# taz.de -- Schlechte Luft: Stickoxide über Altona | |
> Klage gegen Hamburg wegen Gesundheitsgefährdung seiner Einwohner. Mit der | |
> Eindämmung des Autoverkehrs soll die Stadt die Grenzwerte für Schadstoffe | |
> einhalten | |
Bild: Überschrittene Grenzwerte, aber dennoch ist die Luft in Hamburg noch nic… | |
Klage gegen Hamburg wegen Gesundheitsgefährdung seiner Bürger haben der | |
Umweltverband BUND und der private Kläger Matthias Pätzold vor dem | |
Verwaltungsgericht eingereicht. Pätzold wohnt an der hoch belasteten | |
Max-Brauer-Allee in Altona und beruft sich auf Vorschriften der EU: „Es | |
kann doch nicht sein, dass Hamburg sich achselzuckend darüber hinwegsetzt. | |
Ich erwarte, dass der Senat wirklich alles dafür tut, um die | |
Schadstoffwerte zu senken“, so Pätzold. | |
Nach Angaben des BUND sind in Hamburg rund 220.000 Menschen einer | |
Stickoxidbelastung ausgesetzt, die als gesundheitsgefährdend gilt. Doch der | |
Senat schiebe das Problem auf die lange Bank, kritisiert Manfred Braasch, | |
Landesgeschäftsführer des BUND: „Dies ist unverantwortlich und widerspricht | |
dem geltenden europäischen Recht.“ Erst im Februar hatte die Europäische | |
Kommission deshalb den Antrag Hamburgs abgelehnt, die von der Kommission | |
vorgegebene Frist bis zum 1. Januar 2015 zu verlängern. Hamburg habe nicht | |
nachgewiesen, dass die Einhaltung des NO2-Grenzwertes bis dahin erreicht | |
werden könne. | |
Die Kläger hoffen nun, dass das Gericht die Stadt dazu verpflichten wird, | |
rasch einen neuen Luftreinhalteplan zu erstellen, der nachweisbar dazu | |
geeignet ist, die Stickstoffdioxidwerte zu reduzieren. Dazu müssten alle | |
Kreuzfahrtschiffe im Hafen mit Landstrom versorgt werden sowie der | |
Straßenverkehr deutlich verringert werden. Möglich wäre dies etwa mit einer | |
strengen Umweltzone oder einer City-Maut. | |
Die EU hatte am 20. Februar in einem Schreiben an die Stadt den im | |
September 2012 vorgelegten Luftreinhalteplan für wirkungslos erklärt. Sie | |
halte an ihrer Einschätzung fest, so die EU-Kommission, „dass der | |
NO2-Jahresmittelwert im Jahr 2015 trotz der mitgeteilten zusätzlichen | |
Maßnahmen weiterhin über dem zulässigen Wert liegen wird“. In einem | |
internen Papier hatte die Umweltbehörde selbst eingeräumt, dass eine | |
Verbesserung der Luftqualität nur „mit sehr einschneidenden | |
verkehrsbeschränkenden Maßnahmen möglich“ sei – ohne diese aber zu | |
ergreifen. „Wir setzen auf Innovation und Bewusstseinswandel der | |
Bevölkerung, um den Zeitraum der Überschreitung möglichst kurz zu halten“, | |
kommentierte Kerstin Graupner, Sprecherin der Umweltbehörde, den blauen | |
Brief aus Brüssel. | |
Klägeranwalt Rüdiger Nebelsieck ist optimistisch, dass die Klage | |
erfolgreich sein wird: „In München oder Wiesbaden haben Gerichte den | |
betroffenen Privatpersonen und Verbänden in nahezu identischen Verfahren | |
Recht gegeben“, so Nebelsieck. Mit einer Entscheidung in Hamburg rechnet er | |
noch in diesem Jahr. | |
5 Apr 2013 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Luftverschmutzung | |
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