# taz.de -- Berliner Grüne: Ziemlich viel Sonnenschein | |
> Bei ihrer Klausurtagung in Brandenburg scheint die Berliner Fraktion ihre | |
> Spaltung überwunden zu haben. | |
Bild: Symbol für die Grünen: die Sonnenblume. | |
13 zu 12 Stimmen. Enger geht es nicht. Gespalten ist die Grünen-Fraktion am | |
ersten Abend ihrer Klausurtagung im brandenburgischen Kremmen-Sommerfeld. | |
Wie vor zehn Monaten, als sie sich bei ihrer Vorstandswahl zerlegte – wäre | |
da nicht ein feiner Unterschied: Es geht nicht ums Personal, nicht um | |
Posten und Flügel, sondern rein inhaltlich um einen Nebenaspekt in der | |
Energiepolitik. Alle hätten sich jetzt wieder lieb, heißt es. Das ist zwar | |
spöttisch gemeint, aber nicht falsch: Egal ob in Diskussionen, am Tresen | |
oder im Rahmenprogramm der Tagung, die Atmosphäre ist gut, die Ende 2011 | |
noch unüberbrückbare scheinende Spaltung wirkt überwunden. | |
Energie und Bürgerbeteiligung sind die großen Themen des dreitägigen | |
Treffens nordwestlich von Berlin – und ein Entwurf für ein Transparenz- und | |
Informationsfreiheitsgesetz, der am Freitagnachmittag auf der Tagesordnung | |
stand. Dieses Thema schien die Piratenfraktion für sich gepachtet zu haben, | |
die ihren Gesetzentwurf am Vormittag in Berlin vorstellte. Doch über den | |
Sommer bastelten die Grünen an einem eigenen Entwurf, der schon übernächste | |
Woche ins Parlament soll, wenn das Abgeordnetenhaus zum ersten Mal nach der | |
Sommerpause tagt. Für den parlamentarischen Geschäftsführer Benedikt Lux | |
ist es ein kleiner Triumph gegenüber den konkurrierenden Piraten. „Wir sind | |
da viel weiter als die“, sagt Lux, der die Version der Piraten weitgehend | |
nur für eine Kopie des entsprechenden Hamburger Gesetzes hält. | |
Kein Thema ist dagegen die geplante Rückkehr zur Doppelspitze bei der | |
Neuwahl des Fraktionsvorstands Ende Oktober. Man habe sich doch darauf | |
geeinigt, über Kandidaten erst dann zu diskutieren und nicht jetzt mit | |
Namen um sich zu werfen. Und tatsächlich bleibt es bei wenigen Andeutungen. | |
Viel hängt ohnehin von einer Entscheidung außerhalb des Landesparlaments | |
ab: Der 73-jährige Christian Ströbele will erst zu Monatsende bekannt | |
geben, ob er 2013 nochmals in seinem Bundestagswahlkreis | |
Friedrichshain-Kreuzberg antritt. Tut er es nicht, könnte dort Dirk | |
Behrendt kandidieren, derzeit führender Kopf der Linken in der grünen | |
Abgeordnetenhausfraktion. Dann würde er als möglicher Co-Fraktionschef | |
neben der derzeit allein amtierenden Vorsitzenden Ramona Pop ausscheiden. | |
Auch wenn Behrendt bleibt, gehen ihr absehbar andere seit vielen Jahren | |
prägende Kräfte verloren: die Umweltpolitikerin Felicitas Kubala ist als | |
Dezernentin in Mannheim im Gespräch, Bildungspolitiker Özcan Mutlu und | |
Energieexperte Michael Schäfer gelten als mögliche Bundestagskandidaten. | |
Das schmälert aber nicht die Stimmung bei der Klausur. Linke und Realos, im | |
vergangenen Herbst im Parlament oft nur in separaten Gruppen zu sehen, | |
stehen abends beim Bier zusammen, ziehen morgens gemeinsam ihre Bahnen im | |
Hotelpool. Da bräuchte es eigentlich nicht das Freizeitprogramm, das am | |
Nachmittag Drachenbootpaddeln vorsieht – ein Klassiker in Sachen | |
„Teambuilding“ – weil so ein Boot nur wirklich Fahrt aufnimmt, wenn alle … | |
Takt mitziehen. Reiner Zufall, sagt Fraktionssprecher Matthias Schröter, | |
das sei eben wegen des nahen Sees eines der Freizeitangebote des Hotels. | |
Eine andere Alternative, die vor zwei Jahren an gleicher Stelle vorgesehen | |
war, schied schon aus symbolischen Gründen aus: Bogenschießen. | |
17 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Christian Ströbele | |
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