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# taz.de -- Übersetzer gegen Google Translate: „Schweinelende in Fetzen“
> Schlechte Noten für Google Translate vom Bundesverband der Dolmetscher
> und Übersetzer. Doch vielen Nutzern reichen mangelhafte Übersetzungen.
Bild: Mit der Sprache ist das so eine Sache ...
KÖLN taz | Es klingt ein wenig wie das Pfeifen im Walde, wenn ausgerechnet
der Bundesverbands der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) zu einem Test von
Google Translate einlädt. Denn dass die fachlich versierten menschlichen
Übersetzer der automatischen Übersetzung durch Google mehr als nur Paroli
bieten können, überrascht wenig.
Denn anders als menschliche Gehirne können die automatischen
Übersetzungsprogramme nicht den Sinn eines geschriebenen Satzes erfassen.
Ob „drive“ im Text „fahren“, „antreiben“ oder gar „Festplatte“ …
ergibt sich für Menschen intuitiv, die Algorithmen müssen jedoch über
statistische Methoden ermitteln, welche Übersetzung nun die
wahrscheinlichste ist.
Immerhin in einem Punkt gestehen die Tester des Berufsverbandes Google
einen Achtungserfolg zu: „Im Bereich der Rechtschreibung schnitt das System
mit Schulnote 1 bis 2 ab“, so BDÜ-Präsident André Lindemann.
Für die inhaltliche Korrektheit der automatisiert übersetzten Texte
erteilten die Tester jedoch schlechte Noten. „Das Lesen der Texte war zum
Teil mühsam, und kaum ein Satz war fehlerfrei. Manche Passagen waren
schlicht unverständlich.“ Hier verteilten die Tester für die inhaltliche
Korrektheit der Übersetzungen die Schulnote 4 bis 5, also ausreichend bis
mangelhaft.
## Speisekarten und Kochrezepte
Gut abgeschnitten hat Google, wo es wenig auf Kontexte und komplexe
Zusammenhänge ankommt: Speisekarten und Kochrezepte übersetzt der
Automatismus gut – auch wenn sich die Übersetzer über unpassende Wortwahl
amüsieren, wenn beispielsweise „Schweinelende in Fetzen geschnitten“ wird.
Bei Bedienungsanleitungen, den juristisch oft schwer durchschaubaren
Allgemeinen Geschäftsbedingungen oder Zeitungsartikeln verteilen die
Übersetzer aber eine 5 – mangelhaft. Lindemanns Fazit lautet deshalb wenig
überraschend: „Für professionelle Übersetzer ist die maschinelle
Übersetzung aus dem Internet keine Konkurrenz.“
Das sieht auch Google nicht anders. „Selbst die technisch ausgefeilteste
Software, die es derzeit gibt, kommt nicht der Sprachkompetenz eines
Muttersprachlers gleich oder bietet die Qualität eines professionellen
Übersetzers“, erklärt Google-Sprecherin Lena Wagner gegenüber taz.de. Statt
dem Nutzer eine perfekte Übersetzung anzubieten, soll der Dienst heute
zunächst eine grobe Orientierung bieten.
## Schnelle, grobe Übersetzungen
Zur Verbesserung setzt Google auf die Hilfe der Nutzer: „Wenn ein User
während der Nutzung von Google Translate eine mögliche Verbesserung
feststellt, kann dieser mit dem Cursor über das übersetzte Wort fahren und
eine alternative Übersetzung bearbeiten“, erklärt Wagner. Diese
Übersetzungen tauchen dann in immer mehr anderen Google-Angeboten auf – sei
es von der Direktübersetzung von Suchergebnissen bis hin zu mehrsprachigen
Untertiteln auf Youtube. Das Ziel: Schnelle, grobe Übersetzungen per
Mausklick.
Doch der Feind von „gut“ ist „gut genug“. Denn nicht nur Touristen begn…
sich immer öfter mit den schnellen, maschinellen Übersetzungen, auch Firmen
begegnen dem globalen Markt mit diesen Translationen. So blickt kaum noch
ein Computernutzer auf, wenn sich das Anti-Viren-Programm als „Anti
Residenten Schutz“ meldet. Die Rechnung scheint zu sein: Da sowieso niemand
den Kauderwelsch verstehen soll, muss er auch nicht kompetent übersetzt
werden.
So beklagt auch der BDÜ, dass „viele deutsche Unternehmen die Bedeutung von
guten Übersetzungen für den Erfolg ihres Unternehmens nicht erkennen“.
Obwohl der weltweite Markt für Übersetzungen nach Branchenschätzungen
allein im Jahr 2012 um 12 Prozent steigen wird, können die qualifizierten
Übersetzer so nicht in Jubel ausbrechen.
10 Oct 2012
## AUTOREN
Torsten Kleinz
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