# taz.de -- NPD muss DVU-Schulden nicht bezahlen: Die Rosinen aus der Fusion ge… | |
> Ist die NPD die Rechtsnachfolgerin der DVU? Muss sie deren Schulden | |
> zahlen? Nein, urteilte nun ein Gericht. Der Bundestag muss der NPD 50.000 | |
> Euro auszahlen. | |
Bild: Mit großem Tamtam verschmolzen NPD und DVU, doch alles wollte die NPD ni… | |
BERLIN taz | Die NPD hatte ein großes Ziel: Durch die Verschmelzung mit der | |
Deutschen Volksunion (DVU) wollte sie eine geeinte Partei am rechten Rand | |
schaffen. Was folgte, war für sie ernüchternd: Einige DVU-Landesverbände | |
wehrten sich gegen die Fusion, die NPD-Mitgliederzahlen stiegen nicht, sie | |
sanken sogar. Und dann hatte die NPD plötzlich auch noch die Forderung am | |
Hals, Schulden der DVU zu begleichen. | |
Was den letzten Punkt angeht, hat die rechtsextreme Partei nun einen Erfolg | |
vor Gericht erzielt. Die NPD haftet nicht für Schulden der DVU – zumindest | |
nicht bei der staatlichen Parteienfinanzierung. Deshalb muss die | |
Bundestagsverwaltung der Partei 49.333,59 Euro auszahlen, wie das | |
Verwaltungsgericht Berlin am Donnerstag urteilte. Dieser Betrag war von den | |
rund 1,3 Millionen Euro abgezogen worden, die der NPD für 2011 an | |
Parteienfinanzierung zustehen. Der Grund: eine Rückforderung in dieser Höhe | |
an die DVU, die Ende 2010 in der „NPD – die Volksunion“ aufging. | |
Dagegen klagte die finanziell angeschlagene NPD nun erfolgreich. Die | |
Verrechnung ist laut Gericht unzulässig. Im Hinblick auf die | |
Parteienfinanzierung habe gar keine Verschmelzung stattgefunden. Schulden | |
müssten also direkt von der DVU eingetrieben werden. Diese befindet sich | |
nach ihrer Auflösung in Liquidation. | |
Der Argumentation des Bundestages, dass die NPD als Rechtsnachfolgerin der | |
DVU auftrete, wollte das Gericht nicht folgen. Im sogenannten | |
Verschmelzungsvertrag zwischen NPD und DVU sei eindeutig festgeschrieben, | |
dass die NPD nicht die Gesamtrechtsnachfolge der DVU wahrnehme, so die | |
Vorsitzende Richterin der 2. Kammer des Verwaltungsgerichts, Erna Viktoria | |
Xalter und stichelte zugleich in Richtung NPD, dass diese versucht habe bei | |
der Fusion „nur die Rosinen herauszupicken.“ | |
## Interessante Konsequenzen | |
Gegen das Urteil kann ein Antrag auf Zulassung der Berufung gestellt | |
werden. Die Bundestagsverwaltung ließ zunächst offen, ob sie das machen | |
wird. Man werde „nach Eingang der schriftlichen Urteilsgründe die sich | |
daraus ergebenden Konsequenzen prüfen“. Das Urteil bedeute aber in jedem | |
Fall, dass im Umkehrschluss „auf die NPD keine Ansprüche der DVU aus der | |
staatlichen Parteienfinanzierung übertragen werden“, hieß es in einer | |
Stellungnahme. | |
Für das Jahr 2011 würde der DVU rein theoretisch ein Betrag von gut 13.000 | |
Euro zustehen, weil sie 2009 bei der Landtagswahl in Brandenburg 1,15 | |
Prozent der Stimmen erzielte. Das Geld aus der Parteienfinanzierung wird | |
grundsätzlich über die Legislaturperiode hinweg jährlich ausgezahlt. Vor | |
Gericht kündigten die Vertreter der Bundestagsverwaltung an, möglicherweise | |
die komplette Summe zurückzufordern, die 2010 an staatlicher | |
Parteienfinanzierung an die DVU geflossen ist. Das sind rund 130.000 Euro. | |
In einem anderen Rechtsstreit treffen sich beide Seiten vor dem | |
Bundesverwaltungsgericht in Leipzig wieder. Laut NPD-Bundesgeschäftsführer | |
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eine Zahlung von 2,5 Millionen Euro, zu der die NPD im Mai 2011 vom | |
Oberverwaltunsgericht Berlin verurteilt wurde. Das Gericht hatte Fehler im | |
Rechenschaftsbericht 2007 sanktioniert. | |
16 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Erb | |
## TAGS | |
NPD | |
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