# taz.de -- Champions Leaugue, 2. Runde: Wer vorne nicht trifft ... | |
> Borussia Dortmund muss gegen Manchester City den Ausgleich in der | |
> Nachspielzeit hinnehmen. Auch Schalke kassiert das 2:2 gegen Montpellier | |
> in den letzten Minuten. | |
Bild: Drin: Marco Reus verwandelt nach einem bestechenden Solo den Ball zum 1:0… | |
MANCHESTER/GELSENKIRCHEN dpa | Deutschlands EM-Schreck Mario Balotelli hat | |
den ersten großen Coup von Borussia Dortmund in der Champions League in | |
letzter Minute verhindert. Ein Elfmetertor des italienischen Stürmerstars | |
von Manchester City zum 1:1 (0:0)-Endstand bestrafte am Mittwoch den | |
deutschen Fußballmeister für seine fahrlässige Chancenverwertung. | |
Nach dem Führungstreffer von Marco Reus in der 61. Minute hatte es vor 40 | |
000 Zuschauern lange nach einem Sieg des bärenstarken BVB ausgesehen. Doch | |
ein Handspiel von Neven Subotic und der fällige Strafstoß durch Balotelli | |
(90.) zerstörten die Hoffnung der Dortmunder auf den zweiten Erfolg im | |
zweiten Spiel der Gigantengruppe D. So geht die Borussia nun mit vier | |
Punkten als Tabellenzweiter ins Knallerduell mit Real Madrid. | |
„Wir hatten den Sieg verdient. Ärgerlich, dass wir in den letzten Minuten | |
noch das Tor kassieren“, meinte Reus. Auch der mehrfach in bester Position | |
gescheiterte Mario Götze klagte: „Wir hätten unsere Tore machen müssen.“ | |
Coach Jürgen Klopp bilanzierte dennoch zufrieden: „Mein Mannschaft hat ein | |
ganz tolles Spiel gemacht, es hat richtig Spaß gemacht, zuzugucken. Wir | |
wollten etwas mitnehmen, das haben wir getan – im Laufe des Abends wird | |
sich das auch so anfühlen.“ | |
Bei Gästen fand sich Kapitän Sebastian Kehl zunächst auf der Bank wieder, | |
für ihn gab der lange verletzte Sven Bender sein Saisondebüt in der | |
Startelf. Auch Robert Lewandowski durfte vier Tage nach seiner Pause bei | |
der 5:0-Gala gegen Borussia Mönchengladbach diesmal wieder von Beginn an | |
ran. | |
## Balotelli und Tevez auf der Bank | |
Die ersten dicken Chancen aber hatte ManCity, obwohl die Starstürmer Mario | |
Balotelli und Carlos Tevez zunächst nur Ersatz waren. Nach 22 Sekunden | |
rettete BVB-Keeper Roman Weidenfeller bei einem Schuss von Samir Nasri. | |
Nach acht Minuten war der Schlussmann bei Sergio Agüeros Versuch zur | |
Stelle, kurz darauf verzog Pablo Zabaleta aus 13 Metern. Die Wachmacher | |
waren wohl nötig, jetzt wurde die Borussia stärker. Erstes Signal war Mario | |
Götzes Schuss, den City-Torwart Joe Hart noch an den Pfosten lenkte (12.). | |
Bei strömendem Regen entwickelte sich nun ein hochklassiger Schlagabtausch. | |
Beide Mannschaften erspielten sich eine Reihe bester Chancen, vergaben | |
diese jedoch zunächst fahrlässig. Wie schon beim 1:0 zum Auftakt gegen Ajax | |
Amsterdam bewahrte Weidenfeller die Dortmunder mehrfach vor einem | |
Rückstand. So parierte er zweimal gegen Agüero (27./34.). Bei David Silvas | |
Riesenchance aus fünf Metern hatte der Keeper Glück, dass der Spanier | |
drüberschoss (45.). | |
Aber auch die Gäste waren immer wieder gefährlich. Nach der enttäuschenden | |
Vorsaison in der Königsklasse bewiesen die Dortmunder erstmals auch | |
auswärts höchste internationale Reife. Götze, der zunächst frei an Hart | |
scheiterte und dann die Latte traf (39.), hätte ebenso für die Führung | |
sorgen können wie Ilkay Gündogan, der aus bester Position zu unplatziert | |
abschloss (45.+1). „Ein tolles Fußballspiel“, schwärmte BVB-Geschäftsfü… | |
Hans-Joachim Watzke. | |
Auch nach der Pause setzten Götze und Hart ihr Privatduell fort, wieder | |
verhinderte der englische Nationalkeeper mit einer tollen Parade einen | |
Rückstand (54.). Dann brach Reus endlich den Bann. Nach einem kapitalen | |
Fehlpass des eingewechselten Jack Rodwell ließ sich der Torjäger nicht mehr | |
aufhalten und überwand Hart aus zehn Metern eiskalt. Drei Minuten später | |
tauchte Reus erneut allein vor dem City-Tor, diesmal scheiterte er aber | |
ebenso an Hart wie Gündogan bei seinem feinen Schlenzer von der | |
Strafraumgrenze (67.). | |
## Draxler trifft und bricht sich den Arm | |
Die Gastgeber wirkten nun angeknockt, die Dortmunder aber verpassten die | |
