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# taz.de -- Neue E-Books bei Unglue.it: Die Rechtebefreier machen weiter
> Unglue.it sichert sich die Rechte von zwei weiteren Büchern. Die Website
> will bald das Werk einer American-Book-Award-Preisträgerin „befreien“.
Bild: Die klassische Verwendung eines E-Books ist an strikte Rechtsvorschriften…
Auf den lange erhofften zweiten folgte prompt der dritte Schritt. Die
Bücherbefreier von „unglue.it“ sind ihrem Traum, die Welt mit kostenlosen,
teilbaren E-Books zu bevölkern, ein kleines bisschen näher gekommen: Im
Dezember wurden zwei neue Bücher von der Leserschaft „freigekauft“ und
erscheinen nun unter einer Creative-Commons-Lizenz als E-Books. Als
Nächstes soll ein Preisträger des American Book Awards befreit werden.
[1][Unglue.it] „befreit“ Bücher nach einem einfachen Prinzip. Rechteinhaber
von Werken, die nicht mehr produziert werden, legen einen Betrag fest, für
den sie ihr Buch unter einer CC-Lizenz veröffentlichen würden. Leser und
Unterstützer spenden Geld und erhalten im Gegenzug kleine Geschenke wie
einen signierten Druck, eine Dankeskarte oder einen Brief. Ist der
Zielbetrag erreicht, erscheint das Buch als digitale Ausgabe, kostenlos und
ohne Verbreitungsschranken darf es kopiert, gedruckt und verschenkt werden.
So wie nun die Science-Fiction-Satire „The Third Awakening“ des bislang
eher unauffälligen Autors [2][Dennis Weiser]. 750 Dollar erhielt er von der
Lesergemeinde, seit Dezember ist sein Werk als [3][E-Book] erhältlich.
Lauren Pressley konnte für ihr Sachbuch „So You Want To Be a Librarian“
fast 2800 Dollar sammeln, eine digitale Version soll demnächst
bereitstehen.
Insgesamt drei Bücher – Nischenprojekte abseits des Mainstreams – sind es
nun, die seit dem Start der Plattform vor acht Monaten der Allgemeinheit
zugänglich gemacht wurden. Das mag wenig erscheinen angesichts der Masse an
Projekten, die täglich über Crowdfunding-Websites finanziert werden, aber
hinter Unglue.it verbirgt sich eine Idee, die das Korsett, in dem digitale
Bücher bislang stecken, lockern könnte. Unglue.it präsentiert eine neue,
dynamische Art des Umgangs mit digitaler Literatur.
## Nur Lesen ist erlaubt
Die klassische Verwendung eines E-Books ist an strikte Rechtsvorschriften
gekoppelt: Anders als beim Kauf eines Buches erwirbt der Käufer eines
E-Books kein Eigentum, sondern nur eine Nutzungslizenz. Er darf das Buch
auf seinem E-Reader lesen, nicht aber drucken, kopieren, verschenken oder
weiterverkaufen.
Kopierschutzmechanismen der Digitalen Rechteverwaltung (DRM) verhindern
Verbreitungen und sollen Urheberrechte schützen, erweisen sich in vielen
Fällen jedoch oft als Ärgernis. Ein E-Book auf einen anderen Reader zu
überspielen erweist sich mit legalen Mitteln als unmöglich, ein Werk
verleihen oder teilen kann nur, wer sich in der Zeit auch von allen anderen
Texten auf Kindle, Kobo oder oyo trennen kann.
Diese Strukturen will Unglue.it seit Mai 2012 aufbrechen. Viele große
literarische Werke, an denen keine Urheberrechtsansprüche mehr bestehen,
sind [4][//www.gutenberg.org/:online] bereits verfügbar. Ziel der
Bücherbefreier ist es, dasselbe mit moderner Literatur zu machen – und
Rechteinhaber angemessen zu entlohnen.
Dabei sah es lange so aus, als wäre der Traum von vornherein zum Scheitern
verurteilt. Im August wurde [5][das erste Buch] befreit, weitere Ambitionen
fielen jedoch einem technischen Problem zum Opfer: Amazon Payments, den die
Website für ihre Zahlungsabwicklungen nutzte, [6][verweigerte] die weitere
Zusammenarbeit.
## „Neues Verständnis“
Mittlerweile ist ein neuer Bezahlanbieter gefunden und langsam, Schritt für
Schritt, Buch für Buch, soll es weitergehen. „Wir haben gemerkt, dass das,
was wir mit eurer Hilfe machen wollen, nur sehr, sehr schwer zu erreichen
ist“, heißt es auf dem Blog der Website. „Unsere Aufgabe ist es, ein neues
Verständnis zu schaffen von dem, was Bücher sein können.“
Wertvolle Kollektivgüter, Erinnerungen, Herzensangelegenheiten, die man mit
der Welt teilen möchte. Und die mitunter preisgekrönt sind. [7][„Love Like
Gumbo“] soll als nächstes Buch befreit werden. Es erzählt die Geschichte
einer afro-amerikanischen, lesbischen jungen Frau in Los Angeles und die
schwierige Beziehung zu ihrer liebenden, aber vor allem einengenden Familie
aus den amerikanischen Südstaaten.
Die Autorin Nancy Rawles, die 1998 den American Book Award für ihr Werk
erhielt, ließ sich sofort vom Enthusiasmus der Bücherbefreier anstecken:
„Unglue.it ist eine kleine Revolution. Vielleicht wird es keinen
langfristigen Einfluss haben, wenn man nur ein Buch nach dem anderen
befreit – aber es gibt neue, wichtige Denkanstöße und bringt Schriftsteller
und Verlage dazu umzudenken, und Bibliotheken und Lesern E-Books weiträumig
zur Verfügung zu stellen.“ Glückt die Finanzierung, werden die
Bücherbefreier einen weiteren Schritt in Richtung ihres fernen Traums getan
haben.
4 Jan 2013
## LINKS
[1] http://unglue.it/
[2] http://www.smashwords.com/profile/view/dcw
[3] http://unglue.it/work/113782/
[4] http://(http
[5] http://unglue.it/work/81724/
[6] /Amazon-boykottiert-Unglueit/!100378/
[7] http://unglue.it/work/493/
## AUTOREN
Katalina Präkelt
## TAGS
E-Books
Cloud
Schwerpunkt Urheberrecht
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sie unter freier Lizenz zu veröffentlichen. Nun boykottiert Amazon solche
Zahlungen.
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