# taz.de -- Uwe Krupp über die Kölner Haie: „Gute Spieler machen gute Coach… | |
> Uwe Krupp über den Playoff-Start in der Eishockey-Liga DEL, die | |
> Herausforderungen als Vereinstrainer, die Titelchancen der Haie und seine | |
> kölsche Identität. | |
Bild: Titelfavoriten im Duell: Kölner Haie (weiße Trikots) und Adler Mannheim… | |
taz: Herr Krupp, Sie sind in Ihrer zweiten Saison bei den Kölner Haien zum | |
Trainer des Jahres in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gewählt worden. | |
Toll, oder? | |
Uwe Krupp: Es ist ein besonderes Gefühl, Anerkennung für unsere Arbeit als | |
Trainerteam von den Kollegen und Managern aus der DEL zu bekommen. Mein | |
Co-Trainer Niklas Sundblad hat großen Anteil an unserem Erfolg, unsere | |
gesamte Sportliche Leitung. Der wichtigste Punkt ist aber: Gute Spieler | |
machen gute Coaches, und wir haben eine gute Gruppe zusammen. | |
Sie haben die DEL-Hauptrunde mit Köln auf Platz zwei abgeschlossen, | |
punktgleich mit Spitzenreiter Mannheim. Hätten Sie vor der Saison geglaubt, | |
dass es so gut laufen würde? | |
Es ist immer schwer abzuschätzen, da die Mannschaften leistungsmäßig nah | |
beieinander liegen. Ich habe damit gerechnet, dass Mannheim oben ist, dass | |
Berlin oben ist, Ingolstadt, Hamburg. Und dass wir hoffentlich in diesem | |
Mix mit drin sind. Es hat gut geklappt, wir haben eine gute Hauptrunde | |
gespielt. | |
Im letzten Jahr kamen die Haie über die Pre-Playoffs ins Viertelfinale und | |
scheiterten in vier Spielen an Berlin. Vor der Saison soll es ein Gespräch | |
mit den Haie-Gesellschaftern gegeben haben, die fragten, was man tun müsse, | |
um diesmal Meister zu werden. Ist das wahr? | |
Ja, so ungefähr. Sie waren zufrieden mit der Art, wie unsere Mannschaft | |
gespielt hatte, und mit der Resonanz der Fans in Köln. Die Frage war: Was | |
müssen wir tun, um den nächsten Schritt zu machen? Wie können wir uns | |
verbessern, damit wir eine Chance haben, das Viertelfinale zu gewinnen? Wir | |
mussten dafür die ein oder andere Personalentscheidung treffen. | |
Mussten Sie nicht auch mehr Geld für das neue Personal ausgeben? | |
Ja, es waren aber nicht nur finanzielle Entscheidungen. Wir hatten Spieler, | |
die wollten langfristige Verträge, sie waren aber Leistungsträger in | |
Zeiten, in denen die Haie zwischen dem zehnten und dem 14. Platz standen. | |
Wir wollten frischen Wind hineinbringen und haben das Team umgekrempelt. | |
Bei den Neueinkäufen hatten sie eine brillante Quote: Alle sieben haben | |
eingeschlagen, Ihr schwedischer Verteidiger Andreas Holmqvist ist zum | |
Spieler des Jahres gewählt worden. | |
Dazu gehört natürlich auch Glück. Wir konnten die Mannschaft schon früh | |
zusammenstellen. Das hat geholfen. Und wir wussten, was wir wollten: Vor | |
allem in der Offensive wollten wir besser werden. | |
Bevor Sie zu den Haien kamen, waren Sie sieben Jahre | |
Eishockey-Bundestrainer. Was haben Sie dazugelernt im neuen Job? | |
Es ist gibt Unterschiede. Die Nationalmannschaft spielt fast immer aus | |
einer Außenseiterposition. Damit hast du eine andere Spielauslegung als mit | |
einem Team, das du zusammenstellst, und du sagst: Wir haben mehr Talent als | |
die anderen Teams – oder zumindest als einige andere. | |
Macht es mehr Spaß, nicht mehr der Coach eines Underdogs zu sein? | |
Es macht mir grundsätzlich mehr Spaß, eine Mannschaft zu haben, die sich | |
Torchancen erspielen kann – anstatt zu hoffen, dass der Gegner mal einen | |
Fehler macht. Du bist mehr am Drücker, das ist auch für die Spieler besser. | |
Nach der guten Hauptrunde wird in Köln jetzt in den Playoffs viel von den | |
Haien erwartet, stört Sie das? | |
Nein, in Köln tendieren die Sportfans recht schnell zu hohen Erwartungen, | |
aber in diesem Jahr ist das etwas Positives, weil wir uns diesen Optimismus | |
verdient haben. Wir wissen, wie schwer es wird, im Viertelfinale gegen | |
Straubing zu bestehen. Es ist ein starker Gegner, der Augsburg | |
niedergekämpft hat und die Pre-Playoff-Serie verdient gewonnen hat. | |
Sie haben 20 Jahre in Nordamerika gelebt und in der NHL gespielt, sind aber | |
gebürtiger Kölner. Als Haie-Trainer bekommen Sie es mit kölscher Folklore | |
zu tun. Wie verkraften Sie das? | |
Das macht mir nichts aus, ich sehe das als einen Teil meines Jobs an. Ich | |
versuche, die Kölner Haie so gut wie möglich zu repräsentieren. Bei allem | |
Spaß würde ich allerdings nichts machen, was ich nicht machen möchte. | |
Sie treten rational und pragmatisch auf. Als Sie damals zurück nach | |
Deutschland kamen, sprachen Sie Deutsch mit starkem amerikanischem Akzent. | |
Es wirkt seltsam, wenn man versucht, aus Ihnen das Kölsche herauszukitzeln. | |
Es ist ganz klar, dass ich Kölner bin. Meine Freunde, die Leute, mit denen | |
ich aufgewachsen bin, die wissen das. Ich war zwar lange weg, aber in Köln | |
wirst du ganz schnell reintegriert und ein textsicherer Sänger von | |
Karnevalsliedern. | |
Könnten Sie tatsächlich „Mer losse d’r Dom in Kölle“ singen? | |
Klar, das habe ich als kleines Kind gelernt. Meine Großeltern hatten ein | |
Farbengeschäft auf der Severinstraße, zwei Häuser neben der Familie | |
Niedecken. Ich bin komplett kölsch, aus dem urigsten Teil von Köln. Deshalb | |
ist mir das Emotional-Euphorische der Kölner auch nicht fremd. Man muss nur | |
beobachten, wie meine Mutter bei einem Spiel mitfiebert, dann weiß man, aus | |
welcher Ecke ich komme. Das andere habe ich mir antrainiert. | |
Fällt es Ihnen schwer, sich zusammenzureißen? | |
Mittlerweile nicht mehr. Ich versuche meine Reaktionen und Emotionen | |
während meiner Arbeit mit der Mannschaft durch einen Filter zu werfen, der | |
nur das durchlässt, was dem Team oder dem Spieler nach meinem Ermessen | |
hilft, die beste Leistung abzurufen. Mir als Spieler hätte es nicht | |
geholfen, wenn ich einen hysterischen Choleriker hinter der Bank gehabt | |
hätte. | |
20 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Christiane Mitatselis | |
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Sotschi 2014 | |
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