Vorentscheidung. Lewandowski schoss nach herrlicher Flanke von Gündogan | |
völlig allein vor Hart aus sieben Metern neben das Tor. Die Antwort der | |
Hausherren kam spät. Subotic nahm die Hand zur Hilfe, Joker Balotelli | |
versenkte den Strafstoß eiskalt. | |
In Gelsenkirchen war Jungstar Julian Draxler beim unnötigen 2:2 (1:1) des | |
FC Schalke 04 gegen Montpellier HSC der tragische Held. Der 19-Jährige | |
erzielte im zweiten Gruppenspiel am Mittwochabend seinen ersten Treffer in | |
der Fußball-Königsklasse (26. Minute) und holte mit einem atemberaubenden | |
Solo den Elfmeter heraus, den Klaas Jan Huntelaar (53.) zum 2:1 für S04 | |
verwandelte. Doch der Champions-League-Abend endete bitter für Königsblau. | |
Draxler verletzte sich bei der Aktion schwer und musste mit einem Bruch des | |
linken Unterarms sofort ins Krankenhaus. Sein Gegenspieler Garry Bocaly sah | |
für das Foul die Rote Karte. Die Franzosen waren durch ein Tor von Karim | |
Ait Fana (13.) in Führung gegangen und nutzten die Schalker Sorglosigkeit | |
in Unterzahl zum Ausgleich vor 50 004 Zuschauern durch Souleymane Camara in | |
der Schlussminute. | |
„Wir hätten das Spiel nach Hause bringen müssen. So einfach ist das“, sag… | |
Schalke-Coach Huub Stevens. „Das ist bitter. Was soll man dazu sagen? Wir | |
spielen eigentlich gut und können nicht gewinnen“, sagte der konsternierte | |
Kapitän Benedikt Höwedes. „Wir waren zu ängstlich“, monierte Huntelaar. | |
„Und dann fängt das Publikum an zu pfeifen. Das verunsichert die | |
Mannschaft“, sagte der Stürmer. | |
## Stinkefinger | |
Einen Ausrutscher leistete sich Gäste-Coach René Girard, der nach einigen | |
heftigen Disputen mit Stevens kurz vor Schluss in Richtung des | |
Schalke-Coachs den Stinkefinger zeigte. Schalke verpasste den vierten | |
Heimerfolg im vierten Spiel gegen eine französische Mannschaft und reist | |
mit vier statt der möglichen Maximal-Ausbeute von sechs Punkten zum | |
Spitzenspiel der Gruppe B am 24. Oktober beim FC Arsenal nach London. Die | |
Fans schienen durch den couragierten Auftritt nach dem unnötigen 2:2 in | |
Düsseldorf wieder versöhnt, doch dann gab es das bittere Ergebnis-Déjà-Vu. | |
Kampf und Leidenschaft hatten die Schalker nach der Remis-Enttäuschung | |
versprochen. Doch erstmals herrschte Phlegma. Jefferson Farfan - der nach | |
seiner Knöchelblessur zunächst nur auf der Bank saß – fehlte als | |
Impulsgeber. Und die Franzosen nutzten die Anfangslethargie eiskalt aus. | |
Nach Pass von Remy Cabella schlenzte Ait Fana von der Strafraumgrenze ins | |
lange Eck. | |
Der zuletzt unzufriedene Draxler war es, der danach die Signale zum | |
Aufbruch gab. Ein Schuss (15.) wurde von HSC-Torwart Geoffrey Jourdren | |
pariert. Nach Pass von Teemu Pukki – der etwas überraschend in der Startelf | |
stand - verzog er aus spitzem Winkel knapp (19.). Kurz darauf klappte es | |
besser: Nach Traumpass von Huntelaar umkurvte er Jourdren und schob lässig | |
ein. | |
## Zaubersolo vom Youngster | |
Nun hatte Schalke das Spiel besser im Griff. Die technisch versierten | |
Franzosen wurden früher attackiert. Kyriakos Papadopoulos (39.) per | |
Kopfball und Pukki (43.) boten sich Chancen zur Führung. In der zweiten | |
Halbzeit setzte Schalke sofort nach. Pukkis (47.) Schuss wurde von Jourdren | |
entschärft. Dann klärte der Schlussmann vor Benedikt Höwedes (49.). Minuten | |
später setzte Draxler zu einem Zaubersolo an. Vier Franzosen ließ der | |
zweifache Nationalspieler stehen. Dann stoppte ihn Bocaly per Notbremse. | |
Bitter: Draxler fiel auf den linken Unterarm und musste mit | |
schmerzverzerrtem Gesicht ausgewechselt werden. Die Handzeichen der Ärzte | |
verhießen sofort nichts Gutes. Die Diagnose kam wenig später. Stevens | |
hofft, dass Draxler in drei Wochen wieder spielen kann. Huntelaar behielt | |
beim Elfmeter die Nerven und verwandelte nach seinem Fehlschuss in Piräus | |
diesmal sicher. Letzte Zweifel am Sieg hätte Huntelaar bei einer Großchance | |
(89.) vertreiben können, doch er verzog freistehend. Auch Affelay vergab | |
kurz vor Schluss – und dann kam der späte Nackenschlag. | |
4 Oct 2012 | |
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