# taz.de -- Nachruf auf Nils Koppruch: Cowboy in Weinrot | |
> Nachdenklich, poetisch und doch greifbar: Der Hamburger Songwriter Nils | |
> Koppruch ist tot. Er war eine Größe in der Kulturszene der Hansestadt. | |
Bild: Songwriter Nils Koppruch. | |
„Und erzähl mir die Stille / mach dass ich weiß, du bist immer noch da / | |
auch wenn du schweigst.“ Die Zeilen aus dem Song „In die Stille“ gehen | |
einem aus einem traurigen Anlass nicht mehr aus dem Kopf. Ihr Komponist | |
Nils Koppruch ist in der Nacht zum Mittwoch verstorben. | |
Koppruch war ein großer Songwriter, nachdenklich, poetisch und doch | |
greifbar. Und er war fester Bestandteil der Hamburger Kulturszene, ein | |
Maler, ein Musiker, fast liebevoll als Großstadtcowboy bezeichnet. | |
Großstadt meint in diesem Fall Hamburg-St. Pauli. Seiner Stadt und seinem | |
Kiez blieb er treu, erst als Koch, dann als Abiturient auf dem zweiten | |
Bildungsweg und vor allem als kreativer Geist. | |
Musikalisch war Koppruch ein Spätberufener. Erst mit Anfang 30 wurde er | |
Frontmann der Indie-Band Fink (englisch für Verräter). Knapp zehn Jahre und | |
sechs Studioalben lang blieb er ihr Kopf und prägte mit der Mischung aus | |
Folkelementen, traditionellem Countrysound und sturen deutschen Texten eine | |
ganz neue Form von Diskurspop. Umrahmt von Gitarre, Mundharmonika und Banjo | |
waren es vor allem die Texte, die Kritiker und Fans an der Hamburger Band | |
schätzten. | |
Koppruchs Weggefährte und zuletzt Duettpartner Gisbert zu Knyphausen sagte | |
einmal im Interview: „Als ich anfing, mich mit deutschsprachigen Texten zu | |
beschäftigen, bin ich auf Nils Koppruch und Fink gestoßen. Das war zu der | |
Zeit ihres Albums ’Bam Bam Bam‘, und mich ließ seine Musik nicht mehr los.… | |
## Markante Brumm-Stimme | |
Wie ihm erging es vielen. Nach der Auflösung von Fink 2006 widmete sich | |
Nils Koppruch seiner Solokarriere. Musikalisch prägten seine Songs | |
weiterhin Folkelemente, Country-Tugenden und die eigene, so unverkennbar | |
markante Brumm-Stimme. Mit ihr entwickelte sich der Hamburger zu einem | |
scharfsinnigen Beobachter der Welt um sich herum. | |
Düster im Duktus, aber immer mit augenzwinkernden Pointen und textlichen | |
Kniffen waren seine Geschichten auf dem Solodebüt „Den Teufel tun“ und dem | |
2010 folgendem Album „Caruso“. Koppruch schaffte es, Country ohne | |
Reibungsverluste zu übersetzen. | |
Nicht nur musikalisch zeigte sich Koppruch als ein von seiner Kreativität | |
getriebener Geist. Schon bevor er als Musiker bekannt wurde, begann sein | |
Schaffen als Künstler unter dem Namen SAM. Weinrot, Braun, Grau, ein tiefes | |
Gelb, diese Farben prägten seine Bilder, die er in seinem Atelier in St. | |
Pauli schuf. Darunter viele Stadtansichten: Ein Mann blickt auf seine Uhr, | |
hinter ihm eine Stadt in Schwarz und eine Bushaltestelle, oder ein Fischer | |
mit großer Pfeife und langem Gesicht, dahinter ein kraftvolles Orange. Mit | |
Charakterstudien wie diesen wurde er zum Aushängeschild der sogenannten | |
Cheapart-Szene. | |
## Projekt mit Gisbert zu Knyphausen | |
In über 100 Ausstellungen zeigte er seine Gemälde, die man stets von der | |
Wand weg für erschwingliche Preise kaufen konnte. Der Zeit sagte Koppruch | |
einmal, er würde nicht für Kritiker malen, sondern für Wohnungen. | |
Viel Lob bekam Koppruch auch für sein aktuelles musikalisches Projekt „Kid | |
Kopphausen“. Gemeinsam mit seinem Freund und Songwriter-Kollegen Gisbert zu | |
Knyphausen und einigen Jazzmusikern veröffentlichte er Ende August das | |
Album „I“. Ein Werk voller Gegensätzlichkeit und Kanten, auf dem beide | |
sangen, einen freundschaftlichen Schulterklopfer als Unterstützung im | |
Refrain vergaben und dann selbst in den Schatten des Duettpartners traten. | |
„Und erzähl mir die Stille / mach dass ich weiß, du bist immer noch da / | |
auch wenn du schweigst“ – diese Zeilen aus „In die Stille“ werden mit a… | |
ihrer Hoffnung bleiben. | |
14 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Birk Grüling | |
## TAGS | |
Country | |
Jüdisches Museum Berlin | |
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