# taz.de -- Früherer Verteidigungsminister: Peter Struck ist tot | |
> Er konnte den Laden zusammenhalten, war ganz Parteisoldat: Peter Struck | |
> ist im Alter von 69 Jahren in Berlin an einem Herzinfarkt gestorben. | |
Bild: Peter Struck ist mit 69 Jahren gestorben. | |
BERLIN taz | Peter Struck zählte zu einer Spezies, die in einer auf | |
Selbstverwirklichung geeichten Welt eher im Verschwinden begriffen ist: zur | |
Spezies der Parteisoldaten. Als parlamentarischer Geschäftsführer der | |
SPD-Fraktion in Bonn in den 1990er Jahren und als Fraktionschef in der Ära | |
des Kanzlers Gerhard Schröder folgte Struck, Sohn eines Autoschlossers und | |
ein klassischer sozialdemokratischer Aufsteiger, einer klaren Direktive: | |
vermitteln, wenn es geht. Hart durchgreifen, wenn Kanzler oder die | |
Parteilinie in Gefahr sind. | |
Peter Struck konnte den Laden zusammenhalten – dazu gehörten auch Ansagen | |
von oben. Nach 9/11 kündigte er, ganz dem gelegentlich autoritären Habitus | |
der Sozialdemokraten verpflichtet, den Koalitionsbruch an, falls die Grünen | |
nicht mit nach Afghanistan marschierten. Sein Satz, die Sicherheit | |
Deutschlands würde am Hindukusch verteidigt, hat ihm fragwürdige | |
Berühmtheit beschert. | |
Als Rudolf Scharping 2002 als Verteidigungsminister nicht mehr haltbar war, | |
berief Schröder seinen verlässlichsten Genossen. Struck erfüllte die | |
Erwartungen des Kanzlers und tat das, was zu tun war. Strucks Metier war | |
nicht die politische Vision, die glänzende Analyse – sein Ethos war, dass | |
man anständig seinen Job macht. In seiner Zeit als Verteidigungsminister | |
von 2002 bis zum Ende der rot-grünen Regierung 2005 erlitt Struck einen | |
Herzinfarkt und einen Schlaganfall. | |
Nach dem Ende der Schröder-Regierung fiel Struck wiederum eine Art | |
Schlüsselposition im Maschinenraum der Macht zu. Er wurde wieder, wie schon | |
1998, SPD-Fraktionschef und sorgte mit CDU-Mann Volker Kauder auf der | |
Gegenseite dafür, dass die große Koalition reibungslos funktionierte. | |
## Im Zentrum, aber jenseits des Fokus der Öffentlichkeit | |
Es war eine typische Aufgabe für ihn: im politischen Zentrum, aber eher | |
jenseits des Fokus der Öffentlichkeit. Als Fraktionschef, stöhnten manche | |
SPD-Linken, trat er gelegentlich als Wiedergänger von Herbert Wehner auf, | |
der die Fraktion ebenfalls mit Zuckerbrot und Peitsche auf Linie zu bringen | |
pflegte. Allerdings sparte Struck, ganz Parteisoldat, auch nicht mit | |
unverhohlener Kritik an Angela Merkel, deren Konturlosigkeit ihm missfiel. | |
2009 bekundete er mit seltener Offenheit: „Merkel kann mich nicht leiden, | |
und ich kann sie nicht leiden.“ | |
Der Abschied von der Politik und der Rückzug ins Private fiel ihm 2009 | |
trotz gegenteiliger Bekundungen schwer. Er war das, was man ein political | |
animal nennt: jemand, der sich ganz und gar dem politischen Geschäft | |
verschrieben hat. | |
2010 übernahm er die Führung der SPD-nahen Friedrich-Ebert Stiftung - gegen | |
den Widerstand von SPD-Chef Sigmar Gabriel, der sich erfolglos jemand | |
Jüngeren auf dem Posten wünschte. Am Mittwoch ist Peter Struck im Alter von | |
69 Jahren in Berlin an einem Herzinfarkt gestorben. | |
19 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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Es mochten ihn selbst die, die seine politische Überzeugung für grundfalsch | |
hielten. Denn Peter Struck hat nie etwas vertreten, woran er nicht selbst | |
glaubte. |