| # taz.de -- CSU finanziert private Fernsehsender: Zweite Rundfunkgebühr für B… | |
| > In Bayern fördert die CSU private Fernsehsender mit Steuergeld. Die | |
| > Subventionen sollten zum Jahresende auslaufen, jetzt werden sie sogar | |
| > erhöht. | |
| Bild: Die Bayern sind manchmal eigen. Auch mit ihrem Fernsehen | |
| Bei vielen Managern des privaten Fernsehens und Vertretern ihrer | |
| Interessenverbände gehört es zum guten Ton, gegen die | |
| öffentlich-rechtlichen Gebühren zu sticheln und auf die vermeintlich | |
| privilegierte Situation hinzuweisen, in der sich ARD und ZDF dank dieser | |
| Einnahmen befinden. | |
| In Bayern klänge es komisch, wenn ein Topmanager aus dem Privat-TV-Reich | |
| solche Einwände vorbrächte, denn im CSU-Land muss der Bürger auch für das | |
| private Fernsehen zahlen – mit seinen Steuern. Das regionale Fernsehen wird | |
| dort aus dem bayerischen Staatshaushalt gefördert, jeder steuerpflichtige | |
| Bayer zahlt also quasi eine Art zweite Rundfunkgebühr. Ein kurioser | |
| Umstand, der in der Öffentlichkeit bisher aber nicht sonderlich viel | |
| Aufmerksamkeit erregt hat. Sendern an 16 Standorten kommen die Steuergelder | |
| zu Gute, darunter a.tv in Augsburg, Franken Fernsehen und münchen.tv. | |
| Eigentlich waren die Subventionen bis zum Ende dieses Jahres befristet. Am | |
| Mittwoch hat der Bayerische Landtag im Rahmen der Änderung des Bayerischen | |
| Mediengesetzes aber beschlossen, diese Förderung nicht nur zu verlängern, | |
| sondern zu erhöhen – „auf bis zu 8 Millionen Euro im Jahr 2013 und jeweils | |
| bis zu 10 Millionen Euro in den Jahren 2014 bis 2016“, heißt es im | |
| Gesetzestext. | |
| Vor allem die Erhöhung mutet absurd an, denn der Bayerische Oberste | |
| Rechnungshof (ORH) hatte in seinem Jahresbericht 2011 dafür plädiert, die | |
| Förderung zum Jahresende 2012 komplett einzustellen. An deutlichen Worten | |
| mangelt es in der entsprechenden Passage nicht: „Eine Mitfinanzierung aus | |
| dem Staatshaushalt sollte endlich beendet werden.“ | |
| Die Kontrollbehörde begründet dies unter anderem mit der geringen | |
| „Eigenfinanzierungsquote“ der regionalen Fernsehanbieter. „Alle bisherigen | |
| Fördermaßnahmen“ hätten „nicht dazu geführt“, dass die lokalen und | |
| regionalen Fernsehsender sich selbst tragen können. | |
| ## „Anschubfinanzierung aus den 80ern“ | |
| Mit einem ähnlichen Tenor kritisiert die Landtagsfraktion der bayerischen | |
| Grünen die langjährige Praxis. In der Begründung eines | |
| Gesetzesänderungsantrags, der in der Debatte am Mittwoch erwartungsgemäß | |
| wirkungslos blieb, schreiben sie: „Die seit den 80er Jahren andauernde | |
| ’Anschubfinanzierung‘ der Anbieter lokaler privater Fernsehprogramme führt | |
| dazu, dass private Unternehmen mit Gewinnerzielungabsicht inzwischen seit | |
| über 25 Jahren erhebliche Subventionen aus dem Staatshaushalt erhalten.“ | |
| Abgesehen davon, dass die Förderung direkt aus dem Haushalt grundsätzlich | |
| fragwürdig sei, könne nicht davon die Rede sein, dass die | |
| „Dauersubventionen“ etwas zur Medienvielfalt in Bayern beigetragen hätten, | |
| sagt Ulrike Gote, die medienpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Beim | |
| Blick auf die Beteiligungsstrukturen der von den staatlichen Geldern | |
| profitierenden Unternehmen tauchten „immer wieder dieselben Namen auf“, | |
| konstatiert Gote. | |
| Darunter sind Die Neue Welle Rundfunk Verwaltungsgesellschaft der Familie | |
| Oschmann, deren Firmengruppe Müller Medien auch im Radio- und | |
| Telefonbuchverlagsgeschäft sehr aktiv ist, die von Burda dominierte Studio | |
| Gong GmbH und zahlreiche regionale Zeitungsverlage. | |
| Die Fernsehförderung aus dem Landeshaushalt fließt erst einmal an die | |
| Bayerische Landeszentrale für Neuen Medien (BLM), bei der die Sender die | |
| Gelder dann beantragen können. Die BLM steht gerade in der Kritik, weil sie | |
| sich ein unübersichtliches Tochterfirmen-Imperium aufgebaut hat. Das | |
| Gutachten, das die Debatte auslöste, hat ironischerweise der Verband | |
| Bayerischer Lokalfunk (VBL) in Auftrag gegeben. Deren Mitglieder haben | |
| nicht selten davon profitiert, dass über die BLM staatliche Gelder an sie | |
| fließen. | |
| 16 Nov 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| René Martens | |
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