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# taz.de -- Timberlakes neues Album: Der Allround-Entertainer
> Justin Timberlake surft mit seinem Album „The 20/20 Experience“ über
> kanonisierte Oberflächen. Dahinter steckt die Angst vor dem
> Kontrollverlust.
Bild: Justin Timberlake performt den Popstar alter Schule.
Nun geht sie zu Ende, die Themenwoche Justin Timberlake. Kein Tag ohne
Weckruf mit neuen News von Justin. Letzten Samstag stellt er sich bei
„Saturday Night Live“ im Tofukostüm auf die Bühne. Dann hat er Beef mit
Kanye West, ein paar Tage später begräbt er ihn salomonisch einseitig in
Jimmy Fallons Talk Show, genau dort, wo er am Mittwoch als Teil eines
Barbershop-Quartetts seinen Hit „Sexyback“ aufführt. Puh! Was kann der
eigentlich nicht?
Gestern erschien dann sein neues Album „The 20/20 Experience“. Aber – don…
call it a comeback. Gut gehalten hat er sich eh und in den sieben Jahren
seit seinem letzten Werk war er Modedesigner, Labelchef und – am
erfolgreichsten – Schauspieler. Ganz postcinematisch verschwammen dabei
Rolle und Darsteller.
In „The Social Network“ investiert Timberlakes Charakter in ein soziales
Netzwerk, und was macht der echte Justin? Gibt Millionen für eine
Beteiligung am Profilfriedhof MySpace aus, den er als Werbefläche in
eigener Sache nutzt. Von der Versiertheit, mit der Justin Bieber per
Twitter zu den Fans spricht, ist Justin Timberlake weit entfernt.
Stattdessen performt er den Popstar alter Schule. Zusammen mit Jay-Z, dem
Prototyp des Selfmade-Millionärs, rappt Timberlake auf „Suit and Tie“ über
die Sexyness von Business-Anzügen. Passend dazu präsentiert er den Song bei
den Grammys in Schwarzweiß als Hommage an die goldene Zeit von Frank
Sinatra.
## Hiphop oder Elvis
Bei „Wetten dass?“ covert er Elvis, bei Fallon rappt er sich durch ein
Medley aus HipHop-Klassikern. Eine Lebenshälfte nach der Trennung seiner
Boyband N’Sync erfindet sich Timberlake als Allround-Entertainer neu. Und
auch „The 20/20 Experience“ ist ein Trip durch die Popgeschichte, der
zeitgenössische R&B-Standards bedient und gleichzeitig links liegen lässt.
Stattdessen versuchen sich Timberlake und seine Produzenten J-Roc und
Timbaland an einer digital produzierten Neuformulierung des Goldenen
Zeitalters von Soul, Funk und R&B. Auf „Little Pusher Girl“ verlieren sie
sich in psychedelischen Funkläufen, „Blue Ocean Floor“ ist eine Ballade,
auf der sich Timberlake über Sprengseln von rückwärts abgespielten Gitarren
und luftigen Keyboards ins diesseitige Nirwana fleht.
Das ist zwar weitab von Radioformaten, aber dennoch eine
Grenzüberschreitung mit Kalkül: So klingt man als gereifter Künstler.
Dahinter steckt die Angst vor dem Kontrollverlust. Weil er nichts zu
verlieren hatte, war sich Timberlake bei seinem Debüt 2002 mit aller Kraft
in die futuristisch synkopierten Beats seines Produzenten Timbalands, heute
surft er über kanonisierte Oberflächen. Für die Zukunft bleibt kein Platz
mehr.
17 Mar 2013
## AUTOREN
Christian Werthschulte
## TAGS
Pop
Musik
Justin Timberlake
Großbritannien
Justin Bieber
Justin Timberlake
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