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# taz.de -- Homoehe in Frankreich: Kampf um Gleichberechtigung
> Nach den Gegnern zeigen sich jetzt die Befürworter der Homoehe auf
> Frankreichs Straßen. Die gesellschaftliche Mehrheit scheint aber
> unstrittig.
Bild: Für die Ehe auf der Straße: Teilnehmerinnen der Kundgebung in Paris
PARIS taz | Bevor in Frankreich Ende Januar die Parlamentsdebatte über die
Homoehe beginnt, findet die Auseinandersetzung mit Kundgebungen für und
gegen diese Gleichheit vor dem Standesamt auf der Straße statt. Bisher
hatten sich vor allem die Gegner aus kirchlichen und politisch sehr
konservativen bis offen homophoben Kreisen lautstark zu Wort gemeldet. An
diesem Wochenende waren es Zehntausende von Befürwortern, die einem Aufruf
des Dachverbands der Lesben, Gays, Bi- und Transsexuellen (Inter-LGBT)
folgten.
Am Samstag demonstrierten bereits jeweils Tausende in Marseille, Lyon,
Nantes, Lille und anderen Provinzstädten. Am Sonntag fand in Paris die
Großkundgebung für die Gleichberechtigung der Homosexuellen statt. Im
farbigen Umzug mit Zehntausenden nahmen auch zahlreiche Prominente aus
Politik, Kultur und Showbusiness teil.
Die Gegner haben mit ihrer aggressiven und reaktionären Ablehnung der
Homoehe nach Ansicht der sozialistischen Familienministerin Dominique
Bertinotti die Befürworter nur in ihrer Überzeugung bestärkt, dass die
Mobilisierung für diese Reform notwendig und richtig sei. Laut Bertinotti
handelt es sich um „ein Gesetz, das lediglich eine Anpassung an die
Entwicklung der Gesellschaft nachvollzieht“.
## Mehrheit dafür
Einer Umfrage im Auftrag der LGBT zufolge finden 90 Prozent der Befragten
die gleichgeschlechtliche Liebe als Form der Sexualität wie andere in
Ordnung, noch 1986 waren nur 54 Prozent und 1996 erst 67 Prozent dieser
Ansicht. Nur 7 Prozent sprechen heute von einer Perversion, 1986 waren es
immerhin noch 16 Prozent. Nur drei Prozent halten Homosexualität für eine
Krankheit, was 1986 noch 25 Prozent meinten. Dementsprechend befürwortet in
den Umfragen seit Jahren eine Mehrheit das Recht auf Ehe für alle. Unter
dem Ansturm der Gegner ist ihr Anteil von fast zwei Dritteln aber auf
bedenkliche 52 bis 60 Prozent gesunken.
Für die engagierten Befürworter der „Ehe für alle“ wäre es nur konseque…
dass man den Homopaaren im gleichen Zug das Recht auf Adoption und legalen
Zugang zu den Technologien der medizinisch unterstützten Fortpflanzung
gewährt. Das wiederum lehnen viele ab, die für die Homoehe wären. In
Zeitungskolumnen streiten seit Monaten schon Psychologen, Psychiater unter
sich und mit anderen Experten über die Frage, ob und wie sich eine
homosexuelle Elternschaft auf die Entwicklung der Kinder auswirke.
In der Regierungsvorlage sind aus juristischen Überlegungen die Ehe und die
Adoption gekoppelt. Präsident François Hollande will es dem Parlament
überlassen, mit einem Ergänzungsantrag auch die künstliche Befruchtung zu
integrieren, falls es die politischen Kräfteverhältnisse erlauben. Was er
selber darüber denkt, ist nicht klar. Die gestrige Demonstration war aus
der Sicht der Inter-LGBT auch eine Mahnung für Hollande und seine
Regierung, in diesen wichtigen Gesellschaftsdebatten vor der reaktionäre
Rechten keinen Millimeter nachzugeben.
16 Dec 2012
## AUTOREN
Rudolf Balmer
Rudolf Balmer
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