# taz.de -- „Die Männer der Emden“: Liebe, Wüste und stürmische See | |
> Deutsche Soldaten 1914: Sie fühlen, kämpfen und trotzen Naturgewalten und | |
> alles vor romantischer Kulisse. Berengar Pfahls Abenteuerfilm fehlt das | |
> Genre. | |
Bild: Nach dem Schiffbruch muss Hellmuth von Mücke (Sebastian Blomberg) mit Ka… | |
„Die Männer der Emden“ von Berengar Pfahl will ein großformatiger deutsch… | |
Abenteuerfilm sein. In Cinemascope! In der Wüste! Mit tapferen Männern, | |
liebenden Frauen, finsteren Intrigen, schurkischen Offizieren, einem | |
sorgenvollen Befehlshaber und sehr vielen Sonnenuntergängen. Stürmisch ist | |
die Liebe, stürmisch ist die See, weshalb einmal ein Matrose vom Mast | |
fällt. Zum Glück ist ein Rettungsring zur Hand. Puh! | |
1914, Erster Weltkrieg, 50 deutsche Matrosen sitzen auf dem Trockenen, denn | |
ihr Schlachtschiff ist gerade im Indischen Ozean versenkt worden. Mutig, | |
wie es deutsche Soldaten nun mal sind, schlagen sie sich bis nach Berlin | |
durch, trotzen auf Segelschiffen Orkanen, foppen die britische Marine, | |
balancieren auf Kamelen durch Saudi-Arabien und überleben Sandstürme. | |
Das klingt schlimmer, als es ist. Wirklich Böses, etwa ein Bauchschuss im | |
Gefecht mit ordnungsgemäß hinterhältigen Beduinen, trifft nur den dafür | |
vorgesehen Oberstleutnant von Schulau (Jan Henrik Stahlberg). Der will | |
nicht nur desertieren, sondern ist überhaupt ein Lump. Er hortet heimlich | |
Wasserflaschen, während die Mannschaft Durst leidet. Dafür wird er | |
ordentlich von dem edlen Oberstleutnant Carl Overbeck (Ken Duken) | |
ausgeschimpft, damit beim Publikum kein Zweifel bleibt, wer hier böse, wer | |
gut ist. | |
## Zuckersüße Musik | |
Der schneidige Overbeck darf sich im Schützengraben in der Wüste von einer | |
türkischen Wissenschaftlerin (Sibel Kekilli) anschmachten lassen, ehe er am | |
Ende die schöne Maria (Felicitas Woll) in Armen hält und der kaiserlichen | |
Marine den Rücken kehrt. Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch | |
immer in Schweden. | |
Die Musik ist zuckersüß, dramatisch wallend, wenn Gefahr naht; mit | |
weinenden Geigen, wenn das glückliche Ende bevorsteht. Ein Film wie | |
Softeis, zwei Stunden lang. | |
„Die Männer der Emden“ will großes Kino imitieren, ist aber ein Genrefilm | |
ohne Genre, in dem die Hybris in Persiflage zu kippen scheint, eine Fusion | |
von angeberischen production values und Trash. | |
Am Ende gibt es noch ein bisschen pazifistische Moral. Krieg ist irgendwie | |
doch doof. Und „Die Männer der Emden“ ist nur ein Zweiteiler fürs ZDF. | |
„Die Männer der Emden“. Regie: Berengar Pfahl. Mit Sebastian Blomberg, Ken | |
Duken u.a. Deutschland 2012, 115 Min. | |
31 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
Stefan Reinecke | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Erster Weltkrieg | |
Sibel Kekilli | |
Dokumentarfilm | |
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