# taz.de -- Kommentar „Vermisst“-Kampagne: Auf Autopilot | |
> Die „Vermisst“-Kampagne ist fragwürdig. Und sie lässt vermuten, dass | |
> Friedrich seinen Laden nicht im Griff hat. | |
Pleiten, Pech und Pannen prägen nicht nur das Bild der deutschen | |
Sicherheitsbehörden, je mehr Details in der Affäre um die NSU-Terrorzelle | |
ans Licht kommen. Pleiten, Pech und Pannen prägen auch die Kommunikation | |
von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich mit den Migranten und Muslimen | |
in diesem Land. | |
Die „Vermisst“-Kampagne aus seinem Haus ist an sich schon fragwürdig, weil | |
sie den Eindruck erweckt, als wären gerade Migrantenjugendliche besonders | |
anfällig für Radikalisierung. Dass die ersten Postkarten mit den | |
umstrittenen Motiven jetzt ausgerechnet in der Kölner Keupstraße verteilt | |
wurden, die das Ziel eines Anschlags von Rechtsradikalen war, zeugt von | |
einem erschreckenden Mangel an Feingefühl. | |
Und dass einige Plakate in Berlin-Neukölln geklebt wurden, obwohl das | |
Innenministerium die Plakatkampagne doch eigentlich gestoppt haben wollte, | |
lässt vermuten, dass Innenminister Friedrich seinen Laden nicht im Griff | |
hat. | |
Es ist ja nicht falsch, einer islamistischen Radikalisierung von | |
Jugendlichen vorzubeugen. Aber dass Innenminister Friedrich sein Augenmerk | |
fast nur auf die Gefahr richtet, die von einer Handvoll Salafisten in | |
diesem Land ausgehen soll, ist irritierend. Ist das wirklich die größte | |
Gefahr, die unserer Gesellschaft derzeit droht? Die Taten der | |
NSU-Terroristen und der rechtsradikale Alltag in diesem Land sprechen eine | |
andere Sprache. | |
Wichtig wäre es da, klare Signale zu senden, dass sich Muslime und | |
Migranten in Deutschland willkommen und sicher fühlen können und der Kampf | |
gegen Rassismus ernst genommen wird. Doch Innenminister Friedrich hat stur | |
auf Autopilot geschaltet und tut so, als hätte sich an seinen Prioritäten | |
nichts geändert, seit die Taten der NSU-Terrorzelle aufgeflogen sind. | |
27 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
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