# taz.de -- Friede Springer wird 70: Eine Frau geht seinen Weg | |
> Die letzte Frau von Axel C. Springer wird 70. Die heimliche Herrscherin | |
> über eines der mächtigsten Medienhäuser Deutschlands berherrscht das | |
> Understatement. | |
Bild: Es muss Liebe sein: Friede Springer und ein Geburtstagsgast. | |
„Ich fühle mich weder mächtig noch reich. Ich lebe mein Leben und es ist | |
das Gegenteil von Berühmtheit“, sagt Friede Springer. Das ist zumindest | |
souverän untertrieben, wenn man die eigentliche Herrscherin über eines der | |
mächtigsten Medienhäuser Deutschlands ist. | |
Zum 70. Geburtstag von Friede Springer, geborene Riewerts, gibt es am | |
Mittwoch in Berlin großen Bahnhof; natürlich nicht ganz so großen wie den | |
zum 100. ihres Axel im Mai, als sich der ideologisch immer noch | |
verkämpft-verkrampfte Großverlag [1][mit einer Nummernrevue mal richtig | |
locker machte]. | |
In der Neuauflage ihrer Biografie startet die Frau des Hauses auch selbst | |
richtig durch: Sie habe einer ganz andere Friede Springer als vor sieben | |
Jahren gegenübergesessen, gab Biografie-Autorin Inge Kloepfer im | |
Spiegel-Interview zu Protokoll: „Gelassen, fröhlich, nicht mehr so bedrückt | |
von den ewigen Kämpfen um das Erbe gegen Kirch. Sie ist bei sich | |
angekommen.“ | |
Dass das dieser Frau gelingen würde, die 1965 als Kindermädchen im Hause | |
Springer ankam und nach langer „wilder Ehe“ 1978 die fünfte – und letzte… | |
Frau Springer wurde, hatte wohl keiner auf der Rechnung. Seit dem Tod des | |
Verlegers 1985 präsidierte sie formal ganz oben, doch für die nächsten 16 | |
Jahre ging es bei Springer eher drunter und drüber – und fast immer an | |
Friede vorbei. | |
Es zeugt von Steherqualitäten, dass sie trotzdem in all den Jahren oben | |
blieb, mal mit, mal gegen den mächtigen Testamentsvollstrecker Bernhard | |
Servatius, mal mit, mal gegen häufig wechselnde Vorstände – und immer gegen | |
Leo Kirch, den ungeliebten Großaktionär. Selbst von schlechten Beratern hat | |
sie sich nicht unterkriegen lassen. | |
## Sie will doch alles nur zusammenhalten | |
2002 hatte sich Kirch erledigt, da hieß der neue Vorstandschef schon | |
Mathias Döpfner. Das Verhältnis der beiden sei distanzierter geworden, | |
suggeriert die aktualisierte Biografie. Und trotzdem mache ihn Friede | |
Springer zur „Identifikationsfigur“ für den Verlag, weil Döpfner den | |
„Mythos Springer“ nähre. Zumindest Letzteres stimmt. Friede Springer „ka… | |
und will das nicht“, so Biografin Kloepfer. Und lehne Begriffe wie | |
„Verlegerin“ eher ab, sagt, sie wolle doch alles nur „zusammenhalten“. … | |
angesichts langjähriger Prozesse mit den eigenen (Stief-)Enkeln um das Erbe | |
zumindest ziemlich doppeldeutig ist. | |
Ins Tagesgeschäft mischt sie sich nicht ein. Das hat schon mal den Vorteil, | |
dass gesellschaftspolitisch Strittiges – wie die Rolle der Bild-Zeitung in | |
der Berliner Republik – an ihr vorbeigeht. Darüber verliert sie kein Wort, | |
wählt aber auf Einladung der CDU Bundespräsidenten mit. „Friede Springer | |
hat keine Ambitionen, intellektuell zu glänzen. Sie bleibt authentisch“, | |
sagt Kloepfer: „Ihr geht es nur um das Lebenswerk ihres Mannes.“ | |
Doch gleichzeitig plädiert sie vorsichtig für die Führungsquote für Frauen, | |
nicht nur in Medienunternehmen. Pflegt Kontakt zu Alice Schwarzer (beide | |
sind Fans einer gewissen Angela Merkel). Und lässt sich gern – | |
unterschätzen. | |
15 Aug 2012 | |
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## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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Axel Springer | |
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