# taz.de -- Berlin City Tax: Touristen übernachten teurer | |
> Übernachtungssteuer für Touristen geplant. Kulturszene will beteiligt | |
> werden. Hotelverband kündigt Klage an. | |
Bild: Immer eine Reise wert. Die East Side Gallery in Berlin | |
Wer in Berlin Urlaub macht, muss künftig eine Übernachtungssteuer von fünf | |
Prozent auf die Netto-Hotelrechnung bezahlen, die sogenannte City Tax. Das | |
hat am Dienstag der rot-schwarze Senat beschlossen. Stimmt auch das | |
Abgeordnetenhaus zu, gilt diese Steuer, die jährlich rund 25 Millionen Euro | |
einbringen soll, ab dem 1. Juli. Der Hotelverband Dehoga kündigte deswegen | |
eine Klage von Hoteliers an. Umstritten ist zudem die Aufteilung der | |
Steuereinnahmen. | |
Erste Überlegungen zu einer solchen Steuer gab es 2010 in einzelnen | |
Bezirken. Die Reaktion war weitgehend ablehnend – ein | |
CDU-Wirtschaftspolitiker sah damals einen „Einreisezoll für Touristen“. Im | |
Herbst 2011 jedoch sprachen sich die neuen Regierungspartner SPD und CDU in | |
ihrem Koalitionsvertrag bereits für eine City Tax ab 2013 aus, ließen sich | |
aber Zeit für eine Prüfung. Denn in anderen Städten hatte es Rechtsstreite | |
um die Zulässigkeit einer solchen Steuer gegeben. Finanzsenator Ulrich | |
Nußbaum (parteilos) hält sie nun für rechtssicher. Das liege daran, dass | |
die Steuer nur für Privatreisende gelten soll, nicht für jene, die | |
beruflich unterwegs sind. | |
Die neue Steuer sollen die Hotelbetriebe kassieren, aber auch | |
Jugendherbergen, Campingplätze und Vermieter von Ferienwohnungen, und in | |
der Regel monatlich ans Finanzamt weiter leiten. Wer beruflich reist, kann | |
das auf einem Formular angeben und braucht dann keine Steuer zu zahlen, | |
soll das aber dem Übernachtungsbetrieb belegen. | |
Die Dehoga hält das nicht nur für „gar nicht durchführbar“. Sie verweist | |
auch auf Aussagen von Datenschützern, wonach die Frage zum Reisezweck gar | |
nicht zulässig ist. Der Verband kündigte Widerstand vor Gericht an. Man | |
könne zwar nicht selbst klagen, unterstütze aber die Hoteliers. „Die Klage | |
wird kommen“, hieß es am Dienstag. | |
Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Frank Jahnke, der sich | |
2010 noch ablehnend äußerte, steht zwar heute hinter der Entscheidung des | |
Senats. Aber auch er warnt davor, den Hoteliers zu viel Kontrollfunktion | |
aufzubürden. „Das darf nicht so sein, dass die Hoteliers zu | |
Hilfs-Finanzbeamten werden“, sagte Jahnke der taz. | |
Offen ist, wozu die vom Senat erwarteten 25 Millionen Euro jährlich aus der | |
City Tax dienen sollen. Eine Initiative namens „Haben und brauchen“ fordert | |
100 Prozent der Einnahmen für die freie Kulturszene, weil die „maßgeblich | |
zu Berlins Image als Kunstmetropole“ beitrage. Nußbaum verwies darauf, dass | |
es keine rechtliche Festlegung gibt, das Geld für einen bestimmten Zweck zu | |
verwenden. Er könne sich aber vorstellen, Busparkplätze oder | |
Hotelleitsysteme auszubauen. SPD-Politiker Jahnke sprach sich dafür aus, | |
der freien Szene „einen Teil“ der City Tax zukommen zu lassen. | |
23 Apr 2013 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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