Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- „Liquid Feedback“ in Friesland: Einfach mal mitklicken
> Der Landkreis Friesland probiert aus, wie Bürgerbeteiligung im
> Internet-Zeitalter aussehen kann. Es ist ein Experiment über die Zukunft
> der Demokratie.
Bild: Übernahm die Idee von der Piratenpartei: Landrat Sven Ambrosy.
JEVER taz | Für Sönke Klug begann das Projekt, das seinem beschaulichen
Landkreis über die Grenzen Deutschlands hinaus Aufmerksamkeit bringen
sollte, mit einer E-Mail von seinem Chef. Ob er das denn kenne, fragte Sven
Ambrosy, Landrat des Kreises Friesland. Das klinge doch interessant.
Der Landrat schickte den Namen der Software mit: Liquid Feedback und den
Kontakt zu den Entwicklern. Ambrosy war auf das Programm aufmerksam
geworden, weil es von der Piratenpartei eingesetzt wird. Die Partei will
damit ihre Mitglieder schnell und unkompliziert in die Entscheidungsfindung
einbinden. Das müsste doch auch in einer Kommune funktionieren, dachte sich
Ambrosy. Mehr Bürgerbeteiligung per Mausklick. Mehr Mitbestimmung – im
Internet. Und zwar auf eine Weise, die flexibel direkte und repräsentative
Demokratie mischt. „Liquid Democracy“ heißt das Konzept hinter Liquid
Feedback. Alles im Fluss.
Sönke Klug ist 30 Jahre alt, er stammt aus der Gegend und kam vor
dreieinhalb Jahren zurück, um Pressesprecher des Kreises zu werden, ganz im
Norden Deutschlands gelegen. Sein schmuckloses Büro, Raum 317, zweiter
Stock im Landratsamt in Jever, ist seitdem die „Liquid Friesland“-Zentrale.
Sönke Klug ist Chef und einziger Mitarbeiter. Man merkt ihm an, wie er Spaß
daran gefunden hat, nicht nur über das zu sprechen, was die Verwaltung
macht, sondern auch selbst zu gestalten.
## Einsatz in Kommunen
Seit dem Frühjahr telefonierte er viel mit den Liquid-Feedback-Entwicklern
in Berlin, manchmal mehrfach am Tag. Schließlich musste die Software auf
die Bedürfnisse des Kreises angepasst werden. Für den Einsatz in Kommunen
hatten sie die Entwickler nämlich gar nicht vorgesehen. „Es war wie ein
Ping-Pong-Spiel“, sagt Klug. „Und es ging ziemlich in die Details.“
Am 9. November starteten sie die einjährige Testphase von „Liquid
Friesland“, mit dem die Friesländerinnen nun Vorschläge erarbeiten und
abstimmen können, über die dann der Kreistag befinden wird. „Weltpremiere
für Bürgerbeteiligung“ schrieb die Lokalzeitung am nächsten Tag stolz auf
der Titelseite.
Seitdem verschickt Sönke Klug jeden Tag, immer am frühen Nachmittag,
weitere Aktivierungscodes für die Plattform. 450 waren es bislang, gut 300
Bürger haben sich schonmal eingeloggt. Mit manchen davon hat dann Djure
Meinen zu tun. Er ist 41, nennt sich selbst „Digital Resident“ und „Exper…
für Netzkommunikation“. Ganz bewusst hat er sich für das Landleben
entschieden, er wohnt in Varel direkt am Feld. Beruflich ist er viel
unterwegs und erklärt zum Beispiel Verwaltungsbeamten, was Facebook ist.
## „Ehrenamtlicher Liquid-Friesland-Beauftragter“
Und jetzt, als „ehrenamtlicher Liquid-Friesland-Beauftragter“, will er mit
daran arbeiten, dass das Projekt ein Erfolg wird. Wer Fragen hat, wer nicht
weiß, wie die Software funktioniert, kann sich an ihn wenden. Meinen sagt,
halb im Spaß, halb im Ernst, dass er das Ziel habe, den Kreis internetmäßig
ganz nach vorne zu katapultieren.
Wo immer er unterwegs ist, erzählt Djure Meinen von „Liquid Friesland“, auf
Barcamps und auf der Messe „Moderner Staat“. Alle seien sie gespannt, sagt
er. Gespannt, was bei dem Experiment in Friesland herauskommt. Bei dem
Experiment über die Zukunft der Demokratie.
Wie die Software Liquid Feedback funktioniert, was Bürger in Friesland mit
ihr erreichen wollen und wie auch anderswo in Deutschland Ideen aus der
Piratenpartei in die etablierte Politik überschwappen, lesen Sie in der
Ganzen Geschichte „Mitklicken“ in der sonntaz vom 15./16. Dezember 2012. Am
Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde:
facebook.com/sonntaz/
14 Dec 2012
## AUTOREN
Sebastian Erb
## TAGS
Piratenpartei
Demokratie
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.