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# taz.de -- Kommentar Griechenland: Billige Lösungen gibt es nicht
> Das Spardiktat treibt Griechenland nur weiter in die Krise. Eine
> kostengünstige Rettung wird es deshalb nicht geben. Ein
> Konjunkturprogramm könnte helfen.
Griechenland ist erneut bankrott: Es ist offensichtlich, dass es seine
Kredite [1][nicht vollständig bedienen kann] – obwohl die privaten Banken
im Februar auf 107 Milliarden Euro verzichtet haben. Nun wird nach einem
Schuldigen für dieses Debakel gesucht.
Wachsen die Kreditberge erneut, weil die griechische Regierung nicht weiter
sparen will? Liegt es an der tiefen Rezession in Griechenland, die die
Steuereinnahmen wegbrechen lässt? Oder war der Schuldenschnitt einfach zu
klein?
Leider sind alle drei Erklärungen richtig, was eine politische Lösung so
schwer macht. Um ein extremes Gedankenexperiment anzustellen: Angenommen,
den Griechen würden alle Kredite komplett erlassen, womit auch alle
Zinszahlungen entfielen – die Griechen würden trotzdem neue Schulden
aufhäufen. Denn der Staat kann sich nicht komplett selbst finanzieren,
dafür reichen die Steuereinnahmen nicht. Dennoch nutzt es nichts, dass
Europa weitere Sparprogramme verlangt. Sie würden nur die Rezession
verschärfen – und die Steuereinnahmen erneut einbrechen.
Für Griechenland hat sich längst die Metapher „Fass ohne Boden“
eingebürgert – woran zumindest richtig ist, dass ein Boden bisher nicht in
Sicht ist. Eine billige Lösung wird es also nicht geben, stattdessen ist
nur die Frage, welcher der teuren Rettungsansätze der billigste ist.
Die Geschichte zeigt: Es ist noch nie gelungen, ein Land zu sanieren, das
in einer Rezession steckt. Man muss ins Wachstum investieren. Zwar würde
dies neue Kredite bedeuten, aber ein drakonischer Sparkurs führt ja
ebenfalls zu neuen Schulden. Zynisch gesprochen handelt es sich um eine
Win-win-Situation: Es wäre gar kein Wagnis, ein Konjunkturprogramm
aufzulegen – sondern die letzte Chance.
19 Aug 2012
## LINKS
[1] /Debatte-um-Hilfspaket-und-Zinsnachlass/!99943/
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
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