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# taz.de -- Mark Warnecke startet mit 42 Jahren: Der Schwimm-Opa tut's noch ein…
> Mit nur einer Stunde Training am Tag will Mark Warnecke an seine alten
> Bestzeiten heranschwimmen. Er betrachtet das als Selbstversuch.
Bild: Wanecke verbessert 2009 mit der Staffel der SG Essen den deutschen Rekord…
taz: Herr Warnecke, Sie feiern bald Ihren 43. Geburtstag und kehren nach
knapp sechs Jahren Wettkampfpause ins Schwimmbecken zurück. Wer oder was
hat Sie auf diese Idee gebracht?
Mark Warnecke: Das ist ein reiner Selbstversuch. Ich bin nur daran
interessiert zu sehen, was noch geht. So könnte auch die Überschrift
unseres Gesprächs lauten. Mich treibt die Neugier.
Den Versuch, dem Alter zu trotzen, haben schon viele vor Ihnen unternommen.
Ja, aber die haben meistens ein Ziel wie eine WM-Teilnahme oder Ähnliches.
Das schließe ich eher aus. Dafür habe ich keine Zeit, selbst wenn das
Experiment funktionieren würde. Das ist kein klassisches Comeback.
Wann würden Sie von einem geglückten Experiment sprechen?
Wenn ich annehmbar gute Zeit schwimme. Wenn ich nur vier, fünf Zehntel von
meinen Bestzeiten entfernt bleiben könnte, wäre das schon spaßig. Damit
wäre ich in Deutschland ja noch konkurrenzfähig.
Warum brauchen Sie die große Bühne für Ihren Selbstversuch?
Hätte ich zu Hause einen Pool, könnte ich natürlich da schauen, ob ich
Leistung bringe. Aber dann wäre zu wenig Druck im Spiel. Um Leistungen zu
bringen, muss ich das schon auf einen großen Rahmen ziehen. Bei
irgendwelchen Stadtmeisterschaften wäre ich auch nicht richtig motiviert.
Wie fit sind Sie derzeit?
Ich komme von der Couch. Am Montagnachmittag hatte ich meine erste
Trainingseinheit. Und ich bin nicht frei von Alterserscheinungen: ein paar
Arthrosen, keine Kreuzbänder mehr in den Knien. In meinem Alter droht man
vor sich hin zu verfetten. Mein Selbstversuch ist eine Sache des Willens.
Alle in meinem Alter können noch an ihre Höchstleistungen anknüpfen, das
will ich zeigen. Deshalb versuche ich die Sache im Rahmen zu halten mit
nicht so viel Einsatz.
Zurück in die nationale Schwimmelite mit nicht so viel Einsatz?
Mit mehr Qualität als Quantität. Ich werde viermal die Woche eine Stunde
schwimmen. Dazu drei bis vier Mal eine Stunde Krafttraining. Insgesamt sind
das also sieben bis acht Stunden Training in der Woche.
Sind Sie ein Naturphänomen oder trainieren die anderen so schlecht?
Wenn das Experiment glücken sollte, müsste man das schon einmal überdenken.
Ich betrachte mich nicht als Naturphänomen. Das wäre schon ein kleiner
Spiegel, den ich den anderen vorhalten würde. Wir zählen ja nicht zu den
erfolgreichsten Nationen.
Es wäre ein Spiegel, in den der nationale Schwimmverband mit Schrecken
hineinschauen würde.
Es gibt ja viele Menschen, die gar nicht erst in den Spiegel gucken.
Interessant wäre das schon. Zumal die Amerikaner in ihren Trials die 50
Meter Strecken ins Programm genommen haben. Wenn sie das tun, wird es ja
meist danach olympisch. Das wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für den
nationalen Verband, den Nachwuchs speziell für 50 Meter qualitativ gut zu
trainieren.
Im Jahre 2005 wurden Sie noch einmal Weltmeister mit einer eigens
entwickelten Aminosäuren-Diät, die sich nach Ihrem Erfolg blendend
verkaufte. Haben Sie nun einen neuen Verkaufsschlager entwickelt?
Mein Versuch ist keine Werbekampagne. Ansonsten würde ich meinem Körper
nicht diese Qualen antun. Dann würde ich lieber einen Sportler kaufen und
den mit Aufklebern beschenken. Aber die Gewichtsreduktion ist mir auch
dieses Mal wichtig. Ich versuche sogar mit noch weniger Gewicht an den
Start zu gehen als bei der WM 2005.
Warum?
Da sehe ich einen Vorteil drin. Ob das stimmt, werde ich testen.
Wie viel weniger wollen Sie auf die Waage bringen?
Fünf bis zehn Kilo, so dass ich zwischen 90 und 95 Kilogramm
Wettkampfgewicht habe. Aber das ist bei dem Know-how, was ich habe, das
Einfachste für mich. Das läuft auch wie geschnitten Brot.
20 Dec 2012
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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