# taz.de -- Kommentar Streik bei Lufthansa: Mehr Turbulenzen | |
> Die Flugbegleiter der Lufthansa mögen streiken, einen Erfolg werden sie | |
> kaum erzielen. Zumindest nicht, so lange die Konkurrenz mit Billigarbeit | |
> durchkommt. | |
Kommt ein Flugzeug über den Wolken in heftige Turbulenzen, dann wünscht man | |
sich neben dem Ausbleiben einer Katastrophe vor allem eine klare Ansage des | |
Piloten: Was ist da los? Und wie lange dauert es? In diesem Sinne ist auch | |
der Streik der Flugbegleiter zu verstehen, der am Freitagvormittag den | |
Betrieb der Lufthansa alleine in Frankfurt am Main empfindlich gestört hat. | |
Es war ein kurzes, aber heftiges Klopfen an der Tür zum Cockpit. | |
Seit Monaten ist bekannt, dass die Führung von Europas größter Luftlinie | |
sich ein ehrgeiziges Sparprogramm namens „Score“ auferlegt hat, mit dem das | |
operative Ergebnis bis 2014 um 1,5 Milliarden gesteigert werden soll. | |
Angekündigt sind 3.500 Entlassungen weltweit in der Verwaltung, aber auch | |
Lohnkürzungen für das Flug- und Bodenpersonal, das durch anspruchslosere | |
Leiharbeiter ersetzt oder in eine der konzerneigenen Billigfluglinien | |
ausgelagert werden soll. Nach drei Jahren ohne Gehaltserhöhungen war es vor | |
allem das angedrohte Sozialdumping, mit dem für die Mitarbeiter die rote | |
Linie überschritten war. | |
Die Lufthansa konnte sich zuletzt 1992 durch Zugeständnisse des Personals | |
aus einer existenziellen Krise befreien – damals spaltete sich unter | |
Protest die „Unabhängige Flugbegleiter Organisation“ (UFO) von der | |
Muttergewerkschaft ab. Sie ist es, die den aktuellen Streik organisiert, | |
nachdem in den vergangenen 13 Monaten erfolglos verhandelt wurde. Wüsste | |
die Belegschaft wenigstens, für welche mittelfristige Perspektive sie | |
abermals auf ihre berechtigten Forderungen verzichten sollte, wäre allen | |
Beteiligten gedient. | |
Genau das scheint diesmal unmöglich, es ist ein Dilemma. Die defizitäre | |
Lufthansa kann nirgends mehr sparen als an den Personalkosten, die mit 22 | |
Prozent der Betriebsausgaben wesentlich höher liegen als bei der | |
Konkurrenz. Wobei wiederum vom guten Ruf der Airline kaum etwas übrig | |
bliebe, wendete sie durch die Anstellung von schlecht bezahltem | |
Kabinenpersonal die gleichen Methoden an wie die billige Konkurrenz. | |
Weil aber das Problem nicht alleine auf die Lufthansa beschränkt ist, | |
bleibt die UFO-Politik der kleinen Nadelstiche unverständlich und | |
kurzsichtig. Sie sollte sich auf ihr Potenzial besinnen. Immerhin hat die | |
UFO rund 10.000 Mitglieder, von Air Berlin über LTU oder Condor bis hin zur | |
Flugbereitschaft der Bundesluftwaffe. Damit ließen sich ganz andere | |
Turbulenzen gegen den Trend zum Billigpersonal verursachen. | |
31 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Arno Frank | |
## TAGS | |
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) | |
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