# taz.de -- Tempelhofer Feld: Das weite Feld der Mitsprache | |
> BürgerInnen diskutieren die Entwürfe des Senats. Inwiefern dies in die | |
> weitere Planung einfließt, ist aber unklar. Gegner der Bebauung sprechen | |
> von "Farce". | |
Bild: Mit und ohne Schnee schön: das Tempelhofer Feld. | |
Für viele BesucherInnen im Tempelhofer Flughafengebäude ist es am Samstag | |
zunächst nicht ganz einfach zu erkennen, was eigentlich vor sich geht. An | |
den Wänden sind Schautafeln mit bunten Plänen aufgestellt, davor stehen ins | |
Gespräch vertiefte Grüppchen, stets begleitet von jungen Menschen mit | |
Zetteln und Stiften in den Händen. Ab und an wird etwas auf diese Zettel | |
geschrieben und an eine der Stellwände gepinnt. „Warum ist der Radweg nicht | |
breiter?“ steht da, oder: „Vertreten die Politiker das Interesse der | |
Investoren?“. | |
Die Veranstaltung nennt sich „Stadtwerkstatt Tempelhofer Freiheit“, | |
eingeladen hat die Tempelhof Projekt GmbH, die vom Senat mit der Gestaltung | |
des Feldes beauftragt ist. Nachdem am Mittwoch der neue „Masterplan“ für | |
das Gelände vorgestellt wurde (siehe Kasten), soll es nun Gelegenheit zum | |
Austausch „auf Augenhöhe“ geben, sagt Martin Pallgen, Sprecher der | |
Tempelhof Projekt GmbH. Und zur Beteiligung: „Was auf den Zetteln steht, | |
wird später ausgewertet und in den Planungsprozess mit einfließen.“ | |
Das mit der Augenhöhe sieht hier allerdings nicht jeder so – am wenigsten | |
wohl die AktivistInnen der Bürgerinitiative „100 % Tempelhofer Feld“, die | |
kürzlich gut 28.000 Unterschriften für ein gänzlich unbebautes Feld | |
gesammelt haben. „Diese Veranstaltung ist eine Farce und hat mit | |
Bürgerbeteiligung nichts zu tun“, sagt Rolf Peinert von der Initiative. | |
„Immer sollen die Leute hübsch was auf Zettel schreiben, und immer wird | |
versprochen, das einfließen zu lassen. Gleichzeitig werden Fakten | |
geschaffen, ohne die Bürger nur ansatzweise mit einzubinden“. | |
Viele der BesucherInnen sind im Hinblick auf das Feld organisiert, ob nun | |
als KleingärtnerIn oder NaturschützerIn, im Quartiersmanagement oder im | |
Sportverein. In den Gesprächen wird deutlich, wie unterschiedlich die | |
Wünsche und Ängste bezüglich der Feldentwicklung sind. Birgit Brozatus von | |
der Turngemeinde in Berlin (TiB), die eine Sportanlage am Columbiadamm | |
betreibt, erzählt, dass die vielen Interessen oft gegeneinander ausgespielt | |
würden: „Uns wurde zum Beispiel gesagt, dass der Fahrradweg mitten durch | |
die Sportanlage führen soll, sei nun mal unbedingter Bürgerwille.“ Als | |
Gelegenheit, sich noch mal über die Pläne zu informieren, nutze sie die | |
Veranstaltung zwar gern – von den PlanerInnen übergangen fühlt sie sich | |
jedoch trotzdem. | |
Einige sind auch ganz privat hier, wie der Frankfurter Thomas Hammer. Er | |
kommt so oft wie möglich nach Berlin, um auf dem Tempelhofer Feld | |
windsurfen zu gehen, „denn das geht nirgendwo so gut wie hier“. Hammer ist | |
begeistert von der Veranstaltung: „Die vielen Informationen und die | |
Möglichkeit, dass ich hier meine eigenen Ideen einbringen kann, finde ich | |
toll.“ Mit den Plänen selbst ist allerdings auch er nicht ganz zufrieden: | |
„Ich war schon überrascht von der Größe der Baugebiete. Eine Randbebauung | |
ist das für mich nicht mehr.“ | |
10 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Malene Gürgen | |
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