# taz.de -- Saarbrücken-„Tatort“: Eine Handvoll Langeweile | |
> Stereotype Rockerszene, langweilige Story, schöne Landschaftsbilder: Der | |
> Saarbrückener Tatort ist ziemlich öde. Nichtmal Devid Striesow kann ihn | |
> retten. | |
Bild: Kommisar Stellbrink und die Rocker, auf einer wunderschönen Straße im S… | |
Langhaarige Lederbären sitzen am Lagerfeuer. „Was los?“, fragt einer. | |
„Nicht's los“, lautet die fade Antwort. Jäh unterbrechen Schüsse die lahme | |
Rocker-Idylle. 53 Kugeln feuert jemand mit einer Uzi auf das Hauptquartier | |
der „Dark Dogs“ ab. | |
Anderer Schauplatz: Rüde, ein Mitglied der Rockergang, wird in der Nacht | |
nach der Uzi-Ballerei tot aufgefunden. Er soll mit seiner Harley | |
verunglückt sein. Ob's da einen Zusammenhang gibt? Das will Ermittler Jens | |
Stellbrink (Devid Striesow) herausfinden. Der Anfangsdialog beschreibt | |
treffend, was los ist im Saarbrückener Tatort: nämlich nichts, nada, | |
niente, null, gar nix. | |
Bereits der erste Tatort des Ermittlerduos Stellbrink/Marx im Januar war | |
schlecht. „Eine Handvoll Paradies“, so lautet der poetisch anmutende Titel | |
des neuen Tatorts, ist richtig schlecht. | |
Konnte man beim letzten Mal getrost nach 20 Minuten ausschalten, dann kann | |
man diesmal gewiss sein: Man braucht gar nicht erst einschalten. An | |
Striesow liegt es nicht. Der ist zweifelsohne ein guter Schauspieler. Aber | |
selbst der hellste Stern verblasst, wenn die Story zum Gähnen, die | |
restliche Besetzung durchschnittlich und die Spannungskurve gleich Null | |
ist. | |
Elisabeth Brück – Kommissarin Lisa Marx -, kann man eigentlich auch keinen | |
Vorwurf machen. Sie ist höchstens Nebendarstellerin, wirkt sie durch ihre | |
durchgängig schwarzen Outfits doch fast schon unsichtbar in manchen Szenen. | |
Gab es da nicht mal so eine Regel, beim Fernsehen dürfe man kein Schwarz | |
tragen, außer bei Beerdigungen? Zwischendurch glänzt Brück mal kurz, kann | |
Fachwissen über die Rocker-Szene preisgeben. Woher sie diese Expertise | |
nimmt, bleibt im Dunkeln. Wie so vieles in diesem „Krimi“. | |
## Schöne Bilderbuchstraßen | |
Stellbrink gibt sich, wie schon in seinem ersten Tatort, betont witzig. Es | |
wirkt ein wenig lächerlich, wie er auf seinem knallroten Moped | |
schlangenförmig über Straßen des Saarlands knattert und versucht, im | |
Alleingang die missratene Erzählung zu retten. Auffällig schöne | |
Bilderbuchstraßen sind das jedoch. Eingesäumt von weiten Kornfeldern, | |
goldenen Heuballen und immer im Hintergrund: große Windräder, die sich | |
beharrlich drehen. Herrlich malerisch, dieses Saarland. | |
Fast scheint es, als hätte das Fremdenverkehrsamt dem Saarländischen | |
Rundfunk ein paar Scheine in die klamme Kasse geschoben. Anders sind die | |
pittoresken Landschaftsaufnahmen nicht zu erklären. Schroff wird man aber | |
immer wieder aus der Idylle zurück in die staubtrockene Handlung gezogen. | |
Zwischendurch, so viel sei verraten, klingt mal kurz eine sanfte | |
Liebes-Geschichte an. Wäre die restliche Story nicht so furchtbar, wäre sie | |
sogar ein wenig romantisch. | |
Schade um Striesow, schade um den Sonntagabend. | |
Saarbrücken-„Tatort“: „Eine Handvoll Paradies“; Sonntag, 20.15 Uhr, ARD | |
7 Apr 2013 | |
## AUTOREN | |
Celestine Hassenfratz | |
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