# taz.de -- Granatenangriff auf die Türkei: Weltsicherheitsrat verurteilt Syri… | |
> Die UN hat den Angriff des Assad-Regimes auf türkisches Territorium | |
> scharf kritisiert. Derweil spricht sich Deutschland für die Aufnahme von | |
> Flüchtlingen aus. | |
Bild: Weiße Tauben: Friedensdemonstration in der syrischen Stadt Homs. | |
NEW YORK/ISTANBUL dapd/dpa | Der UN-Sicherheitsrat hat den syrischen | |
Angriff auf die Türkei mit fünf Toten scharf kritisiert und | |
Regierungstruppen verantwortlich gemacht. Das mächtigste UN-Gremium | |
verurteilte am Donnerstagabend (Ortszeit) „in schärfsten Worten den | |
Beschuss der türkischen Stadt Akcakale durch die syrischen Streitkräfte“. | |
Zuvor hatte der Sicherheitsrat stundenlang um die Formulierung gerungen. | |
Während der Westen das Regime von Präsident Baschar al-Assad klar in der | |
Verantwortung sieht, hatten die Russen dem Vernehmen nach jede Kritik an | |
der syrischen Regierung verhindern wollen. | |
Der Präsident des Sicherheitsrates, in diesem Monat der guatemaltekische | |
UN-Botschafter Gert Rosenthal, sagte: „Der Rat fordert, dass solche | |
Verletzungen des internationalen Rechts sofort aufhören und sich nicht | |
wiederholen.“ | |
Hinter verschlossenen Türen war lange darüber gestritten worden, ob | |
Damaskus direkt für den Beschuss verantwortlich gemacht werden soll. Die | |
syrische Regierung wird nun zudem aufgefordert, „die Souveränität und | |
territoriale Integrität der Türkei zu respektieren“. | |
„Die Türkei hat kein Interesse an einem Krieg mit Syrien. Aber die Türkei | |
ist in der Lage, ihre Grenzen zu schützen und wenn nötig zurückzuschlagen“, | |
erklärte Ibrahim Kalin, Berater von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, | |
über den Kurznachrichtendienst Twitter. Jedoch hat Ankara jetzt freie Hand | |
für Militäreinsätze in Syrien. Das Parlament in Ankara erlaubte der | |
Regierung am Donnerstag für ein Jahr Einsätze auch über die Grenze hinweg. | |
## „Kein Freibrief für einen Krieg“ | |
Vizeregierungschef Besir Atalay betonte, das Parlamentsmandat sei aber | |
„kein Freibrief für einen Krieg“. Die Erlaubnis, gegebenenfalls | |
anzugreifen, diene der Abschreckung. Die türkische Nachrichtenagentur | |
Anadolu zitierte Atalay außerdem mit den Worten, die syrische Führung habe | |
im Kontakt mit den Vereinten Nationen ihr Bedauern ausgedrückt und | |
versichert, „eine solche Sache werde von nun an nicht mehr passieren“. Eine | |
direkte Entschuldigung sei bisher allerdings nicht eingegangen, hieß es aus | |
dem Außenministerium. | |
Die Nato nannte den syrischen Angriff nach einer eilig einberufenen | |
Sondersitzung der Nato-Botschafter einen „flagranten Bruch internationalen | |
Rechts“ und eine „Sicherheitsbedrohung für den Verbündeten Türkei“. Die | |
Allianz beobachte die Situation sehr genau, teilte das Bündnis am späten | |
Mittwochabend in Brüssel mit. | |
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte beide Seiten auf, die Gewalt | |
einzustellen und sich um eine politische Lösung zu bemühen. Die | |
EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton warnte vor einer Eskalation. Russland, | |
das Syrien zu einer Entschuldigung aufgerufen hatte, appellierte an beide | |
Länder, Grenz- und Flüchtlingsfragen direkt miteinander zu besprechen. Die | |
USA sagten der Türkei ihre Unterstützung zu. | |
## Aufnahme syrischer Flüchtlinge | |
Außenminister Guido Westerwelle schließt eine Aufnahme syrischer | |
Flüchtlinge in Deutschland nicht aus. Diese Entscheidung könne aber nur | |
gemeinsam mit den Vereinten Nationen und der Europäischen Union getroffen | |
werden. | |
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz | |
(CDU), sprach sich hingegen dezidiert für eine Aufnahme von Flüchtlingen | |
aus. „Viele der etwa 50.000 Syrer in Deutschland würden gern Verwandte bei | |
sich aufnehmen, die sich in eines der Nachbarländer gerettet haben“, sagte | |
Polenz der Neuen Osnabrücker Zeitung. Bund und Länder sollten prüfen, wie | |
dies möglich gemacht werden könne und welche Unterstützung der Staat dazu | |
leisten müsse. | |
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs sagte im Rundfunk | |
Berlin-Brandenburg, man müsse der Türkei helfen, mit den vielen | |
Flüchtlingen klarzukommen. Derzeit gebe es dort mehr als 100.000 | |
Flüchtlinge. In einer Region, die nicht gerade mit Wohlstand gesegnet sei. | |
„Und da lässt Europa die Türkei – den Bündnispartner – relativ allein�… | |
sagte Kahrs, Vorsitzender der deutsch-türkischen Parlamentarier-Gruppe im | |
Bundestag. | |
5 Oct 2012 | |
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