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# taz.de -- Fußballer Asamoah über seine Karriere: „Das tut sehr, sehr weh�…
> Gerald Asamoah über die Realität des Rassismus im Fußball, wie es ist,
> Affengeräusche zu hören und warum es so schwer fällt, die Karriere zu
> beenden.
Bild: „Ich gehe voran, um für die Leute zu kämpfen, die es nicht so einfach…
taz: Herr Asamoah, es wird derzeit viel über Rassismus im Fußball
diskutiert. In Italien hat Kevin-Prince Boateng vom AC Mailand nach
Schmährufen den Platz verlassen, sein Team folgte ihm. Hätten Sie sich so
eine Solidaritätsaktion auch mal in der Bundesliga gewünscht?
Gerald Asamoah: Zuerst einmal ist so etwas immer eine Bauchentscheidung.
Wenn man in solch einer Lage ist, fühlt man sich so schlecht, dass man
nicht weiß, was man tun soll. Es ist schön, dass Boateng Zivilcourage
gezeigt hat. Und ich finde es super, dass das Team ihm gefolgt ist.
Bei Hansa Rostock standen Sie kurz nach der WM 2006 bei einem Pokalspiel im
Zentrum rassistischer Anfeindungen. Hätten Sie sich vorstellen können, dass
Ihnen damals Ihre Schalker Mannschaft gefolgt wäre?
Das ist schwer zu sagen. Ich weiß es nicht. Ich habe mich damals bewusst
entschieden, auf dem Platz zu bleiben, damit die Leute das Spiel nicht
kaputt machen können.
Boatengs Entscheidung finden Sie dennoch gut.
Ja, man muss ein Zeichen setzen. Entweder so oder so. Es war wichtig, dass
auch die anderen Zivilcourage gezeigt haben.
Diese Solidarität haben Sie bei Ihren Nationalmannschaftskollegen nach dem
Spiel in Rostock vermisst.
Ich habe die Nationalmannschaft angesprochen, weil sie das Land
repräsentiert. Und Ballack war als Kapitän der Kopf der Mannschaft. Wenn er
etwas sagt, wiegt das sehr, sehr viel.
Haben Sie Ballack darauf angesprochen?
Nein. Das ist auch keine persönliche Kritik an ihm. Ich wollte einfach nur
sagen: Wenn solche Leute wie Ballack oder aber auch Philipp Lahm, die
großes Ansehen genießen, zu solchen negativen Vorfällen mehr sagen würden,
könnten wir viel erreichen.
Warum beziehen Ihre Teamkollegen so selten Position?
Viele sind mit dem Thema nicht so vertraut und wissen nicht, wie sich
solche Anfeindungen anfühlen. Deshalb fand ich es sehr schön, dass Miroslav
Klose die Reaktion Boatengs und seiner Teamkollegen gelobt hat. Das löst
etwas aus bei den jungen Leuten, wenn ihre Vorbilder sagen: Das geht nicht,
wir müssen das bekämpfen.
Sie sagen, aufgrund Ihrer Prominenz könnten Sie sich besser gegen
Anfeindungen wehren.
Wir reden über negative Geschichten, die mir widerfahren sind und die alle
kennen. Aber wer weiß, was gerade jetzt irgendwelchen Andersfarbigen in
Deutschland passiert. Ich weiß durch meine Freunde, wie es denen im Alltag
ergeht. Ich gehe voran, um für die Leute zu kämpfen, die es nicht so
einfach haben wie ich.
Was können Sie machen?
Ich will immer über dieses Thema reden. Wie das ist, ausgepfiffen zu
werden, mit Bananen beschmissen zu werden, diese Affengeräusche zu hören.
Das tut sehr, sehr weh. Es ist enorm schwer für uns, damit umzugehen. Ich
finde es schade, dass man immer nur darüber redet, wenn etwas passiert. Das
ist das Problem.
Sie schreiben in Ihrer Autobiografie von der Stimmung der Toleranz während
der WM 2006 und von der Realität des Rassismus, die sich danach wieder
offenbart habe …
Es ist ja sehr viel besser geworden. Was vor mir dunkelhäutige Spieler wie
Souleyman Sane, Tony Baffoe und Anthony Yeboah erlebt haben, war noch viel
schlimmer.
Aber?
Ich habe mich nur gefragt: Wie kann es sein, dass wir so eine schöne WM
haben, und ein paar Wochen später wird ein Spieler, der auf dem Platz stand
und alles dafür getan hat, die gemeinsamen Ziele zu erreichen, auf einmal
ausgepfiffen. Das Rassismusproblem ist immer noch da.
Dem Dortmunder Torhüter Roman Weidenfeller haben Sie vorgeworfen, Sie
während eines Spiels als „schwarzes Schwein“ beschimpft zu haben.
Ich werde nie im Leben sagen, dass Weidenfeller ein Rassist ist. Auf dem
Platz passieren sehr viel Sachen, und man macht im Leben einmal Fehler.
Mich hat nur gestört, dass Weidenfeller, der ja für drei Spiele gesperrt
wurde, es abgestritten hat und nicht den Mut hatte, zu sagen: „Asa, das war
scheiße von mir, es tut mir leid.“
Haben Sie mit Ihrer Nationalmannschaftskarriere etwas im Denken der
Deutschen verändert?
Ich denke schon, dass die Akzeptanz von Menschen mit anderer Hautfarbe
größer geworden ist. Es macht mich vor allem stolz, zu sehen, dass mir ja
einige andere gefolgt sind: Cacau, Owomoyela, Odonkor.
Ist Ihr Buch so eine Art Abschiedsschrift aus dem bezahlten Fußball?
Klar nähere ich mich mit 34 Jahren dem Karriereende. Man weiß aber nie
genau, wann Schluss ist.
Wenn Sie den Klassenerhalt mit Fürth schaffen, wie Sie propagieren, wäre
das doch ein schöner Schlusspunkt.
Wollen Sie mich jetzt zwingen aufzuhören? Es ist sehr, sehr schwer, zu
sagen, morgen ist Schluss.
Haben Sie einen Plan für die Zeit danach? Als erster afrodeutscher
Bundesligatrainer könnten Sie wieder ein Vorreiter sein.
Darüber reden wir noch einmal. (lacht) Das wäre schon reizvoll, aber bis
dahin ist es noch ein weiter Weg.
18 Jan 2013
## AUTOREN
Johannes Kopp
Johannes Kopp
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Fußball
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Greuther Fürth
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