# taz.de -- Kommentar „Radverkehrsplan 2020“: Halbherzigkeit auf jeder Ebene | |
> Der „Radverkehrsplan 2020“ fordert viel, an der Umsetzung hapert es | |
> jedoch gewaltig. Deutschland hinkt den Niederlanden und Frankreich | |
> hinterher. | |
Auf 88 Seiten schildert die Bundesregierung im frisch verabschiedeten | |
„Radverkehrsplan 2020“, was alles getan werden könnte, sollte oder müsste, | |
um mehr Menschen zum Fahrradfahren zu bringen. Inhaltlich gibt es da wenig | |
zu meckern. | |
Viel zu kritisieren gibt es hingegen, wenn man sich die Umsetzung der | |
Wünsche und Pläne ansieht. Denn der Bund, der im Radverkehrsplan | |
weitgehende Forderungen an Länder und Kommunen stellt, versagt bei jenen | |
Bereichen, die er selbst in der Hand hat. | |
Der Plan fordert mehr und bessere Radwege an Bundesstraßen – die Regierung | |
streicht die Mittel zusammen. Der Plan fordert besseren Schutz vor Unfällen | |
– der Bund verzichtet weiterhin darauf, die besten Spiegelsysteme gegen den | |
„toten Winkel“ von Lkws verbindlich zu machen. Der Plan fordert bessere | |
Vernetzung von Bahn und Rad – die in Bundesbesitz befindliche Bahn | |
verweigert weiterhin den Fahrradtransport im ICE. | |
Diese Halbherzigkeit in der Fahrradpolitik in Deutschland findet sich auch | |
auf kommunaler Ebene. Geredet wird viel – doch das Handeln stockt schnell, | |
wenn Gelder in die Hand genommen werden oder Platz und Rechte von | |
Autofahrern beschränkt werden müssten. Während Deutschland sich immer noch | |
als Vorreiter fühlt und Applaus für neue Ankündigungen erwartet, zeigen | |
Kopenhagen und auch Paris mit breiten, durchgängigen und teilweise | |
kreuzungsfreien Radrouten längst, wie moderne Radverkehrsplanung | |
funktioniert. | |
Das alles wäre auch in Deutschland möglich. Der Radverkehrsplan zeigt, dass | |
die Konzepte vorliegen. Und angesichts der wachsenden Zahl von | |
RadfahrerInnen wären sie politisch auch durchsetzbar. Doch Ankündigungen | |
reichen dafür nicht. Man muss sie schon ernst meinen. | |
5 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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