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# taz.de -- Erdgas-Umstellung erfordert neue Düsen: Neues Gas für Millionen
> Weil die Förderung des fossilen Brennstoffs in Europa zurückgeht, startet
> bereits in drei Jahren ein riesiges Umbauprogramm. Viele Haushalte müssen
> umrüsten.
Bild: Demnächst wird nur noch das energiereiche H-Gas aus den Brennerdüsen ko…
BERLIN taz | Die Gaswirtschaft bereitet sich erstmals mit einem konkreten
Zeitplan auf das Ende der Gasförderung in Deutschland und beim wichtigen
Exporteur Niederlande vor. Für Millionen Verbraucher bedeutet das
technische Anpassungen ihrer Heizungen auf Gas aus anderen Quellen – und
steigende Preise.
Vor allem in Niedersachsen sind sie ein vertrautes Bild: Abgezäunte Areale
mit Stahltanks auf Äckern, auf denen Erdgas gefördert wird. Rund 11 Prozent
des Erdgasaufkommens in Deutschland kommt noch aus inländischen Quellen.
Doch ein Ende der Förderung wird immer konkreter.
Seit 1995 sind die Vorräte nach Zahlen der Gaswirtschaft von 330 auf 100
Milliarden Kubikmeter geschrumpft. Die jährliche Fördermenge hat sich
derweil auf 10,8 Milliarden Kubikmeter nahezu halbiert. Bis 2018 rechnet
der Dachverband der Erdöl- und Erdgasproduzenten WEG mit einem Rückgang um
weitere 30 Prozent.
Das ist noch nicht alles: Ende vergangenen Jahres erreichte Bundesregierung
und Netzbetreiber eine überraschende Nachricht aus den Niederlanden. Darin
kündigte der holländische Energiekonzern Gasunie an, den Export nach
Deutschland wegen der zurückgehenden Förderung bereits ab 2021 zu drosseln
und 2030 komplett einzustellen. Derzeit kommen noch 23 Prozent des
hierzulande benötigten Gases aus dem Nachbarstaat.
Was den Brennstoff aus Deutschland und Holland so besonders macht: Im
Gegensatz zu Gas aus Russland, Norwegen oder Großbritannien hat es einen
niedrigeren Methangehalt und damit schlechteren Brennwert.
Vor allem Heizungen und Industrieanlagen im Norden und Westen Deutschlands
sind an dieses sogenannte L-Gas angepasst.
## H-Gas aus Russland
Bei einem Wechsel auf energiereicheres H-Gas aus zum Beispiel russischen
Quellen müssten Heizungen und Kraftwerke in den betroffenen Regionen auf
eine geringere Gas- oder eine höhere Luftmenge eingestellt werden.
Ohne den Austausch von Düsen oder die Neujustierung der Luftzufuhr könne es
bei älteren Heizkesseln zur Bildung von giftigem Kohlenmonoxid kommen,
erklärt Dieter Stehmeier vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks.
Solche Anpassungen haben einige Städte bereits vor Jahren vollzogen, doch
nach neuesten Prognosen der Gasnetzbetreiber soll die Versorgung ab 2016
flächendeckend auf das länger verfügbare H-Gas umgestellt werden. Im
Netzentwicklungsplan Gas nannten die Firmen vor einigen Tagen erstmals
betroffene Regionen.
## Bis zu 4 Millionen Haushalte betroffen
Zwischen 2016 und 2018 sollen fünf kleinere Netzgebiete in Niedersachsen
und eines in Nordrhein-Westfalen umgestellt werden. Bis 2023 sollen weitere
größere Regionen wie Bremen, Osnabrück, Düsseldorf, Bonn und Frankfurt
folgen. Nach Angaben des Gasverbands DVGW werden in Deutschland vier bis
fünf Millionen Heizungen und andere Geräte mit L-Gas betrieben.
Die Kosten für die Umstellung einer Heizung liegen bei etwa 120 bis 250
Euro. Die Ausgaben für den Bau von Leitungen und sogar die Anpassung von
Heizungen würden aber auf alle Gasverbraucher umgelegt, sagte eine
Sprecherin der Behörde auf Anfrage.
Details der Umstellung erarbeiten der Energieverband BDEW und die
Netzagentur derzeit in einer Kooperationsvereinbarung, die bereits im
Oktober in Kraft treten soll.
16 Apr 2013
## AUTOREN
Manuel Berkel
## TAGS
Erdgas
Netzbetreiber
Erdbeben
RWE
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