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# taz.de -- Kirche von England: Noch immer keine Bischöfinnen
> Die Kirche von England wird vorerst keine Bischöfinnen zulassen. Für die
> Modernisierer ist das hart, die Versöhnung wird schwierig.
Bild: Mitbeten dürfen Frauen in der Church of England.
DUBLIN taz | Nach zwölf Jahren heftiger Debatten bleibt alles beim Alten:
Bischöfinnen sind in der Kirche von England unerwünscht. Die Generalsynode
lehnte eine entsprechende Gesetzesänderung am Dienstagabend in London ab.
Sie hätte eine Zweidrittelmehrheit in allen drei Synodenkammern benötigt.
Bei den Bischöfen und den Geistlichen ging alles glatt, beide Kammern
stimmten mit deutlicher Mehrheit für Frauen im Bischofsamt, ebenso wie 42
der 44 Diözesen. Doch die Laien spielten nicht mit. Zwar stimmten auch sie
mit 132 zu 74 Stimmen dafür, aber die Zweidrittelmehrheit wurde um 6
Stimmen verfehlt.
Die Sache war schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt. In ihrem Bemühen,
den konservativen Flügel aus Evangelikalen und Anglo-Katholiken nicht zu
verprellen, schlug die Kirchenleitung vor, die Bischöfinnen zunächst einem
Bischof zu unterstellen. Damit verärgerten sie viele Laien, die für
Bischöfinnen waren, ein „Bischofsamt zweiter Klasse“ aber ablehnten.
Rod Thomas von der konservativen Evangelical Reform Group sagte: „Ich
finde, das Ergebnis ist eine sehr gute Nachricht für die Kirche von
England. Nun können wir uns zusammensetzen und darüber reden, wie uns die
Bibel dabei helfen kann, voranzukommen.“ Den Vorwurf, dass gut 200 Laien
der Kirche ihren Willen aufgezwungen haben, ließ er nicht gelten:
Schließlich bestünde die Kirche zu 98 Prozent aus Laien.
Die Ablehnung der Gesetzesänderung hat die Kirche von England – mit 1,7
Millionen Gottesdienstbesuchern die größte Glaubensgemeinschaft in
Großbritannien – in die größte Krise seit Jahrzehnten gestürzt. Das Thema
hatte die Amtszeit des Kirchenoberhaupts Rowan Williams beherrscht, der zum
Jahresende als Erzbischof von Canterbury ausscheidet und als Vermächtnis
nun eine gespaltene Kirche hinterlässt.
## Zukunft der Kirche in Gefahr?
„Natürlich hatte ich gehofft und dafür gebetet, dass diese Sache unter Dach
und Fach wäre, wenn ich zurücktrete“, sagte er. Sein designierter
Nachfolger Justin Welby, der Bischof von Durham, der sich ebenfalls für ein
Ja eingesetzt hatte, wird alle Hände voll zu tun haben, um seine Schäfchen
wieder zu vereinen.
Der Bischof von Lincoln, Christopher Lowson, sieht gar die Zukunft der
Kirche in Gefahr. Die Ablehnung der Gesetzesänderung habe den Anglikanern
schweren Schaden zugefügt, sagte er. Die Kirche sei mit einem
Glaubwürdigkeitsproblem konfrontiert, die Abstimmung zementiere ihren Ruf,
veraltet und gegenwartsfremd zu sein. Der Bischof von Chelmsford, Stephen
Cottrell, fügte hinzu: „Es besteht die Möglichkeit, dass die nationale
Kirche zur nationalen Peinlichkeit wird.“
Vor 20 Jahren hatte es eine ähnlich erbitterte Debatte über die Ordination
von Priesterinnen gegeben. Damals setzten sich die Modernisierer durch.
Heute stellen die knapp 4.000 Priesterinnen ein Drittel aller Geistlichen.
In der Schwesterkirche, der Church of England in den USA, gibt es bereits
seit 1989 Bischöfinnen, auch in Neuseeland, Kanada, Australien, Südafrika
sind sie gang und gäbe.
Der Tory-Abgeordnete Tony Baldry, der die Synode im britischen Parlament
vertritt, sagte, es sei für ihn „äußerst schwierig, wenn nicht gar
unmöglich“, den Unterhaus-Abgeordneten das Dilemma der Kirche zu erklären.
Es werde nicht einfach sein, die garantierten Sitze der Bischöfe im
Oberhaus zu verteidigen. Die Bischöfe müssen mit einer neuen
Gesetzesinitiative aber drei Jahre warten.
21 Nov 2012
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Church of England
Bischof
England
Großbritannien
Religion
Kirche
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