# taz.de -- Googles „Wallet for Content“: Zeitlos oder nützlich bringt Geld | |
> Nach Experimenten mit dem Bezahldienst „OnePass“ startet Google nun einen | |
> neuen Versuch. Man will Verlagen und anderen Anbietern den | |
> Content-Verkauf erleichtern. | |
Bild: Googles Bezahldienst „OnePass“ kostete die Verlage nur 10 Prozent des… | |
Google hat mit [1][„Wallet for Content“] einen neuen Bezahldienst für | |
Web-Inhalte gestartet. Der Dienst ersetzt ein Vorgängerangebot namens | |
[2][„OnePass“], das im April nach knapp einem Jahr Laufzeit offiziell | |
eingestellt worden war. Bislang ist „Wallet for Content“, das Konten des | |
bestehenden mobilen Bezahldienstes [3][Google Wallet] nutzt, in Deutschland | |
noch nicht verfügbar. In den USA experimentieren aber bereits drei Kunden | |
mit dem Verfahren. | |
So kann man sich beim Verlag Dorling Kindersley für [4][49 US-Cent] | |
erklären lassen, wie man strickt, [5][Peachpit Press] verkauft Tipps zur | |
Software Photoshop Elements (99 US-Cent) und der [6][Lexikonverlag Oxford | |
Reference will] Informationen zum Rückgang der arktischen Eisbedeckung | |
loswerden (ebenfalls 99 US-Cent). | |
Googles Konzept setzt dabei auf eine Kombination aus Vorschau und | |
Verlockung: Unter dem Bezahlfenster, das über die reguläre Web-Seite gelegt | |
wird, finden sich verdeckte Textpassagen, die man gegen Geld | |
„entschlüsseln“ kann. Auch die enthaltenen Bilder werden nur pixelig | |
dargestellt. Um das Geschäft zu befördern, bietet der Netzriese eine | |
Geld-zurück-Garantie: Gefällt der gekaufte Content nicht, soll man ihn noch | |
eine halbe Stunde später mittels „Instant Refund“ virtuell zurückgeben | |
können. | |
Inhalteanbietern verspricht Google, Vorkehrungen gegen den eventuellen | |
Missbrauch dieser Funktion getroffen zu haben. Aussagen zu Partnerschaften | |
mit europäischen Verlagen oder überhaupt zu einer Strategie, ob und wie | |
„Wallet for Content“ hierzulande umgesetzt werden soll, machte Google | |
bislang noch nicht - eine Anfrage von taz.de blieb mehrere Tage | |
unbeantwortet. | |
## „Nichts Neues“ | |
Auch der Verband deutscher Zeitschriftenverleger VDZ gab zunächst keine | |
Stellungnahme ab. Georg Wittmann, Experte für Bezahldienste bei der | |
Forschungsstelle [7][ibi der Universität Regensburg], meinte im Gespräch, | |
„Wallet for Content“ sei im Großen und Ganzen zunächst „nichts Neues“… | |
führe bestehende Dienste mit einem neuen Namen zusammen und kombiniere | |
diese mit Googles Versuchen, Handy-Bezahldienste zu offerieren. | |
Er rechne deshalb nicht mit großen Auswirkungen für die Endkunden im | |
Vergleich zu „OnePass“, so Wittmann. Das Problem sei stets, Nutzer dazu zu | |
motivieren, überhaupt zu zahlen. Inhalte, die es überall gibt, könne man so | |
nicht vermarkten. Einzigartiger Content sei leichter verkaufbar. Wittmann | |
nannte als Beispiel die Angebote der Stiftung Wartentest, die | |
Ergebnistabellen zum Einzelabruf anbietet. | |
„Das funktioniert bereits komfortabel.“ Das es auf den Inhalt ankommt, der | |
verkauft werden soll, scheint sich Google mit seinen drei Beispielangeboten | |
tatsächlich zu Herzen genommen zu haben: Diese sind eher zeitlos oder | |
versprechen zumindest Nutzwert. „Nutzer müssen bereit sein, zu zahlen. Bei | |
qualitativ hochwertigen Inhalten ist man das eher“, sagt Wittmann. | |
## Apple verlangt 30 Prozent | |
Beim „Wallet for Content“-Vorgänger „OnePass“ hatte Google den Verlagen | |
einen Bezahldienst angeboten, der sie nur 10 Prozent des Umsatzes pro | |
Artikel kostete – Apple verlangt für Apps und Content in seinem | |
Online-Laden dagegen konstant 30 Prozent. | |
Im Frühjahr 2011 machten gleich drei Großverlage mit: Sowohl Burda (Focus | |
Online) als auch Axel Springer (Bild.de) und Gruner+Jahr/Bertelsmann | |
(Stern.de) lieferten Inhalte für „OnePass“ und bauten entsprechende | |
Bezahlschranken in ihre Angebote ein. Damals hieß es von Google, der Dienst | |
solle sich „baldmöglichst als einheitliche Plattform für ein einfaches | |
Payment sowohl im Web- als auch im mobilen und App-Bereich“ etablieren, | |
damit er zu einer „vollwertigen Alternative zu bestehenden Systemen“ werde. | |
9 Oct 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.google.com/wallet/business/digital-goods/content.html | |
[2] http://en.wikipedia.org/wiki/Google_One_Pass | |
[3] http://en.wikipedia.org/wiki/Google_Wallet | |
[4] http://content.dk.com/knitting/starting/starting-to-knit.html | |
[5] http://content.peachpit.com/visual-quickstart-guide/photoshop-elements-10/c… | |
[6] http://www.oxfordreference.com/view/10.1093/acref/9780195324884.001.0001/ac… | |
[7] http://www.ibi.de/ | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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