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# taz.de -- Dortmund in der CL: Gelbe Farbtupfer in der Grauzone
> Borussia Dortmund wird gegen Manchester City um den Lohn einer
> spektakulären Leistung gebracht. Schuld ist ein umstrittener Elfmeter.
Bild: Da hilft alles Bitten nichts: Schiedsrichter Pavel Kralovec gibt den Stra…
MANCHESTER taz | Das Entsetzen war auch eine Stunde nach dem Spiel noch
nicht aus dem Gesicht von Neven Subotic gewichen. Als „Albtraum“
bezeichnete der Innenverteidiger seine Erlebnisse an einem Abend, den die
meisten Freunde von Borussia Dortmund eher als großartiges
Champions-League-Abenteuer in Erinnerung behalten werden.
Aber Subotic haderte mit einem Schiedsrichterpfiff in der 89. Minute. „Ich
kann die Hand doch nicht abschneiden“, knurrte Subotic, nachdem Aleksandar
Kolarov ihn in der Schlussphase aus zwei Metern am Fünfmeterraum am Arm
getroffen hatte. Es war ein Pfiff aus der Grauzone des Regelwerks.
Absicht lag sicher nicht vor, aber der Arm war weit vom Körper abgespreizt,
was den Verdacht nährt, Subotic habe sich doch vorsätzlich ein wenig
breiter gemacht. In jedem Fall war es der Augenblick, der einen nahezu
perfekten Dortmunder Champions-League-Abend in ein recht ambivalentes
Erlebnis verwandelte. Die Tabelle wäre so schön gewesen, wenn der BVB den
verdienten Sieg über die Zeit gerettet hätte, sechs Punkte Vorsprung hätten
sie dann auf Platz drei und Platz vier gehabt.
„Einige City-Spieler haben gesagt, dass sie hier noch nie so an die Wand
gespielt wurden“, berichtete Subotic. Aber vielleicht war diese Behauptung
der Engländer auch nur eine kleine Gemeinheit, um den Schmerz beim BVB noch
ein wenig zu steigern.
## Stolz und Schock
Am Ende dieses exzellenten Fußballspiels ergab sich eine seltsame Mischung
divergierender Gefühle. Er sei „stolz“ auf diese Leistung, sagte Marco
Reus, der das 1:0 für Dortmund erzielt hatte. Der fabelhafte
Mittelfeldstratege Ilkay Gündogan meinte hingegen, er könne allenfalls „in
einigen Tagen Stolz empfinden“, zu tief saß der Schock des späten
Elfmeters, den Mario Balotelli, der italienische EM-Schreck, in der 90.
Minute zum Ausgleich verwandelt hatte.
Aber immerhin einen Zweifel haben die Dortmunder an diesem Abend vorerst
aus der Welt geräumt: „Wir haben bewiesen, dass wir unsere Erfahrungswerte
gesammelt haben“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nach dieser
Leistung, deren Krönung – kaum zu glauben – von einem englischen Torhüter
verhindert worden war. Joe Hart wehrte zahllose Schüsse von Reus, Gündogan
und Lewandowski ab, vor allem jedoch lieferte er sich ein sensationelles
Privatduell mit Mario Götze. Zwei Versuche des Jungnationalspielers lenkte
Hart ans Torgestänge, zwei weitere bugsierte er irgendwie um den Pfosten,
„das angemessene Ergebnis wäre ein 8:6 für uns gewesen“, schlussfolgerte
Subotic.
## Praktisch erledigt
In einigen Phasen wirkte die Partie wie eine große Show zweier
Weltklassetorhüter, denn auch Roman Weidenfeller hechtete kunstvoll durch
seinen Fünfmeterraum und hielt die Bälle der fantastischen Offensivspieler,
die Manchester City in den vergangen Jahren zusammengekauft hat. „Dieses
unfassbare Talent von Manchester City kann man nicht über 90 Minuten
eliminieren“, lautete Klopps Erklärung für die fünf, sechs Großchancen, d…
seine Defensive zugelassen hatte, wobei der BVB das Spiel in der zweiten
Halbzeit bis zu jener verhängnisvollen finalen Minute bestens unter
Kontrolle hatte.
Die Engländer waren nach dem 1:0 praktisch erledigt, und an dieser Stelle
könnten Skeptiker einhaken und doch wieder den Mangel an internationaler
Reife attestieren. Zumal die größte Chance wie schon in einigen Spielen der
Vorsaison von Robert Lewandowski verstolpert wurde.
Aber die Mannschaft wirkt insgesamt stabiler, was sich vielleicht am
deutlichsten an den Leistungen der beiden Sechser zeigte. Gündogan ist der
strategische Kopf des Deutschen Meisters, und Sven Bender stand nach einer
Leistenoperation in dieser Saison zu ersten Mal in der Startelf, spielte
aber derart überzeugend, dass er Sebastian Kehl wohl vorerst auf die Bank
verdrängt haben dürfte.
Besser als all die Dortmunder war nur Torhüter Joe Hart, der
bedeutungsschwer meinte: „Dies sind die Spiele, in denen die großen Dramen
kreiert werden.“ Natürlich sprach er von seinen eigenen Heldentaten, aber
Neven Subotic würde dieser Formulierung gewiss sofort zustimmen.
4 Oct 2012
## AUTOREN
Daniel Theweleit
## TAGS
Champions League
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