zu
schieben.
Doch selbst wenn es Kontrollen gibt – eine Garantie, dass sie greifen,
fehlt. Zum Beispiel Dioxin, von dem immer wieder mehr als erlaubt in Eiern
und Fleisch gefunden wird. Mittlerweile sind die Labore verpflichtet zu
melden, wenn sie in einer Probe überhöhte Werte messen. Eigentlich eine
gute Idee. Doch gemeldet wird mitunter erst, wenn die Ware bereits verzehrt
ist – und dass Labore nach Positivmeldungen befürchten, Aufträge zu
verlieren, ist ein offenes Geheimnis.
Ein Loch ist gestopft, schon tut sich das nächste auf. Die Kartoffeln
laufen über ein Band? Die Kühe werden maschinell gemolken? All das muss
gereinigt werden, mit Desinfektionsmitteln, die nun unerwünschterweise in
der Nahrung auftauchen. Also mehr reinigen? Nicht reinigen?
Dass Grenzwerte – wie nach Fukushima oder jetzt beim Fund von DDAC –
einfach mal angehoben werden, macht es nicht besser. Welche Bedeutung hat
ein Grenzwert, der nach Gutdünken flexibel ist?
Was für die bleibt, die keinen Apfelbaum im Garten und keine Kuh auf dem
Balkon haben, ist nur der Trost, im Kleinen steuern zu können. Wer
regionale und ökologische Strukturen stärkt, senkt die Zahl der
Produktionsschritte. Und kann auch mal selbst nachfragen, womit der
Landwirt eigentlich seine Melkmaschine reinigt.
31 Jul 2012
## AUTOREN
Svenja Bergt
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