# taz.de -- Spitzensport: Nebenbei noch die Meisterschaft | |
> SPITZENSPORT Randy Bülau ist Spielmacherin bei den Handball-Frauen des | |
> Buxtehuder SV, die in der Bundesliga um den Titel spielen. Zum | |
> finanziellen Überleben aber braucht die 31-Jährige einen zweiten Job. | |
Bild: Werktags der Schreibtisch in der Sparkasse, am Wochenende die Handball-Ha… | |
BUXTEHUDE taz | Der Schreibtisch von Randy Bülau ist gut sortiert, die | |
Projektunterlagen sind sauber in grüne Mappen gefasst, daneben steht die | |
Tasse Tee. Bülau ist angestellt in einer Bank, sie trägt Hosenanzug und | |
lächelt freundlich. Wenige Stunden später in der Trainingshalle des | |
Buxtehuder SV ist das Bild ein etwas anderes. | |
Kraftvoll setzt die 31-Jährige zum Sprungwurf an und der Ball zischt an der | |
Torhüterin vorbei ins Netz. Als Spielmacherin des aktuellen Tabellenführers | |
der Frauenhandball-Bundesliga gehört sie zu den Leistungsträgerinnen des | |
Teams – eine erfahrene Spielerin, die auch schon in der Nationalmannschaft | |
spielte. | |
Spitzenhandball in Buxtehude, das bedeutet für Spielerinnen wie Bülau einen | |
Zeitaufwand wie im Profisport. Trainiert wird jede Woche acht Mal: fünf Mal | |
abends, drei Mal vormittags. Dazu kommen noch ein bis zwei Spiele pro | |
Woche. Bei Auswärtsfahrten nach Göppingen oder Trier sitzen die | |
Spielerinnen manchmal einen halben Tag im Bus. Sie brechen am frühen Morgen | |
auf und kommen spät in der Nacht zurück. | |
Vom ihrem Sport leben können die Spielerinnen nicht. „Wir brauchen ein | |
zweites Standbein, für schwere Verletzungen, für die Zeit nach der Karriere | |
und einfach zum Leben“, sagt Bülau. Vollprofis gibt es in der | |
Frauenhandball-Bundesliga kaum. Nur einige ausländische Spielerinnen setzen | |
ganz auf den Sport, mal wegen mangelnder beruflicher Alternative, mal, weil | |
sie geringere Ansprüche haben. Für mehr als ein gutes Taschengeld reichen | |
die Sponsorengelder nicht. | |
Auch wenn die Buxtehuder Sporthalle Nord bei jedem Heimspiel rappelvoll | |
ist, beschränkt sich die Medienpräsenz auf Regionalzeitungen und | |
Fachmedien, TV-Übertragungen gibt es höchstens beim Bundesliga-Finale. Aber | |
neidisch auf die männlichen Kollegen und ihre Gehälter aus dem | |
Profihandball oder gar dem Fußball ist Bülau nicht. „Nur auf den Handball | |
zu setzen, wäre mir zu wenig. Ich genieße beide Seiten. An meinem | |
Arbeitsplatz spielt Sport kaum eine Rolle und im Training bekomme ich den | |
Kopf gut frei.“ | |
Dafür nimmt sie auch in Kauf, dass sich in ihrem Terminkalender kaum Lücken | |
finden. Von sechs bis 21 Uhr ist fast jeder Tag durchgeplant. Unterstützung | |
erhält sie dabei von ihrem Arbeitgeber, der Sparkasse Harburg-Buxtehude, | |
der gleichzeitig auch Teamsponsor ist. Ihre knapp 25 Stunden Arbeitszeit | |
als Projektmanagerin sind aufgeteilt in Homeoffice und feste Zeiten am | |
Schreibtisch. Für Auswärtsfahrten oder Lehrgänge mit der | |
Nationalmannschaft, bis vor einem Jahr bei Bülau noch ein wichtiges Thema, | |
bekommt sie frei. | |
Die Freiheiten werden ihr bewusst gelassen, vorausgesetzt natürlich, die | |
Leistung am Arbeitsplatz stimmt. „Ich habe genauso Vorgaben wie meine | |
Kollegen, auch wenn ich weniger Termingeschäfte mache, sondern eher an | |
langfristigeren Projekten arbeite. Aber am Ende zählt die Leistung hier und | |
nicht meine Rolle als Handballerin.“ | |
Die gebürtige Flensburgerin Bülau hat eine Ausbildung zur | |
Informatikkauffrau bei einer Bank gemacht und ein duales Studium zur | |
Betriebswirtin absolviert. „In dieser Zeit bin ich zwischen dem Studienort | |
Hannover und Buxtehude gependelt. Das hat natürlich mental und körperlich | |
geschlaucht. In solchen Phasen mussten meine Mitspielerinnen so manches Mal | |
meine Launen aushalten.“ | |
Ans Kürzertreten hat die 31-Jährige trotzdem nie gedacht. „Klar gibt es mal | |
Tage, an denen man sich zum Training quält, aber die Mannschaft und unsere | |
Erfolge pushen mich immer wieder.“ Nichtsdestotrotz bedeutet die | |
Doppelbelastung auch Verzicht. Als Bülau mit 16 Jahren auf ein | |
Sportinternat wechselte, gingen viele ihrer Klassenkameraden für ein Jahr | |
ins Ausland, Rucksackreisen nach dem Abitur oder lange Partys fielen dem | |
Sport zum Opfer. | |
Auch heute ist Urlaub nur in der trainingsfreien Zeit in der Sommerpause | |
möglich, dann hat die Mannschaft zwei bis drei Wochen frei, also bis auf | |
ein paar Fitnessaufgaben. „Ich lebe mein Leben gerne so. Der Handball gibt | |
mir schließlich auch Momente, die andere Menschen nicht haben.“ | |
5 Feb 2013 | |
## AUTOREN | |
Birk Grüling | |
## TAGS | |
Duale Ausbildung | |
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