# taz.de -- Kommentar Korruption in Österreich: Vertuschen statt blamieren | |
> Die österreichische Regierung stoppt einen Ausschuss, der | |
> Korruptionsfälle aufklären soll. Der politische Schaden dieser | |
> Entscheidung ist immens. | |
Der politische Flurschaden ist irreparabel. Was die österreichischen | |
Regierungsparteien SPÖ und ÖVP rund um die Fortsetzung des | |
parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu einer Reihe von | |
Korruptionsfällen aufführen, schadet nicht nur dem eigenen Ansehen, sondern | |
dem der Politik insgesamt und dem wichtigsten Kontrollinstrument des | |
Parlaments. | |
Aus Panik vor peinlichen Befragungen von Bundeskanzler Werner Faymann und | |
anderen aktiven Politikern [1][stoppen sie die Ermittlungsarbeit eines | |
Ausschusses], dessen Wirken bislang fast ungeteiltes Lob fand. Er hatte | |
nämlich seine Aufgabe ernst genommen und ein System politischer und | |
ökonomischer Gefälligkeiten ans Licht gebracht, das als völlig normal | |
betrachtet wurde. | |
Anders als in Deutschland ist die Einsetzung eines U-Ausschusses kein | |
Minderheitenrecht, sondern bedarf der Zustimmung der Regierungsparteien. | |
Deswegen wird nur wenig untersucht, wenn es um deren Verfehlungen geht. | |
Kommt ein Ausschuss zustande, so versuchen die Oppositionsparteien, so | |
viele Materien wie möglich hineinzupacken. Da wird es schon einmal | |
unübersichtlich. Und das nachvollziehbare Bemühen der Opposition, die | |
Regierungsparteien dunkler Machenschaften zu überführen, wird diesen als | |
„Politshow“ oder „Inquisitionsgehabe“ angekreidet. | |
Offenbar nimmt man bei SPÖ und ÖVP lieber jetzt den Imageschaden als | |
Vertuscher in Kauf als möglichen Gesichtsverlust bei noch anstehenden | |
Untersuchungen. Sie bauen darauf, dass der Ärger des Wahlvolks verflogen | |
ist, wenn in einem Jahr zu den Urnen gerufen wird. | |
Wahrscheinlicher aber ist, dass empörte Stimmbürger politischen Freibeutern | |
zugetrieben werden, wie dem Milliardär Frank Stronach, der schon auf 16 | |
Prozent Zustimmung hoffen kann, bevor seine Partei noch formal gegründet | |
ist. Und künftige Untersuchungsausschüsse werden von Anfang an unter dem | |
Generalverdacht stehen, nur so lange zu ermitteln, wie es der Regierung | |
passt. | |
19 Sep 2012 | |
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[1] /Korruption-in-Oesterreich/!101974/ | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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SPÖ | |
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