# taz.de -- Fotoverbot der Oper Köln gebilligt: Die Macht über die Bilder | |
> Das Oberverwaltungsgericht von NRW bestätigt: Die Oper Köln darf selbst | |
> entscheiden, wer fotografiert. Journalistenverbände protestieren. | |
Bild: Von außen darf sie jeder fotografieren, von innen nicht: Die Kölner Ope… | |
Darf ein Opernhaus selbst darüber entscheiden, welcher Fotograf bei einer | |
Premiere Fotos schießen darf? Zumindest die Oper Köln darf das – so | |
urteilte am vergangenen Mittwoch das Oberverwaltungsgericht des Landes | |
Nordrhein-Westfalen in Münster. Hintergrund: Der Axel-Springer-Verlag hatte | |
gegen die Stadt Köln als Trägerin der Oper geklagt – weil das Opernhaus | |
einem Fotografen der Bild-Zeitung 2009 verwehrt hatte, Fotos von der | |
Premiere der dort aufgeführten Inszenierung von „Samson und Dalila“ zu | |
machen. | |
Ein Fall, der Cornelia Haß besorgt: „Fotojournalisten müssen befürchten, | |
dass man sie, wenn dieser Fall Schule macht, auch von anderen | |
Veranstaltungen ausschließt“, so die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen | |
Journalistinnen- und Journalisten-Union. | |
Auch andere Vertreter von Journalistenverbänden kritisieren das Urteil | |
scharf. Sie sehen darin einen Einschnitt in die Pressefreiheit. „Das Urteil | |
des Oberverwaltungsgerichts schränkt die freie und ungehinderte | |
Bildberichterstattung über eine Opernaufführung ein, die hoch umstritten | |
war“, sagt Michael Konken, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten | |
Verbands. | |
Die Kölner Inszenierung von „Samson und Dalila“ hatte 2009 bereits vor der | |
Premiere Aufsehen erregt, nachdem sich mehrere Sänger aufgrund einiger | |
Szenen krankgemeldet hatten. Denn die Inszenierung enthielt zum Teil | |
drastische Gewaltdarstellungen, zu denen auch eine | |
Massenvergewaltigungsszene zählt. | |
## Angst vor Voyeurismus | |
Die Oper Köln befürchtete offenbar Sensationsberichterstattung seitens der | |
Bild-Zeitung durch voyeuristische Aufnahmen und erteilte ihrem Fotografen | |
ein Fotoverbot. Diesen Schritt begründete das Opernhaus offiziell mit dem | |
Interesse an einer ungestörten Premiere. Der Anwalt des Springer-Verlags | |
hatte argumentiert, die Oper dürfe der Bild nicht von vornherein eine | |
rechtswidrige Berichterstattung unterstellen. | |
In dem Verfahren um diesen Fall, das sich bereits in zweiter Instanz | |
befand, sollte allgemein geklärt werden, ob die Oper verpflichtet ist, | |
Fotojournalisten bei Premierenaufführungen Aufnahmen zu gestatten. Laut dem | |
Urteil des Gerichts ist dies weder durch den presserechtlichen | |
Auskunftsanspruch noch durch die grundrechtlich geschützte Presse- und | |
Informationsfreiheit gerechtfertigt. | |
Die Oper Köln sei allerdings verpflichtet, auf Anfragen von Journalisten | |
Auskunft zu erteilen, so die Richter. Wie diese Auskunft konkret aussehe, | |
sei der Oper jedoch selbst überlassen. Für Bildberichte stünde Journalisten | |
ausreichend Pressematerial mit Probenfotos zur Verfügung, so die | |
Urteilsbegründung. | |
## Der Urheber als Filter | |
Nur: Durch vorausgewählte Bilder bestimmt die Oper letztlich selbst, was | |
von öffentlichem Interesse ist und was nicht. Dieser Auffassung ist auch | |
Alexander Koch, Geschäftsführer des Bundesverbands der Pressebild-Agenturen | |
und Bildarchive: „Der Zwang zur Verwendung von PR-Fotos als Ersatz für | |
eigene Bildberichterstattung konterkariert den journalistischen Auftrag der | |
Presse. Eine objektive Bildberichterstattung wird hierdurch unmöglich | |
gemacht.“ | |
Der Kölner Fall ist nur ein Beispiel dafür. Cornelia Haß etwa sieht | |
Fotografen auch bei Konzerten vor oft absurde Arbeitsbedingungen gestellt. | |
So komme es dort vor, dass Fotografen nur während der ersten drei Lieder | |
Bilder schießen dürfen. | |
Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts gibt derlei Verhalten der | |
Kulturbranche gegenüber Fotografen aber nun recht. Es leidet die | |
Objektivität der Berichterstattung. Eine Revision ist nicht möglich, dem | |
Springer-Verlag bleibt nur die Möglichkeit, sich über das Urteil zu | |
beschweren – beim Bundesverwaltungsgericht. | |
19 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Daniel Blum | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
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