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# taz.de -- Kolumne Die rätselhafte Welt des Sports: Transfer für 6 Milliarde…
> Im Profifußball werden immer höhere Irrsinnssummen für Spieler
> ausgegeben. Da ist es durchaus verständlich, das Cristiano Ronaldo nun
> auch mehr Geld will.
Bild: „Könnt ihr verstehen, warum ich so wenig verdiene?“ Ronaldo wünscht…
Cristiano Ronaldo, der „beste Fußballspieler der Welt“ (Ronaldo über
Ronaldo), ist traurig. Beim 3:0 von L’Oreal Madrid gegen Granada schoss er
seine ersten beiden Saisontore, jubelte aber überhaupt nicht, sondern
verkündete nach Spielende: „Ich bin traurig.“ Warum? Wieso? Weshalb? Der
Mann hat doch alles, ist komplett enthaart (bis auf seine Gelmatte), ist
reich, schön (na ja) und erfolgreich.
Der Grund für Ronaldos Spontandepression war eine am gleichen Tag von der
Sportzeitung As veröffentlichte Liste der am besten verdienenden
Fußballprofis. Und da taucht der „beste Stürmer der Welt“ (Ronaldo über
Ronaldo) erst auf Platz 10 auf. Nun geht es Ronaldo „nicht ums Geld“, wie
er betont, sondern um die Ehre.
Vielleicht könnte Real Madrid also einfach öffentlich behaupten, er würde
mehr Geld bekommen, aber dann kämen sicher Özil, Casillas und Co und würden
auch mehr Gehalt wollen und zu guter Letzt wäre alles wie ein
Monopoly-Spiel am Ende eines langen Spieleabends mit Hotels auf
Schlossallee und Parkstraße und selbst gemalten 10.000er Geld- und
Schuldscheinen, quasi EZB für jedermann.
Genauso irreal wie der Wechsel von Javi Martinez zum FC Bayern. 40
Millionen Euro stand auf dem Scheck, den Karl-Heinz Rummenigge
unterschreiben musste, um den 24-jährigen Spanier nach München zu lotsen.
Für das gleiche Geld hätte man zwei komplette documentas in Kassel
veranstalten können. Oder im „1-Euro-Shop“ sechs Milliarden Trinkhalme
kaufen können, 160 Millionen Korkuntersetzer oder 80 Millionen Flaschen
Scheuermilch mit Citrusduft oder aber 40 Millionen
Aluwindschutzscheibenfrostschutzmatten fürs Auto, also für jeden zweiten
Deutschen eine.
## 181 Millionen für vier Spieler
Vielleicht kommt sogar eine noch höhere Summe zustande, denn nun ist
Martinez’ Ex-Ex-Verein CA Osasuna auf den Plan getreten und will 800.000
Euro Ausbildungsentschädigung vom FC Bayern. Angeblich hat sich jetzt auch
die Escuela Primaria in Estella, die ehemalige Grundschule von Javi
Martinez, bei Rummenigge gemeldet und will 200.000 Euro für die Zeit
zwischen 1994 und 1998, als der Profi dort die erste bis vierte Klasse
besuchte. Aber selbst für 41 Millionen: Martinez ist ein Schnäppchen, denn
er ist immerhin spanischer Nationalspieler und Europameister!
Der russische Verein Zenit St. Petersburg hat soeben 100 Millionen Euro für
die Transfers der beiden Spieler Hulk und Witsel ausgegeben. Hulk &
Witsel?! Ein Wrestler und ein Comedian? Die russische Antwort auf Joko &
Klaas? Des Rätsels Lösung: Hulk ist ein brasilianischer Stürmer und Axel
Witsel ein belgischer Nationalspieler, also aus dem Land, das die letzten
fünf WM- und EM-Qualifikationen versemmelt hat.
Einen anderen Belgier hat der FC Chelsea für 40 Millionen gekauft, und zwar
nur wegen des Namens. Eden Hazard (auf Deutsch: Gefahr) heißt der gute Mann
und Chelsea erhofft sich von dem 21-Jährigen Torgefahr. Klingt nach einem
echt guten Investment! (Man soll ja Aktien und Spieler immer kaufen, wenn
sie am Boden sind oder sie noch keine Sau kennt.)
Der FC Bayern wird Martinez am Samstag gegen Mainz vielleicht zum ersten
Mal über 90 Minuten präsentieren, vielleicht aber auch nicht, weil Trainer
Heynckes gesagt hat, dass er auf Transfersummen keine Rücksichten nimmt.
Möglicherweise spielt also für den Rest der Saison immer Luis Gustavo und
Javi Martinez verschmort auf der Bank. Betonung auf Bank.
12 Sep 2012
## AUTOREN
Achim Bogdahn
## TAGS
Real Madrid
Mario Balotelli
Fußball-Bundesliga
Roberto Di Matteo
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