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# taz.de -- Kommentar Pharmaspion: Stinksauer reicht nicht
> Die diversen sauren Minister sollen lieber ihre Läden im Griff haben.
> Hinterher ein bisschen rumzupoltern lenkt nur vom eigenen Versagen ab.
Bild: Ist sauer: Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP).
Warum, fragt man sich bei der Nachricht vom Berliner Ministeriums-Maulwurf,
warum schleust die Apothekerlobby aufwändig jemanden ins
Gesundheitsministerium ein? Hätte es beim FDP-geführten Haus nicht auch ein
einfacher Anruf getan?
Man könnte über dieses Bonmot lachen, würde der Vorwurf nicht so schwer
wiegen. Die Apothekenlobby soll einen Datendieb im Gesundheitsministerium
platziert haben, der für die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
geheime Unterlagen beschafft hat. Wann immer es in den letzten beiden
Jahren um Interessen der Pharmaindustrie ging, wussten die Apotheker schon
längst Bescheid.
Nun kam heraus: Das Informationsleck klaffte im eigenen Haus, der
Systemadministrator des Ministeriums hatte Unterlagen und Mails gegen ein
Handgeld verkauft.
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr sagt nun, er sei „stinksauer“. Das
Ausspähen seiner Behörde sei „eine große Sauerei“. Sich „Stinksauer“,
mitunter auch „stocksauer“ zu geben, ist eine neue Mode unter Politikern,
die ihren Laden nicht im Griff haben.
Als Brandenburgs SPD-Ministerpräsident Matthias Platzeck im Mai einräumte,
dass der Eröffnungstermin des Flughafens Schönefeld nicht zu halten ist,
war er „stinksauer“. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) war im
Oktober „stocksauer“, weil ein Gericht die Hamburger Elbvertiefung gestoppt
hatte.
Nun also auch Daniel Bahr. Die Wortwahl wirkt sympathisch – auch ein
Minister ist nur ein Mensch, soll sie signalisieren. Zugleich aber lenkt
sie allzu leicht ab vom Versagen des Chefs. Ob Bahr es sich in dieser
Verteidigungsstellung gemütlich machen kann, wird man noch sehen.
12 Dec 2012
## AUTOREN
Anja Maier
## TAGS
Spion
Daniel Bahr
Apothekerlobby
Bundesministerium für Gesundheit
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