# taz.de -- Investitionen am Spreeufer: Grundstückskampf am Holzmarkt | |
> Der Konflikt um die Vergabe des Spree-Geländes geht in die heiße Phase. | |
> Die Bieter von Kater Holzig und Konkurrent Lelbach machen Druck - der | |
> Senat wird nervös. | |
Bild: Coole Jungs auf dem Ex-Bar 25-Gelände. | |
Abris Lelbach ist nervös geworden. „In der Öffentlichkeit gibt es den guten | |
und den schlechten Investor. Der schlechte Investor bin ich, der gute ist | |
die Holzmarkt-Genossenschaft.“ Das möchte der Geschäftsführer der Elpro | |
GmbH gerne geradebiegen. „Ich werde am Holzmarkt bezahlbare Wohnungen, eine | |
Tagesklinik für Demenzkranke und einen Kindergarten bauen.“ | |
Nervös war Lelbach schon in der vergangenen Woche. Deshalb hat er sich via | |
Presse geoutet als einer der Bieter für das 18.000 Quadratmeter große | |
Grundstück der BSR zwischen Spree und Holzmarktstraße in | |
Friedrichshain-Kreuzberg – obwohl er selbst im Aufsichtsrat des Entsorgers | |
sitzt. Auf dem südlichen Teil des Geländes will Lelbach drei Gebäude und | |
ein Hochhaus mit einer Bruttogeschossfläche von 46.000 Quadratmeter | |
errichten. | |
Der andere Bieter ist die Holzmarkt-Genossenschaft, unter deren Dach sich | |
die Betreiber des Clubs Kater Holzig und der Architekt Christian Schöningh | |
zusammengetan haben. Sie wollen auf den beiden Teilgrundstücken der BSR | |
eine wilde urbane Mischung aus Dorfplatz, Studentenwohnungen, Park und | |
Kreativwirtschaft hervorzaubern. Erst am Freitag wurden sie für ihr Konzept | |
von der Berliner Architektenschaft bei einer Veranstaltung der | |
Bundesarchitektenkammer gefeiert. „Die können das“, versicherte dort der | |
Architekturkritiker Wolfgang Kil. | |
10 Millionen Euro hat die Genossenschaft dem Vernehmen nach geboten. Aber | |
auch Schöningh und Co. sind nervös, seitdem Lelbach das eigene Angebot | |
öffentlich gemacht hat – und sich damit brüstete, mehr auf den Tisch legen | |
zu wollen als die Holzmarkt-Leute. | |
Es herrscht Grundstückskampf in Berlin – und schon lange wird er nicht mehr | |
nur zwischen zwei Bietern ausgefochten. Auch die Politik kämpft mit. Schon | |
vor einiger Zeit schlug der SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh vor, nicht | |
die BSR und ihr Aufsichtsrat solle über das Verfahren entscheiden, sondern | |
das Berliner Abgeordnetenhaus. | |
Am Mittwoch legte seine Fraktion nach und legte einen 23-seitigen | |
Gesetzentwurf vor. „Um endlich eine andere Liegenschaftspolitik machen zu | |
können, wollen wir die Landeshaushaltsordnung und das Betriebegesetz | |
ändern“, sagte der SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz der taz. Nicht mehr | |
landeseigene Betriebe wie die BSR sollen künftig die Regeln bei | |
Grundstücksverkäufen bestimmen, sondern das Parlament. „Damit wollen wir | |
Vergaben an den Höchstbietenden verhindern“, so Buchholz. | |
Aufgerüstet hat auch Abris Lelbach. Am Mittwoch hat er einige ausgewählte | |
Journalisten in die Elpro-Repräsentanz am Hausvogteiplatz eingeladen. Zwei | |
Botschaften hat er parat. Die erste ist die soziale. „Meine Eltern | |
beklagten sich, dass es da, wo sie wohnen, keine altersgerechten | |
Einrichtungen gibt.“ Das will Lelbach ändern, natürlich am Holzmarkt. Auch | |
an seine Mitarbeiter – Normalverdiener! – denkt er und verspricht | |
bezahlbare Wohnungen. | |
Doch der Unternehmer hat auch eine Drohung im Gepäck. „Man kann während | |
eines Verfahrens die Spielregeln nicht ändern“, sagt er und verweist auf | |
die Pflicht der BSR, das Grundstück an den Meistbietenden zu vergeben. | |
„Alles andere erfüllt den Tatbestand der Subvention.“ Gegebenenfalls werde | |
er juristisch gegen eine Verzerrung des Wettbewerbsrechts vorgehen. | |
Nun werden sie langsam, aber sicher, auch im Senat nervös. Bislang hatte | |
sich Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) immer darauf zurückgezogen, | |
dass die Entscheidung beim Vorstand der BSR liege. Am Mittwoch schlug er | |
nun vor, dass der Senat das Grundstück nach dem Bieterverfahren entweder | |
zurückkaufe oder Michael Müller, sein SPD-Kollege im | |
Stadtentwicklungsressort, das Verfahren an sich ziehe. Der widersprach | |
prompt und ließ mitteilen, dass auch für eine Veränderung des | |
Bebauungsplans alleine der Bezirk zuständig sei. | |
Aber auch Müller will Grundstücke nicht mehr länger nur nach finanziellen | |
Gesichtspunkten vergeben. Dem Gesetzesentwurf der SPD-Fraktion, heißt es, | |
stehe er wohlwollend gegenüber. Und wenn es auf der Aufsichtsratssitzung am | |
17. Oktober schließlich zum Showdown kommt, muss auch er Position beziehen: | |
Mit Christian Gaebler sitzt einer seiner Staatssekretäre im Aufsichtsrat | |
der BSR. | |
Bis Mittwoch kommender Woche können die Konkurrenten noch ein verbessertes | |
Angebot abgeben. Dann werden die Umschläge geöffnet. Am 17. Oktober heißt | |
es: „The winner is …“ | |
19 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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