# taz.de -- Deutschnationale ziehen durch Berlin: Der rechte Wanderzirkus | |
> Die rechtspopulistische Gruppierung "Pro Deutschland" will am Wochenende | |
> in Berlin vor Moscheen und linken Projekten aufziehen. Dahinter steckt | |
> Verzweiflung. | |
Bild: Sie werden wieder ihre ollen Plakate zeigen: "Pro"-Sympathisanten vor ein… | |
Es steht schlecht um den Rechtspopulismus. Nicht anders ist zu erklären, | |
was deren Verfechter an diesem Wochenende vorhaben. Vor drei Berliner | |
Moscheen will die Splitterpartei „Pro Deutschland“ Mohammed-Karikaturen | |
zeigen. Was sie vor linken Hausprojekten zeigen will, ist noch nicht ganz | |
klar. Ihr Ziel dagegen schon: die größtmögliche Provokation. Die hat man | |
offenbar dringend nötig. | |
Bisher läuft es nur halb nach Plan. Denn richtig reizen lassen sich die | |
Gegner noch nicht. „Immerhin“ bereitet die Polizei einen Großeinsatz vor, | |
mit mehreren hundert Beamten. Auch weil noch die Bilder aus Solingen und | |
Bonn präsent sind, wo im Frühjahr radikale Muslime, Salafisten, Polizisten | |
attackierten, als eine paar Rechtspopulisten Mohammed-Karikaturen zeigten. | |
Mit dabei: Die „Pro Deutschland“-Köpfe Manfred Rouhs und Lars | |
Seidensticker, die jetzt wieder Plakate recken wollen. | |
Ein „Wochenende der Superlative“ künden die an. Am Samstag wollen sie erst | |
vor die Weddinger As Sahaba-Moschee ziehen, dann vor die Neuköllner Al Nur- | |
und die Daressalam-Moschee. Letztere werden laut Verfassungsschutz auch von | |
Salafisten besucht. Am Ende soll die „Stiftung Wissenschaft und Politik“ in | |
Wilmersdorf besucht werden, weil diese die syrische Opposition berät, | |
Muslimbrüder inklusive. | |
Am Sonntag zieht es die Rechten zum Rathaus Kreuzberg – dort hatten Bürger | |
vor einem Jahr eine Sitzung der Partei blockiert, dann vor linke | |
Hausprojekte, in der Rigaer Straße und die Köpi in Mitte. Schlusspunkt ist | |
das Bürohaus eines arabischen Investors am Ernst-Reuter-Platz, der dort, | |
islamkonform, weder Alkohol noch Schweinefleisch noch Zinsgeschäfte | |
zulässt. Damit dürfte alles abgeklappert sein, was der Rechtspopulist | |
gerade verachtet. | |
Die Adressierten zeigen sich indes gelassen. „Niveaulose Provokationen | |
verdienen unsererseits keine Aufmerksamkeit“, teilen die Moscheen mit. | |
Gegen das Zeigen der Mohammed-Karikaturen klagten sie dennoch – vergebens. | |
Am Freitag bestätigte das Oberverwaltungsgericht, dass die Bilder unter die | |
Kunstfreiheit fielen. Und die Moscheen predigten in ihren Freitagsgebeten | |
nochmal das Ignorieren der Provokateure. | |
Die Polizei unterwies „Pro Deutschland“, 70 Meter Abstand zu den Moscheen | |
zu halten und zeigte sich optimistisch, dass „Störungen ausbleiben“. Wohl | |
auch, weil sich einer der hiesigen salafistischen Hitzköpfe, der Ex-Rapper | |
Denis C., zuletzt mit Gefolgsleuten ins Ausland absetzte. „Es zeigt die | |
Stärke einer Gesellschaft“, betonte Innensenator Frank Henkel (CDU), „wie | |
selbstbewusst und gelassen sie auf solche Provokationen reagiert“. | |
Auch in der Linken bleibt man entspannt. Mit einer „antirassistischen | |
Bustour“ sollen die Rechtsaußen begleitet werden. Die Köpi plant ein | |
Protestfrühstück, Dresscode: „Turbane und Burkas“. Vorm Kreuzberger Ratha… | |
lädt Bürgermeister Franz Schulz (Grüne) zur Gegenkundgebung. Die soll es | |
auch Samstag an der Daressalam-Moschee geben. „Ignorieren und wegschauen“, | |
so die Grünen, „hat noch keiner Demokratie genutzt“. | |
„Pro Deutschland“ selbst rechnet mit 50 Teilnehmern. Da relativiert sich | |
die „Superlative“. Schon vor einem Jahr fand ein | |
„Anti-Islamisierungskongress“ der Partei in der Stadt kaum Anhänger. 1,2 | |
Prozent holte „Pro Deutschland“ bei der letzten Berlin-Wahl. 200 Mitglieder | |
hat die Partei hier nach eigenen Angaben. Auf Fotos ihrer „Stammtische“ | |
sieht man eine handvoll alter Männer. Auch das Großtönen scheint ein Wesen | |
des Rechtspopulismus. Was macht eigentlich René Stadtkewitz, der | |
selbsternannte deutsche Wilders? | |
17 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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