# taz.de -- Exporte aus den israelischen Siedlungen: Bitterer Rotwein von sonst… | |
> Nach Dänemark prüft auch Finnland, ob Produkte aus den israelischen | |
> Siedlungen in besetzten Gebieten künftig extra gekennzeichnet werden | |
> müssen. | |
Bild: Auch laut schwedischer Kennzeichnungspflicht „Wine of Israel“: Weingu… | |
STOCKHOLM taz | „Wine of Israel“ heißt es auf den Etiketten des „Yarden | |
Mount Hermon“-Rotweins, der für 10,98 Euro in den staatlichen finnischen | |
Alkoholläden Alko verkauft wird. | |
Tatsächlich stammt er von einer Weinkellerei aus Katzrin auf den | |
Golanhöhen, einem von Israel besetzten Gebiet. Der Wein gehört zu den | |
Produkten, über deren Herkunft die FinnInnen demnächst exakter informiert | |
werden sollen – etwa mit der Bezeichnung „Golanhöhen, israelisches | |
Siedlungsgebiet“. | |
Die Regierung habe viele Anfragen aus der Bevölkerung erhalten, wo denn | |
konkret mit „Made in Israel“ gekennzeichnete Produkte herkommen, sagte | |
Tarja Kantola, persönliche Referentin des finnischen Außenministers Erkki | |
Tuomioja, der Tageszeitung Helsingin Sanomat. | |
Das Ministerium nehme das als Auftrag, eine Kennzeichnungspflicht für | |
Einfuhren aus von Israel besetzten Gebieten zu prüfen. Nun soll mit den | |
anderen Ressorts geklärt werden, wie die aussehen könne – und wer | |
kontrolliert, ob die Angaben auch korrekt sind. Dafür habe Finnland auf | |
EU-weite Empfehlungen gehofft. Ein Sprecher der EU-Kommission hatte | |
kürzlich erklärt, die Kennzeichnung der Waren als israelische Produkte sei | |
irreführend, konkrete Maßnahmen erfolgten aber nicht. | |
Großbritannien kennt schon seit 2009 eine Empfehlung zur freiwilligen | |
Kennzeichnung für den Handel. Und im Mai kündigten zunächst die | |
südafrikanische und dann die dänische Regierung Regelungen für Produkte aus | |
den „laut Völkerrecht illegalen Siedlungen“ (O-Ton Dänemarks Außenminist… | |
Villy Søvndal) an. | |
Für Finnland hatte die grüne Enwicklungshilfeministerin Heidi Hautala schon | |
länger gefordert, deutlich erkennbar zu machen, welche Produkte aus den | |
Siedlungen kommen. Kooperative Handelsketten in der Schweiz, Italien und | |
Irland haben eigene Kennzeichnungsregelungen eingeführt. | |
## Kein Verstoß gegen EU-Recht | |
Weder eine Kennzeichnungspflicht noch eine Blockade von Produkten aus | |
solchen Siedlungsgebieten würden gegen Bestimmungen der | |
Welthandelsorganisation oder gegen EU-Recht verstoßen, speziell auch nicht | |
gegen das EU-Assoziierungsabkommen mit Israel. Zu diesem Ergebnis kommt | |
jedenfalls der britische Völkerrechtler James Crawford in einem Gutachten. | |
Solange es keine klare Kennzeichnungspflicht für Waren aus | |
„völkerrechtswidrigen Siedlungen“ gebe, müsse man im Zweifel darauf | |
verzichten, Produkte mit der Herkunftsbezeichnung „Israel“ zu kaufen, | |
fordert schon jetzt die deutsche Sektion der katholischen Pax Christi mit | |
ihrer Aktion „Besatzung schmeckt bitter“. | |
So weit geht die schwedische Organisation Juden für | |
israelisch-palästinensischen Frieden (JIPF) nicht. Doch zitiert sie | |
zustimmend den israelischen Journalisten Gideon Levy mit dem Satz: „Ein in | |
den Siedlungen produziertes Produkt ist ein illegales Produkt, so wie die | |
Siedlungen selbst illegal sind.“ Die JIPF will eine Zwangskennzeichnung von | |
Produkten der 136 Unternehmen aus besetzten Gebieten als „wichtige | |
politische Handlung“, zumal die EU Israels wichtigster Exportmarkt sei. Sie | |
appellierte jetzt an die Regierung in Stockholm, dem Beispiel von Ländern | |
wie Südafrika und Dänemark zu folgen und darüber hinaus auf eine EU-weite | |
Regelung hinzuwirken. | |
Beim Wein hat Schwedens staatliche Alkoholladenkette Systembolaget bereits | |
eine spezielle Kennzeichnung vorweggenommen. Man verkauft wie Finnlands | |
Alko den roten „Yarden Mount Hermon“, doch kommt der im Gegensatz zu dort | |
laut Katalog und Regalschildchen nicht aus „Israel“, sondern ist von | |
„sonstigem Ursprung“. Vor einigen Jahren stammte der Golanhöhen-Wein bei | |
Systembolaget sogar zeitweise offiziell aus „Israel – besetzte syrische | |
Gebiete“. Obwohl ausdrücklich mit dem Außenministerium in Stockholm | |
abgesprochen, wurde diese Herkunftsbezeichnung nach israelischen Protesten | |
dann zum jetzigen geheimnisvollen Land „övriga ursprung“ abgeändert. | |
5 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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