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# taz.de -- Presserabatte beim NDR: Es hat sich ausgehandelt
> Axel Springer hat es vorgemacht: Nun will auch der NDR seinen
> Journalisten per „Verhaltenskodex“ nahelegen, keine Vergünstigungen in
> Anspruch zu nehmen.
Bild: Presserabatte nicht mehr zeitgemäß finden auch Fluggesellschaften wie A…
„Ich selbst habe mein erstes Auto einst mit Journalistenrabatt gekauft, wie
viele andere Kollegen auch“, räumt Andreas Cichowicz ein. Der
NDR-Chefredakteur glaubt nicht daran, dass Rabatte für seinen Berufsstand
zu Käuflichkeit führen. Und dennoch will sein Haus jetzt konsequenter als
bisher vorbeugen – auch um nicht „hinter den Standards anderer
Medienunternehmen zurückzufallen“.
Cichowicz meint damit unter anderem den Axel-Springer-Verlag. Deren
Journalisten verbieten die hausinternen journalistischen Leitlinien schon
lange, irgendwelche Vergünstigungen in Anspruch zu nehmen. Am Donnerstag
stellt die juristische Abteilung des NDR nun auf einer internen
Diskussionsrunde einen überarbeiteten Verhaltenskodex vor – als Ergänzung
zur Dienstanweisung gegen Korruption, die alle öffentlich-rechtlichen
Sender haben.
Ein Kodex, schränkt Chichowicz ein, sei allerdings auch nur „eine
gemeinsame Verabredung unseres Hauses mit den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern, aber – ähnlich wie in großen Verlagshäusern – keine
verbindliche Dienstvorschrift“.
Wie viele offizielle Presseausweise im Umlauf sind, den insgesamt sechs
Verbände auf Antrag herausgeben, lässt sich nicht lückenlos aufklären. Die
beiden Gewerkschaften Deutscher Journalisten-Verband (DJV) und Deutsche
Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU) sehen sich nicht in der Lage,
aus dem Stand eigene Zahlen zu präsentieren, ebenso nicht die
Fotografenvereinigung Freelens.
Der Sportjournalistenverein VDS wiederum schafft diese Transparenz: knapp
2.500 dieser Plastikkarten verschicke er jedes Jahr. Hinzu kommen Ausweise
der beiden Verlegerverbände BDZV und der VDZ. Sie allein gehen zusammen von
mindestens 25.000 Stück pro Jahr aus.
## Weit über 50.000 Presseausweise
Damit lässt sich nur mutmaßen, wie viele es in der Summe sind. Weit über
50.000 Ausweise, schätzen manche in den Verbänden, womöglich sogar an die
100.000, denn: Ausweise bekommt auch, wer in Pressestellen arbeitet.
Die Ausweise wurden natürlich erfunden, damit Journalisten recherchieren
können. Dass es dabei nicht blieb, zeigt das Portal
[1][pressekonditionen.de] – eine Seite, die penibel alle
Rabattmöglichkeiten für die Medienbranche auflistet: von Autokonzernen wie
Audi über Technikanbieter wie Philips bis hin zu Fluggesellschaften wie
Condor.
„Wir gehen inzwischen davon aus, dass Journalistenrabatte häufig allein
eine weitere Methode für den Abverkauf sind“, mutmaßen auf Nachfrage die
Betreiber des Portals, das 20.000 Abonnenten seines Newsletters über neue
Rabatte informiert. „Viele Rabatte bewegen sich zwischen 5 und 15 Prozent“,
heißt es seitens der Betreiber, die ihren Namen nicht in den Medien sehen
wollen. Und: Nachlässe in dieser Größenordnung gewährten auch viele Händler
jedermann beim Feilschen im Geschäft.
## Verzicht auf Journalistenrabatte
Hinzu kommt, dass erste Konzerne wieder auf Journalistenrabatte verzichten:
Air Berlin, die Bahn und die Deutsche Telekom. „Heute muss kein freier
Journalist mehr der Telekommunikationskosten wegen am Hungertuch nagen“,
sagt Telekom-Sprecher Dirk Wende. Aufwand und Nutzen stünden heute „nicht
mehr im rechten Verhältnis“.
In der Berichterstattung habe sich das nicht niedergeschlagen, sagt
Cichowicz. So stehe die Bahn überall in der Kritik, obwohl sie Bahncards an
Journalisten zum halben Preis ausgab. Dennoch wolle der NDR lieber jedem
denkbaren Anschein der Befangenheit vorbeugen.
17 Jan 2013
## LINKS
[1] http://pressekonditionen.de
## AUTOREN
Daniel Bouhs
## TAGS
NDR
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